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0739 - Varneys Rache

0739 - Varneys Rache

Titel: 0739 - Varneys Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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rustikal und wäre von Reiseprospekten sicher als »typisch«, bezeichnet worden - wenn diese Gaststätte je in einem Reiseprospekt aufgetaucht wäre. Was, wie Zamorra vermutete, aber auch in ferner Zukunft nie der Fall sein würde.
    »Was ist mit den Arbeitern auf der Burg. Wo wohnen die?«, wollte er wissen.
    »Haben oben ein paar Schlafsäle eingerichtet«, sagte der Dicke gelangweilt. Obwohl er keine Miene verzog, schien er sich an der hilflosen Wut seines Gegenübers zu weiden. »Sie können ja nachfragen. Vielleicht ist da was frei.«
    »Nein, danke«, sagte Nicole giftig.
    Ein Knall ließ die beiden Dämonenjäger herumfahren. Eine dralle, rothaarige Frau Mitte vierzig war lautstark durch eine Tür, die offenbar in den Wohnbereich des Hauses führte, eingetreten.
    »Eginald«, sagte sie scharf. »Haben wir nicht noch ein freies Zimmer im ersten Stock?«
    Offenbar hatte die Dame des Hauses das Gespräch mitgehört. Und wie es aussah, stand der gute Eginald ganz mächtig unter dem Pantoffel, denn seine Selbstzufriedenheit war mit einem Mal wie weggeblasen.
    »Ach, das Zimmer…«
    »Oder können wir es uns leisten, ein paar Lei auszuschlagen? Jetzt, wo ein Mord das Geschäft so richtig ankurbelt?«
    »Sicher nicht, Liebes.«
    Die Wirtsfrau kam näher und reichte Zamorra und Nicole die Hand.
    »Mein Mann ist ein Idiot«, sagte sie, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Innerlich grinsend beobachtete Zamorra, wie der schmerbäuchige Wirt sich unter ihren Worten wand wie unter Peitschenhieben.
    »Aber nicht doch«, erklärte er. »So ein Zimmer kann man doch mal vergessen.«
    Eginald starrte Zamorra an, als wolle er ihn auf der Stelle töten.
    Bevor es dazu kam, zeigte ihnen seine Gattin, die sich als Frau Behr vorstellte, das Zimmer. Es war kein Palast, auch wenn das Geld, das die Wirtin ihnen dafür abnahm, diese Vermutung nahe legte. Offensichtlich war sie erheblieh geschäftstüchtiger als ihr Mann. Aber wenigstens war der Raum sauber.
    »Wie kommen wir zur Burg?«, wollte Zamorra von der Wirtin wissen.
    »Was wollen Sie denn da?«, fragte Frau Behr misstrauisch zurück.
    »Man muss doch die hiesigen Sehenswürdigkeiten kennen lernen«, entgegnete Nicole schnippisch.
    »Da gibts nicht viel zu sehen. Die Polizei hat alles abgesperrt.«
    Zamorra spielte den Ahnungslosen. »Die Polizei?«
    »Es wird jemand vermisst. Aus Deutschland. Die wollten aus der Bruchbude eine Touristenattraktion machen. Völliger Blödsinn, wenn Sie mich fragen. Wer sollte sich hierher schon verirren?«
    Zamorra widersprach ihr nicht.
    ***
    »Was wollen Sie?«
    Der Polizeileutnant aus Hermannstadt warf sich in Pose. Von einem dahergelaufenen Ausländer wollte er seine Autorität nicht in Frage stellen lassen. Und vor den neugierigen Augen seiner Kollegen schon gar nicht.
    Zamorra seufzte. Es würde nicht einfach werden, diesen übereifrigen Beamten dazu zu überreden, dass Nicole und er sich etwas umschauen konnten. Es war ein unglücklicher Zufall, dass sie fast zeitgleich mit einer Polizeiabordnung aus Hermannstadt in Kronsberg eingetroffen waren. Nachdem Christine Mertens immer noch nicht wieder aufgetaucht war, wollten die Beamten den mutmaßlichen Tatort noch einmal gründlich unter die Lupe nehmen.
    Zamorra seufzte. Dass er recht oft mit der Polizei und anderen Behörden zusammenarbeitete, half ihm hier nicht weiter. Selbst in Lyon hatte er erst vor kurzem erhebliche Probleme mit den Uniformierten gehabt, weil gerade Chefinspektor Robin verschwunden war und weder seine Assistenten noch der Staatsanwalt erreichbar waren. Gut, sie hatten beide Fehler gemacht, er und Nicole, aber die Starrköpfigkeit der Beamten hatte ihn doch bestürzt, und um ein Haar wäre es ihnen dadurch nicht gelungen, den Chefinspektor und einige andere Personen rechtzeitig aus der Gewalt einer Dämonin und ihrer Rattenhorde zu retten. [1]
    Hier war nicht Frankreich. Hier war Rumänien. Und hier wurde das Wort Amtsautorität noch besonders groß geschrieben.
    Sie standen auf dem Burghof. Die Arbeiten in dem Gemäuer ruhten. Die zur Untätigkeit verdammten Arbeiter rauchten Zigaretten, tranken Wodka und beobachteten amüsiert das Gespräch zwischen dem Franzosen und dem Leutnant, den Zamorra gerade Mal auf Mitte zwanzig schätzte.
    Offenbar glaubte der, seine Jugend durch ein besonders aufgeplustertes Auftreten wettmachen zu müssen. Auch einige Leute aus dem Dorf waren da, vermutlich Bauern, die gerade Fleisch, Gemüse und Obst lieferten. Sie trugen

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