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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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und den Nacken ab. Der Puppenmann war verschwunden.

    Inez Aranaz war eine schöne Frau. Nicht einmal das streng zurückgekämmte Haar vermochte die Sanftheit ihres Gesichts zu beeinträchtigen, und das unvorteilhafte Kleid konnte die Rundungen ihres Körpers nicht verbergen.
    So schön ihr Gesicht aber auch war, es wirkte irgendwie verhärmt. Um ihre Mundwinkel waren tiefe Furchen des Leids eingekerbt. Noch flammte in ihren dunklen Augen gelegentlich das zügellose Temperament der Jugend auf, doch meistens waren sie melancholisch verschleiert. Diese Frau, die vielleicht noch nicht einmal dreißig Jahre war, konnte bereits in den nächsten Monaten um Jahre altern.
    Dorian erkannte das, als er ihren bewußtlosen Mann ins Haus brachte. Da zerbrach ihre Schönheit urplötzlich wie eine Maske. Ihr Gesicht wurde aschfahl, ihre sprühenden Blicke wurden stumpf vor Schmerz. Sie brachte keinen Ton über die Lippen. Ihr Mund öffnete und schloß sich wie bei einem Fisch auf dem Trockenen. Sie machte mit den Händen sinnlose Gebärden und rannte kopflos hin und her.
    Nachdem Dorian ihren Mann auf eine Bank gebettet hatte, ging er zu ihr.
    „Es ist nicht schlimm, Senora", redete er ihr zu.
    Sie klammerte sich mit ihren kleinen Händen an seine Jacke.
    „Ihr Mann hat nur das Bewußtsein verloren, aber er ist nicht ernstlich verletzt. Ein Arzt wurde verständigt. Er muß jeden Augenblick eintreffen."
    „Ein Arzt? Welcher Arzt?" Sie ließ Dorian los, drehte sich um, lief zur Kellertreppe, blieb stehen, drehte sich wieder abrupt um und kam zu ihrem Mann, der reglos auf der Holzbank lag. Sie stopfte ihm Decken unter den Körper, ein besticktes Kissen unter den Kopf.
    ..Nicht!" hat Dorian. „Lassen Sie ihn flach liegen. Der Arzt wird Ihnen sagen, was zu tun ist." „Welcher Arzt?" fragte sie wieder.
    „Ich weiß es nicht", gestand Dorian. „Aber ist das so wichtig? Hauptsache, Ihr Mann bekommt rasch Hilfe.
    „Nein, ich will, daß unser Hausarzt kommt. Dr. Gomez. Ich lasse meinen Mann nur von Dr. Gomez behandeln." Die Stimme der Frau wurde immer lauter und schriller. Sie schien dem Höhepunkt einer nervlichen Krise zuzustreben. „Dr. Gomez hat unser größtes Vertrauen. Er behandelt unsere Familie schon seit Jahren. Sie müssen Dr. Gomez verständigen! Hören Sie? Nur Dr. Gomez kann meinen Mann behandeln. Er hat auch mir sehr geholfen - bei allen Krankheiten - und bei der Entbindung."
    Sie brach abrupt ab, als hätte sie etwas Verbotenes gesagt.
    „Ich wußte nicht, daß Sie ein Kind haben", sagte Dorian und blickte sich suchend um.
    Der Frau nestelte nervös an sich herum. „Es - starb bei der Geburt. Jawohl, Dr. Gomez kann es Ihnen bestätigen,"
    Dorian wußte nicht recht, was er darauf antworten sollte. Er wollte die Verwirrung der Frau nicht zu seinem Vorteil ausnutzen. Andererseits war er sicher, daß sie ihm wertvolle Hinweise hätte geben können.
    Der Mann, der Dorian geholfen hatte, die Bahre mit Miguel Aranaz ins Haus zu bringen, wurde ungeduldig. Er hatte sich zum Ausgang zurückgezogen, die rote Baskenmütze immerfort zwischen den Händen drehend.
    „Wenn wir noch etwas für Sie tun können, Senora...", begann er.
    „Sie können ruhig gehen", sagte Dorian zu ihm. „Ich werde so lange bei Senora Aranaz bleiben, bis der Arzt eingetroffen ist. Wir können sie schließlich nicht allein lassen. Es wird gleich dunkel."
    „Ja, bitte, lassen Sie mich nicht allein!" bat Inez Aranaz. Im nächsten Moment sagte sie aber mit einem nervösen Seitenblick zur Kellertreppe hin: „Nein, gehen Sie! ich möchte allein sein. Ich komme schon zurecht."
    Dorian gab dem unschlüssig in der Tür stehenden Mann einen Wink, und dieser zog sich eilig zurück. Dorian wollte hinter ihm die Tür schließen, als plötzlich Schritte ertönten.
    Gleich darauf tauchte ein mittelgroßer Mann auf, der eine Arzttasche bei sich trug. Er keuchte und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht.
    Sind Sie der Arzt?" erkundigte sich Dorian.
    „Ja, ja. Und wer sind Sie? Der Mann warf ihm einen durchdringenden Blick zu. „Na, wer sind Sie? Was haben Sie hier zu suchen?"
    „Dr. Gomez!" rief Inez Aranaz aus, als sie den Arzt erblickte. „Ich bin so froh, daß Sie gekommen sind. Das ist Mr. Hunter. Er hat meinem Mann das Leben gerettet."
    Der Arzt brummte irgend etwas Unverständliches, würdigte Dorian keines weiteren Blickes mehr und begab sich zu seinem Patienten. Während er ihn untersuchte, wechselte er mit Frau Aranaz einige Worte in

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