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0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

Titel: 0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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würde schweigen, aber die Frau?
    Er war nicht sicher. Es würde sich nicht umgehen lassen, das aufmüpfige Weib beizeiten verschwinden zu lassen. Das war eigentlich schade, denn noch immer war Lisa eine begehrenswerte Frau…
    Ein seltsames Geräusch ließ den Bauern herumfahren.
    Abwehrend riss er die Hände vor sein aufgedunsenes Gesicht.
    Es wollte nicht in seinen kleinen Verstand hinein, was er da vor sich sah!
    Das eben noch mehr tote als lebendige Mädchen stand aufrecht und stolz vor ihm. Ihr Gesicht war noch immer schwer von den Schlägen des Bauern gezeichnet, doch sie schaute ihm gerade und offen ins Gesicht. Ihre Augen waren eine einzige Anklage gegen den Mann, der ihr Gewalt angetan hatte, und ihre Arme waren wie Lanzen auf ihn gerichtet.
    Der Bauer riss sich zusammen, wollte sich auf das Mädchen stürzen und die Sache zu Ende bringen, doch seine Beine waren wie im Waldboden verwurzelt. Er war nicht fähig, auch nur einen einzigen Schritt zu tun!
    Hinter ihm schrien der Verwalter und Lisa entsetzt auf. Offenbar konnten auch sie sich nicht mehr bewegen, waren zu Statisten des Finales geworden, das sich nun vollzog.
    Und dann sah der Bauer, was in Annas kleinem Gesicht geschah, sah die vertrauten Züge von Mädchen und Frauen, die alle unter ihm gelitten hatten. Ständig wechselten die Gesichter, alle waren sie da, alle, auch Katrin, die erst vor kurzer Zeit bei einer Abtreibung elendig verblutet war. Alle klagten sie ihn an, ohne Gnade und Vergebung.
    Und ihre Münder forderten seinen Tod!
    ***
    Übergangslos war Annas Geist wieder in ihren Körper gefahren, und sofort waren auch wieder die unerträglichen Schmerzen da.
    Doch schon in der nächsten Sekunde fühlte das Mädchen, dass sie diese Qualen nun nicht mehr alleine tragen musste. Da waren viele bei ihr, so viele einzelne Leben, und doch waren sie wie ein einziges Bewusstsein, denn sie alle teilten miteinander eine furchtbare Erfahrung!
    Anna war stark. Sie wusste es ganz einfach. Stark genug um das zu tun, was nun endlich getan werden musste.
    Ohne Schmerz zu spüren, erhob sich das Mädchen vom feuchten Waldboden und ging mit weit vorgestreckten Armen auf den Bauern zu.
    »Was…? Verschwinde! Lass mich! Nein, bleib sofort stehen, du…« De feiste Mann stammelte wie ein dummer Junge, doch die Angst hinderte ihn daran, seine sonst zur Schau getragene Überlegenheit diesem mageren Mädchen gegenüber wie einen Schild zu benutzen. Und der Bauer wusste nur zu genau, dass er andere Möglichkeiten zur Gegenwehr nicht mehr hatte. Selbst in seiner Todespanik war ihm das klar.
    Er hatte verloren, es war vorbei.
    Seine Mutter hatte es ihm auf ihrem Sterbebett prophezeit, denn sie hatte immer von seinem schändlichen Verhalten den Mädchen des Hofs gegenüber gewusst. Sie hatte ihn gewarnt. Er hatte darüber nur gelacht.
    Das nackte Mädchen stand nun ganz dicht vor ihm, und er hatte nicht einmal mehr die Kraft, die Hand gegen sie zu erheben, konnte noch nicht einmal um Gnade bitten. Aber er wusste ja, dass es die nicht geben würde.
    Als sich die kleinen Hände um seinen Hals legten, sah er der multiplen Gestalt mit ihren noch immer ständig wechselnden Gesichtern in die Augen.
    »Auch du wirst es nicht überleben, Anna«, presste er hervor.
    Er bekam keine Antwort.
    Jede Faser seines Körpers war wie gelähmt, gebannt von einer Macht, die er nicht verstehen konnte. Doch sie existierte und machte den stolzen Mann so hilflos, wie es seine Opfer ihm gegenüber stets gewesen waren.
    Sein Tod kam überraschend schnell.
    Er litt nicht einmal sehr…
    ***
    Heute
    »Ich kann nicht behaupten, dass mir dieser Dreckskerl auch nur im mindesten Leid tut!« Nicole hatte die Erzählung des Kaplans unterbrochen, als der an der Stelle angelangt war, an der das Mädchen den Bauern die kleinen Händen um den Hals legte. »Verdient hatte er das allemal.«
    Der Kaplari wiegte seinen noch immer puterrot angelaufenen Kopf hin und her. »Als Mann der Kirche muss ich das natürlich ein wenig anders sehen, Mademoiselle Duval, Sie werden das sicher verstehen. Aber die Geschichte ist ja noch lange nicht beendet, und wenn es Sie noch immer interessiert, was es mit der Schwarzen Hand auf sich hat, dann hören Sie mir zu…«
    Nicht nur Nicole war interessiert, auch Zamorra wurde von Sekunde zu Sekunde sicherer, hier die Vorgeschichte zum Verschwinden der Frauen zu erfahren.
    Gebannt hörte er dem Kaplan zu, als dieser fortfuhr.
    »Das besessene Mädchen drückte mit übermenschlicher

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