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0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

Titel: 0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Kraft zu…«
    ***
    Taarnfeld - Anno 1702
    Anna konnte nicht fassen, was sie gerade getan hatte. Mit unnatürlich verrenkten Gliedern lag der Bauer tot vor ihr auf dem Waldboden.
    Tot! Sie hatte ihn umgebracht, und sie verspürte nicht einmal den Hauch von Reue in sich!
    In ihrem Kopf erklang befreites Seufzen und leises Lachen auf. Es war vorbei. Der letzte Akt war gespielt und sie hatte ihn erfolgreich gestaltet, erfolgreich für all die gequälten Seelen, die sich mit ihr vereinigt hatten.
    »Wir danken dir, Kind.« Die Stimmen waren wie ein Wispern, dann waren sie fort. Anna fühlte die entstandene Leerè in ihrem Kopf.
    Schlagartig setzten die Schmerzen wieder ein und brachten das Kind an den Rand einer Ohnmacht. Nur mit Mühe konnte Anna sich auf den Beinen halten. Ihr Verstand drehte sich rasend schnell um die eine entscheidende Frage: Was würde nun geschehen?
    So verletzt, wie sie war, konnte Anna nicht an eine Flucht denken. Sie brauchte dringend Hilfe von einem Heiler, eher noch von einem Arzt, doch den gab es hier in der direkten Umgebung nicht.
    Und Lisa? Von ihr würde sie jetzt sicher auch keine Hilfe mehr erwarten können. Dafür würde ihr Mann schon sorgen.
    »Anna!« Lisas Schrei drang zu ihr durch, doch sie konnte nicht mehr auf die Warnung reagieren.
    Mit vernichtender Wucht prallte der unterarmdicke Ast gegen Annas Hinterkopf und schickte sie in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
    Triumphierend beugte der Verwalter sich über sie…
    ***
    Es kostete große Mühe und Anstrengung, in die Wirklichkeit zurückzugelangen, und irgendwie gab es dazu ja auch keinen wirklichen Anreiz.
    Dennoch drängte Annas Bewusstsein wieder in den Wachzustand zurück. Aus nur halb geöffneten Augen versuchte sie, Eindrücke von ihrer derzeitigen Umgebung aufzunehmen. Ihr gegenüber, keine zwei Meter vor dem Bett, auf dem sie lag, war ein Fenster, durch das helles Sonnenlicht fiel, wodurch ein grob geschnitztes hölzernes Kreuz erhellt wurde. Da war dem Mädchen klar, wo sie sich hier befand: Im Pfarrhaus von Taarnfeld, denn dieses Kreuz hatte sie dort früher schon gesehen.
    Was bedeutete das? Schwach erinnerte das Mädchen sich an Lisas Warnschrei und den Schlag, der ihren Hinterkopf getroffen hatte. Anscheinend hatte man sie dann zum Pfarrer gebracht. Anna befühlte die dicken Verbände, die sie um Kopf und teilweise auch quer durch das Gesicht trug. Man wollte sie heilen, doch wozu? Sie kannte das Gesetz! Wenn kein Wunder geschah, konnte das Urteil nur Annas Tod bedeuten. Wozu aber wollte man sie erst wieder gesunden lassen?
    Die Tür öffnete sich, und der alte Pfarrer trat an Annas Bett. Nie zuvor hatte das Mädchen den sonst so fröhlichen Mann derart ernst und verschlossen erlebt.
    »Bist du endlich wieder aufgewacht, Anna.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung vom Mann der Kirche, der in der ganzen Gegend äußerst beliebt war, ganz besonders bei den Kindern, um deren Seelenheil er stets bemüht war. Zudem galt er als nicht sehr streng, was die Kleinen natürlich ausnutzten.
    Anna sagte nichts, sondern wartete still auf die Erklärung des Pfarrers.
    »Du kennst das Freigericht, das es in unserer Gegend auch heute noch gibt?«
    Anna nickte schweigend. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Rechtsprechung überall mehr als schwammig, daher hielt sich so manches Dorf an das, was es von jeher gekannt und praktiziert hatte.
    »Man wirft dir heimtückischen Mord an deinem Herrn vor.« Er hob die Hand, als Anna aufbegehren wollte. »Ich will es gar nicht wissen, was wirklich geschehen ist. Schau mich nicht so an. Du weißt, dass ich keinen Einfluss auf das habe, was auf dich zukommt. Ich habe den Auftrag, dich zu pflegen, damit es dir am Gerichtstag körperlich gut geht.«
    Verschämt, so schien es Anna zumindest, wandte der Pfarrer den Kopf ab. Nun war alles klar - Anna sollte in guter körperlicher Verfassung vor der Dorfgemeinschaft auftreten, damit niemand auf die Idee kommen würde, unliebsame Fragen zu stellen. Etwa die, woher Annas schreckliche Verletzungen denn wohl kämen? Nein, das Urteil über sie war längst gefällt.
    Es musste nur noch verkündet und vollstreckt werden.
    ***
    Genau konnte Anna nicht nachvollziehen, wie viele Tage sie in diesem Zimmer verbracht hatte, denn sie schlief die meiste Zeit, und selbst wenn sie erwachte, war das oft nur eine Art von Dämmerzustand, in dem sie sich befand.
    Langsam ließen die unerträglichen Schmerzen nach. Der Pfarrer und dessen Haushälterin, die sich auf

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