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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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seinem liebsten Spielzeug, versteckte. Und nun kamen schon wieder neue Probleme auf ihn zu.
    Sollte er sich diesem Mann anvertrauen, der nichts Böses gegen Vater und Mutter im Schilde führte? Er hätte es gern getan, aber - er fürchtete ihn. Und Tirso war erleichtert, als der Mann ihn wieder allein ließ. Der Grund für den Rückzug Dorian Hunters war allerdings alles andere als erfreulich.
    Ein Untier war ins Haus eingebrochen - ein haarloser Riese, mit einer klaffenden Wunde auf der Stirn. Die Ausstrahlung dieses Riesen verwirrte Tirso mehr als alles andere. Er redete so seltsam, auch über ihn, Tirso; und er war durch und durch böse. Er bedrohte...
    „Mami!"
    Und dann nahm er auch Vater gefangen. Nur Dorian Hunter war geschickt genug, ihm zu entkommen. Aber was tat er da? Was sagte er? Er lockte das bösartige Scheusal in den Keller, wollte es zu ihm führen.
    Tirso preßte sich ganz dicht an die Wand. Er wollte nichts sehen und nichts hören. Er dachte: ich bin nicht da; ich bin fort; niemand sieht mich; niemand berührt mich. Es war ein beliebtes Spiel von ihm. Er spielte es immer, wenn ihm etwas unangenehm war oder er mit einem Problem nicht fertig wurde. Seine Mutter hatte gesagt, das sei nicht artig; er machte dasselbe wie der Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand streckte. Deshalb nannte er es das Vogel-Strauß-Spiel.
    Er zog sich ganz in sich selbst zurück. Alles sollte von ihm abprallen. Er war gegen alle Einflüsse immun. Es machte ihm nicht einmal etwas aus, daß sich eine Spinne an einem Faden hinunterließ und nun über sein Gesicht kletterte - obwohl ihn sonst vor Spinnen ekelte.
    Tirso dachte daran, wie verhältnismäßig angenehm das Leben früher gewesen war. Dabei hatte er sich immer über die Einsamkeit beklagt, hatte sich einen Spielgefährten gewünscht, hatte geweint, wenn seine Mutter es ihm verbot, zu den Kindern hinauszulaufen, die manchmal an seinem Kellerfenster vorbeigingen. Jetzt erst erkannte er, wie schön und einfach das Leben doch gewesen war, bevor Dula auftauchte. Sie komplizierte alles nur. Und nun war auch noch der fremde Mann da, verunsicherte ihn, weckte seine Ängste und Sehnsüchte.
    Aber erst als das Ungeheuer erschienen war, wußte Tirso die Einsamkeit der früheren Tage richtig zu schätzen. Er verstand überhaupt nicht mehr, was um ihn herum vorging. Er verlor die Kontrolle über sich, wußte nicht mehr, wer sein Freund war und wer sein Feind.
    Früher waren Vater und Mutter der Inbegriff des Guten für ihn gewesen. Dula hatte ihn anderes gelehrt: Nur das Böse sei erstrebenswert, denn nur das Böse sei gut für ihn. Ihn schwindelte, wenn er daran dachte. Waren Gut und Böse denn nicht voneinander zu trennen? Und war sein Vater nun böse, weil er ihn beschimpfte? War der Riese mit der klaffenden Stirnwunde gut, weil er für ihn Zuneigung empfand? Oder war er schlecht, weil er Vater und Mutter bedrohte?
    Nicht daran denken! Wenn er sich in seine eigene Welt zurückzog, betrafen ihn die Geschehnisse außerhalb nicht.
    „Tirso!"
    Die Tür zu seinem Versteck flog auf. Gestalten tauchten auf. Beachte sie nicht, Tirso! Spiele das Vogel-Strauß-Spiel! Du bist nicht da. Rühre dich nicht, dann sehen sie dich nicht! Laß die Spinne über dein Gesicht klettern, auch wenn es dich noch so sehr vor ihr ekelt!
    „Tirso! Ich bin es, dein Vater!"
    Nein, es ist niemand da. Ich bin fort. Es gibt auch nicht die anderen Gestalten.
    „Tirso, ich spüre deine Nähe. Erkennst du mich denn nicht an meinem Aussehen? Ich habe dich nach mir geformt. Du bist mein Sohn."
    Nein!
    Die Mauer, die Tirso um sich aufgebaut hatte, stürzte in sich zusammen. Er konnte sich nicht länger mehr verkriechen, konnte nicht mehr anders, als seinen Geist der Wirklichkeit öffnen. Und sie stürmte mit all ihren Schrecken auf ihn ein.
    Tirso bäumte sich auf und versuchte, sich an den naßkalten Wänden zu stützen.
    „Was haben sie mit dir getan, Tirso?" schrie das abstoßend häßliche Scheusal. „Was habt ihr meinem Sohn angetan?"
    Tirso wehrte sich dagegen, der Sohn dieses häßlichen Riesen zu sein.
    „Nein, nein! Das ist nicht wahr!" schrie Tirso. „Mami, Vater, sagt es ihm, wer ihr seid!"
    Inez Aranaz versuchte, ihren Sohn zu erreichen, aber Torto ließ sie nicht los. Durch den massigen Körper des Zyklopen ging ein Zittern.
    „Was habt ihr Tirso angetan, daß er mich nicht erkennen will?"
    Er verstärkte den Druck um seine beiden Opfer. Dorian hatte eine schwere Eisenstange ergriffen und hieb

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