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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wollen, dann können Sie bei uns übernachten."
    Dieses Angebot verblüffte den Dämonenkiller. Was beabsichtigte sie damit? Erhoffte sie sich von ihm Hilfe? Oder führte sie etwas gegen ihn im Schilde? Dorian hätte viel darum gegeben, zu erfahren, wo sie in der Zwischenzeit gewesen war und was sich ereignet hatte.
    Er ahnte nicht, daß Inez Aranaz im Keller, im Versteck ihres Sohnes, gewesen war. Sie war zu Tirso geeilt, weil sie alles für verloren hielt und ihn im Moment der höchsten Gefahr beschützen wollte. „Aber, Mami!" hatte Tirso beruhigend auf sie eingesprochen. „Wovor fürchtest du dich? Dieser Mann hat Vater das Leben gerettet. Warum sollte er uns dann schaden wollen? Ich fürchte mich nicht vor ihm."
    Inez beruhigte sich, brachte Ordnung in ihre Gedanken und kam zu dem Schluß, daß Senor Hunter sich nicht so verhalten hatte wie jemand, der ihnen Schaden zufügen wollte. Vielleicht konnte er ihnen sogar helfen. Allein wäre sie ohnehin nicht stark genug gewesen, um mit den auf sie einstürmenden Problemen fertig zu werden. Deshalb entschloß sie sich, Dorian Hunter um Unterstützung zu bitten - ohne ihm jedoch zu verraten, worum es ging.
    „Wollen Sie es denn, daß ich hier übernachte?" fragte Dorian.
    „Ja. Ich bitte Sie darum."
    „Gut, dann bleibe ich."

    Dorian hatte einschlechtes Gewissen. Er kam sich schmutzig vor, weil er einen gemeinen Verrat an der Frau plante, die ihm die Gastfreundschaft angeboten hatte.
    Aus ihrem Verhalten hatte er erkannt, daß sie an dem Dämonenkind hing, das sie für ihr eigen Fleisch und Blut hielt. Und er, der Dämonenkiller, wollte töten, was sie liebte. Vielleicht konnte er ihr aber auch noch klarmachen, was für einen Dämon sie an ihrem Busen genährt hatte.
    Sie hatten zusammen Miguel Aranaz auf sein Zimmer gebracht und dann schweigend das Abendmahl eingenommen. Dorian wußte nicht einmal, was er eigentlich zu sich nahm; seine Gedanken waren zu sehr mit. der Problematik dieses Falles beschäftigt. Er wußte nicht, wie er Inez Aranaz die Situation - vor allem die Lage, in der er sich befand - erklären sollte. Und die Frau schien froh zu sein, ihm keine Erklärungen geben zu müssen.
    Jetzt war Dorian in seinem Zimmer, das ihm die Frau zugewiesen hatte. Im Haus war es still. Dorian wußte nicht, ob Inez Aranaz ebenfalls zu Bett gegangen war. Aber egal - es war Zeit zum Handeln. Er erhob sich von dem Bett, auf das er sich angezogen gelegt hatte, drückte die halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus, begab sich zur Tür und öffnete sie lautlos. Am liebsten wäre er davongerannt, um sich im entferntesten Winkel dieser Welt zu verkriechen. Es waren Momente wie diese, die ihn an seinem Beruf oder an seiner Berufung verzweifeln ließen. Wenn er den Zyklopenjungen in diesem Haus fand und ihn tötete, dann würde er die Welt von einem Dämon befreien; aber er würde gleichzeitig einer Frau des Herz brechen. Und das hatte Inez Aranaz nicht verdient. Verdammt! Du weißt selbst am besten, daß es auf dieser Welt nicht nur Gut und Böse gibt, sondern dazwischen alle nur möglichen Grauschattierungen. Das gute Böse ebenso wie das böse Gute. Du hast dich durch deine Sentimentalität selbst in dieses Dilemma gebracht. Dabei ist alles so einfach, Dämonenkiller. Der Zweck heiligt die Mittel. Auf ein Einzelschicksal darfst du nicht Rücksicht nehmen, wenn du der Allgemeinheit dienen kannst. Erlöse die Welt von einem Dämon!
    Diese Gedanken gingen dem Dämonenkiller durch den Kopf, als er sich aus seinem Zimmer schlich und zur Treppe und diese vorsichtig ins Erdgeschoß hinunterstieg. Er konnte das Problem nur lösen, wenn er den Zyklopenjungen tötete. Und dazu hatte er sich entschlossen. Dennoch befriedigte ihn diese Lösung nicht ganz.
    Er gelangte in den Flur, holte die Taschenlampe hervor und ließ sie kurz aufblitzen. Inez Aranaz war nicht auf ihr Zimmer gegangen. Sie saß am Tisch, den Kopf auf die Arme gebettet, und schlief. Dorian wandte sich der Kellertür zu. Er tastete nach der Klinke. Die Tür war nicht verschlossen - sie stand sogar einen Spalt offen.
    War da nicht ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch, das aus dem Keller kam? Irgend etwas hatte da über den Boden gescharrt. Dorian stieß die gut geölte Tür weiter auf, bis die Öffnung groß genug war, um ihn durchzulassen.
    Wieder schaltete er kurz die Taschenlampe ein. Die steinerne Treppe vor ihm war leer. Er schaltete die Taschenlampe aus und stieg in die Tiefe.
    Was waren das nur für

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