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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Bäumen entschwunden war, nahm Dorian die Verfolgung auf.
    Plötzlich ein Schrei. Er kam aus der Richtung, in die Aranaz geflohen war.
    Dorian sah zwischen den Bäumen einen mächtigen Schatten auftauchen. Zuerst waren keine Einzelheiten zu erkennen, denn die Gestalt war in Pelze gehüllt. Aber dann hob der Hüne den Kopf - und Dorian sah ein bläuliches Gesicht und das einzelne Auge.
    Torto!
    Der Zyklop stieß ein furchterregendes Gebrüll aus. Wahrscheinlich war er von Miguel Aranaz aus seinem Versteck gescheucht worden, denn nach den Aussagen der Basken war er viel zu feige, um von sich aus anzugreifen.
    „Ich komme, Senor Aranaz!" rief Dorian. „Halten sie aus!"
    Ein Schuß krachte. Der Zyklop stieß wieder ein wütendes Gebrüll aus. Plötzlich stemmte er eine Gestalt hoch und hob sie über den Kopf, um sie gegen einen Baum zu schleudern.
    Dorian zögerte nicht den Bruchteil einer Sekunde. Er riß das Gewehr hoch, zielte kurz auf die Stirn des Zyklopen und drückte ab. Dorian war froh, das Gewehr nicht mit Silberschrot, sondern mit Silberkugeln geladen zu haben. Andernfalls hätte er nicht sicher sein können, daß nicht auch Miguel Aranaz getroffen wurde.
    Die Detonation des Schusses war noch nicht verklungen, da sah Dorian über Kimme und Korn hinweg, daß sich das Auge des Zyklopen rot verfärbte. Er hatte das Auge des Zyklopen getroffen.
    Torto taumelte brüllend zurück, ließ sein Opfer fallen und flüchtete in den Wald hinein. Seine animalischen Klagelaute waren noch zu hören, als Dorian Miguel Aranaz erreichte.
    Der Baske bewegte sich noch. In seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck - eine Mischung aus Abscheu und grenzenlosem Staunen.
    „Er - ist der Vater", kam es über seine Lippen, bevor er das Bewußtsein verlor.
    Dorian ließ ihn vorerst liegen und holte Hilfe. Wenige Minuten später war er mit drei anderen Männern und einer Bahre zurück. Sie betteten Miguel Aranaz darauf und brachten ihn zu einem Wagen, mit dem sie ihn nach Hause fuhren. Inzwischen hatten die anderen bereits einen Arzt verständigt. Dorian ließ es sich nicht nehmen, Miguel Aranaz in sein Haus zu bringen und bei ihm zu bleiben. Er war sicher, auf der richtigen Spur zu sein.
    Was waren die letzten Worte des Basken gewesen?
    „Er ist der Vater."
    Meinte er den Torto? Und hieß das, daß er sich bisher für den Vater des Zyklopenjungen gehalten hatte?
    Dorian wollte so lange in diesem Haus bleiben, bis er das herausgefunden hatte.

    Torto verspürte einen schwachen Schlag gegen den Kopf, dann wurde es auf einmal finster. Er konnte nichts mehr sehen.
    Der Schrei, der aus seinem Rachen kam, war nicht aus Schmerz geboren, sondern aus Wut darüber, daß man ihm das Augenlicht genommen hatte. Er war blind.
    Er ließ sein Opfer einfach fallen und stürzte davon, bevor man ihm noch mehr Schaden zufügen konnte.
    Den pochenden Schmerz über seiner Nasenwurzel spürte er kaum, aber ohne sein Auge war er völlig hilflos.
    Dabei hatte er sich so danach gesehnt, noch einmal seinen Sohn zu sehen! Und wie sollte er in sein Versteck bei den Caseadas de Cotatuero zurückfinden?
    Aber das war gar nicht so wichtig. Sein Leben war ohnehin sinnlos geworden. Ein blinder Torto war nichts wert. Er hatte nur noch einen Wunsch: daß seinen Sohn nicht das gleiche Schicksal ereilte. Aber Tirso war in Sicherheit. Er wurde von der Schwarzen Familie beschützt.
    Torto blieb stehen und lauschte. Um ihn war es still. Nur in weiter Ferne hallten die Schüsse der Jäger durchs Tal. Niemand verfolgte ihn.
    Vorerst war er also in Sicherheit. Aber wie sollte es weitergehen? Er konnte seine Feinde nicht einmal sehen, würde ihnen ein leichtes Ziel bieten.
    Er war verloren. Doch bevor er starb, wollte er noch einmal seinen Sohn aufsuchen. Wenn er ihn schon nicht sehen konnte, wollte er wenigstens seine Stimme hören, ihn berühren, seine Nähe spüren.
    Er schlug alle Warnungen seiner Dämonenbrüder in den Wind und wandte sich in die Richtung, die sein Instinkt ihm wies. Er mußte nicht sehen können, um den Weg zu seinem Sohn zu finden. Selbst wenn er sich am anderen Ende der Welt befände, würde ihn sein Instinkt zum Ziel führen.
    Torto wußte nicht mehr, wie lange er durch den Wald geirrt und dabei allen verdächtigen Geräuschen in weitem Bogen ausgewichen war; doch er spürte, daß das Versteck seines Sohnes nicht mehr allzu weit entfernt war.
    Plötzlich schlug etwas in seinen Nacken. Torto wollte schon nach hinten greifen, um das Tier, oder was immer es

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