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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Geräusche? Entsprangen sie seiner überreizten Fantasie? Oder lauerte dort unten irgendein Schrecken - irgendein Schutzgeist des Zyklopenjungen? Oder stammten die Geräusche bloß von Ratten, die er aufgescheucht hatte?
    Er erreichte das Ende der Steintreppe und war nun im Keller. Was erhoffte er sich hier?
    Er tastete sich an der Wand entlang. Plötzlich griff seine Hand ins Leere und stieß gegen etwas Weiches. Scharfe Zähne bohrten sich in seinen Handrücken.
    Dorian hätte vor Überraschung und Schmerz beinahe aufgeschrien. Instinktiv schaltete er die Taschenlampe ein. Was er sah, ließ ihn den Schmerz der Bißwunde vergessen. Ihm stockte der Atem. In einer Mauernische, in die er gegriffen hatte, rangen zwei winzige Gestalten miteinander. Beide waren nur fußgroß. In der einen Gestalt erkannte Dorian den Puppenmann Don Chapman, die andere war weiblichen Geschlechts. Ihre Augen glühten rot, ihre Haut, die ein wunderhübsches Puppengesicht überzog, war erdfarben und wirkte wie gegerbt. Aus ihrem vollen Mund ragten zwei Reißzähne. Damit hatte sie Dorian gerissen. Jetzt sperrte sie den Rachen weit auf und wollte mit ihrem Raubtiergebiß nach Donald Chapman schnappen, den sie in eine Ecke gedrängt hatte.
    Dorian handelte blitzschnell. Er stieß nach einer Kerze, die in der Mauernische stand und jetzt zwischen den Puppenmann und seine Rivalin fiel. Der winzige Weibsteufel schlug seine Zähne statt in Chapmans Hals in das Wachs der Kerze.
    Der Dämonenkiller griff zu, packte die winzige Furie und schleuderte sie zu Boden. Sie konnte den Fall zwar mit den Füßen abfangen, aber die Wucht des Aufpralls zwang sie in die Knie. Sie mußte sich mit den Armen aufstützen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. In dieser Stellung kauerte sie sekundenlang.
    Dorian hob entschlossen ein Bein, um dieses Biest, das dem Puppenmann den Garaus machen wollte, einfach zu zertreten - wie Ungeziefer.
    Doch da erlebte der Dämonenkiller eine Überraschung.
    „Nicht!" erklang Chapmans leise Stimme.
    Dorian konnte ihn wegen der Entfernung kaum hören, obwohl der Puppenmann wahrscheinlich aus Leibeskräften schrie.
    Ein Schatten sprang aus der Nische und landete auf Dorians Schulter. Es war Chapman. Er schlug verzweifelt auf Dorian ein, zerrte an seinen Schnurbartenden.
    Der Dämonenkiller verstand diese Handlungsweise überhaupt nicht, sondern erfaßte die Situation erst, als Chapman rief: „Du darfst Dula nicht töten, Dorian. Laß sie leben!"
    Aus diesen Worten klang echte tiefe Verzweiflung. Dorian hätte sich davon dennoch nicht beeindrucken lassen, sondern sein Vorhaben rücksichtslos ausgeführt, aber sein Fuß trat ins Leere. Das weibliche Alraunengeschöpf hatte den Zwischenfall genutzt und das Weite gesucht.

    Dorian war erleichtert, Chapman wohlbehalten vorgefunden zu haben. Doch das Wiedersehen wurde durch gewisse Umstände getrübt. Don war dem Alraunengeschöpf der Hekate verfallen; das war aus seinem Verhalten klar hervorgegangen.
    „Don, ich kann dich gut verstehen", sagte der Dämonenkiller zu dem Puppenmann auf seiner Schulter. „Du hast die Einsamkeit satt und sehnst dich nach einer Gefährtin. Aber Dula ist keine Frau für dich. Sie ist ein Dämon, ein Alraunengeschöpf der Hekate. Sie hätte dich getötet, wäre ich nicht dazwischengetreten. Und sie würde dich jederzeit ins Verderben führen, wenn du ihr dein Vertrauen schenkst. Höre auf mich! Ich spreche aus Erfahrung."
    „Du hast aber nicht meine Erfahrungen gemacht", entgegnete Chapman, der auf Dorians Schulter hockte und völlig gebrochen schien. „Dula ist nicht Hekate. Sie hat auch nichts von dieser Hexe an sich. Ich war viel mit ihr zusammen. Sie war lange Zeit ein liebenswertes Geschöpf, das sich nach denselben Dingen wie ich sehnte. Da habe ich ihre wahre Natur kennengelernt. Sie wurde erst durch Manipulationen mit dem hermetischen Kreisel eine Furie. Auf ihr liegt ein Fluch. Dennoch glaube ich an sie. Und das macht mich stark genug, diesen Fluch von ihr zu nehmen."
    Dorian seufzte. Es hatte keinen Sinn, Chapman umzustimmen zu versuchen. Er mußte aus den eigenen Erfahrungen lernen. Entweder war er dann geheilt - oder tot. Dorian hatte dem Zauber des Alraunengeschöpfs nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Chapman mußte sich ihm aus eigener Kraft entziehen.
    „In Ordnung, Don. Ich will dir keine Belehrungen geben", sagte Dorian. „Du mußt selbst sehen, wie du damit fertig wirst. Im Augenblick ist dieses Problem ohnehin nicht akut. Dula ist

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