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0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

Titel: 0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Heilkunde verstand, pflegten das Kind aufopfernd.
    Wozu eigentlich, fragte Anna sich immer wieder, aber es schien ihr, als würde der Pfarrer die Unsinnigkeit seines Handelns einfach verdrängen. Vielleicht hoffte er in seinem tiefen Glauben, es würde ein Wunder für Anna geschehen.
    An einem sonnigen Tag war es schließlich so weit. Der Pfarrer musste es ihr nicht erst sagen, denn Anna hatte es schon beim Aufwachen gefühlt. Still folgte sie dem Kirchenmann nach draußen, wo sie von vier kräftigen Männern der Dorfgemeinschaft empfangen wurde. Man fesselte ihr die Hände. Welch ein Unsinn! Wohin hätte sie noch fliehen, wen noch angreifen sollen?
    Anna drehte sich zum Pfarrhaus um, doch der Pfarrer und seine Hausangestellte waren nicht mehr zu sehen. Anscheinend wollten beide von dem, was nun kam, nichts mitbekommen und blieben dem Femegericht fern.
    Rund um den Dorfplatz, in dessen Mitte die uralte Eiche stand, hatten sich alle Dorfbewohner versammelt. Es waren auch aus den umliegenden Ortschaften Menschen gekommen, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollten.
    Anna dachte an ihre Träume, die mit genau diesem Ort zu tun gehabt hatten. Als man das Mädchen auf den runden Platz führte, schwoll das Raunen der Menschenmenge an.
    Direkt am mächtigen Stamm der Eiche standen fünf Männer, die Anna allesamt bekannt waren. Der Ortsvorstand, ein kräftiger Mann in den Fünfzigern, und links und rechts neben ihm die vier reichsten Bauern der Gegend. Sie waren hier das Gesetz, sie verkörperten Macht und Wahrheit - ihre Wahrheit!
    Normalerweise gehörte auch der Pfarrer in dieses Tribunal, doch der hatte sich wohl geweigert zu erscheinen. Aber das interessierte niemanden. Sie würden ihr Urteil auch ohne den Pfaffen sprechen.
    Der Pfarrer hatte sich in sein Zimmer im Pfarrhaus eingeschlossen. Eigentlich hatte er hier für Anna beten wollen, doch er konnte es einfach nicht. Eine große Wut tobte in dem Mann, eine Wut, die er so nie gekannt hatte. So viele Jahre war er hier Pfarrer - und so viel hatte er an Ungerechtigkeit mit ansehen müssen und hatte nichts dagegen tun können.
    Er wusste nur zu genau, was sich dort im Wald beim Höhleneingang abgespielt hatte! Niemand hatte es ihm berichten müssen, denn er kannte den Bauern genau. Und immer und immer wieder hatte er sich vorgenommen, dem Treiben des Mannes ein Ende zu bereiten.
    Nur getan, nein, getan hatte er es dann nie.
    Und nun würden sie den Menschen, der die Arbeit getan hatte, die eigentlich er hätte machen sollen, töten. Anna hatte keine Chance.
    Das Wunder, um das er gebetet hatte, würde ausbleiben…
    ***
    »Nehmt ihr die Fesseln ab.« Der Ortsvorstand hatte ganz selbstverständlich die Rolle des obersten Richters übernommen und führte das Wort.
    Anna sah ruhig zu den fünf Männern auf, die ihr weiteres Schicksal bestimmen würden.
    »Du wirst angeklagt«, begann der Ortsvorstand, »deinen Herrn heimtückisch ermordet zu haben, als er dich wieder auf seinen Hof holen wollte, von dem du geflohen warst. Du hast den Bauern angegriffen und so lange am Hals gewürgt, bis er tot vor dir auf dem Boden lag. Und nur dem beherzten Eingreifen des Hofverwalters ist es zu verdanken, dass du anschließend nicht fliehen konntest. Hast du dazu etwas zu sagen?«
    »Ja, das habe ich, auch wenn ihr es sicher nicht hören wollt.« Anna wusste, dass sie nur noch eine winzige Chance hatte. »Der Bauer hat mir Schlimmes angetan, so wie vielen anderen Mädchen vor mir.« Das Raunen der Zuschauer wurde lauter. »Alle wussten es, aber niemand hat etwas dagegen getan. Ich habe mich nur gegen ihn gewehrt, was andere vor mir wohl nicht gewagt haben.«
    Sie verschwieg, dass ihr die Kraft dazu von Wesen verliehen worden war, die nicht in diese Welt gehörten. Niemand hier hätte es verstanden.
    Der Ortsvorstand machte eine abfällige Handbewegung. »Du willst dich nur herausreden, Kind, willst dein Leben retten. Was soll der Bauer, den wir alle geschätzt haben, dir wohl angetan haben? Ich sehe an deinem Körper keine Wunden! Ich glaube dir kein Wort.«
    Anna griff nach dem kleinen Strohhalm, der ihr noch verblieben war. Sie deutete auf Lisa, die in der Menge dicht neben ihrem Mann stand, der Anna mit stechenden Augen anstarrte.
    »Fragt die Frau des Verwalters, fragt Lisa! Sie weiß alles. Sie selbst ist vom Bauern missbraucht worden! Fragt Lisa!«
    Unheimliche Stille herrschte über dem Dorfplatz, als die Frau des Verwalters sich aus der Menge schälte und zur alten

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