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0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

Titel: 0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sinn, in einem Grab zu liegen und auf das Ende zu warten.
    Schritte auf dem Gang!
    Elohim lag sofort starr, die Beine leicht angewinkelt. Sie hatten sich von rechts genähert, erreichten jetzt seine Tür - und gingen an ihr vorbei.
    Der Junge atmete auf.
    Vielleicht hatte Dagmar recht gehabt. Vielleicht bildete er sich alles nur ein, aber er war nun mal etwas Besonderes, er war Elohim, er war ein Auserwählter. Er war der, vor dem so viele Respekt haben würden. Er würde ihnen…
    Seine Gedanken brachen ab. Der Zug ruckte. Er bremste etwas, dann fuhr er weiter. Unter ihm bewegte sich Dagmar. Sie atmete schwer, murmelte etwas und schlief weiter.
    Elohim aber lag wach.
    Irgendwann würde er einschlafen, so jedenfalls hatte es ihm seine Begleiterin versprochen. Wann das jedoch eintrat, konnte er nicht sagen. Vielleicht erst in den frühen Morgenstunden, dann aber würde er nie tief und fest schlafen können, das stand für ihn fest. Es würde immer nur ein Hineingleiten in einen traumatischen Zustand sein, überlagert von schlimmen Gedanken.
    Wieder drehte er sich nach rechts. Die Wand schien näher gekommen zu sein. Er winkelte einen Arm an, um ihn einen Moment später auszustrecken. Mit den Fingerspitzen berührte er das Holz. Er hatte das Gefühl, Leben zu spüren, dabei war es nur das leichte Vibrieren, das von diesem Material ausging.
    Elohim mußte an den Mann mit dem Hut denken, der in Bonn zugestiegen war. Genau hatte er ihn nicht sehen können, er wußte nicht einmal, wie dessen Gesicht aussah, aber er hatte gespürt, daß dieser Mann kein normaler Urlauber war, der zum Skifahren fuhr, der war nur seinetwegen zugestiegen, um ihn unter Kontrolle zu halten. Noch fehlte ihm der Beweis, aber irgendwann würde er ihn erbringen, oder der andere würde sich von selbst verraten.
    Elohim nahm auch die zweite Hand zu Hilfe. Mit beiden strich er jetzt über das Holz, als wäre dies ein besonderer Sender, der ihm Signale zuschickte.
    Dieser Mann ging ihm nicht aus dem Kopf. Was tat er in seinem Abteil? Lag er ebenfalls in seinem Bett, oder wartete er auf eine günstige Gelegenheit, um den Jungen in seine Klauen zu bekommen?
    Beides konnte hinkommen, wobei Elohim eher zur zweiten Möglichkeit hin tendierte.
    Dagmar hatte ihn als harmlos eingestuft. Innerlich lachte er auf. Was wußte sie denn schon von den Problemen? Sie war nur die Person, die ihn begleiten und beschützen sollte. Sie verfügte längst nicht über dis Wissen.
    Der Junge konzentrierte sich auf die Wand und gleichzeitig auf das dahinterliegende Abteil. Er wollte versuchen, auf mentaler Ebene mit dieser Person Kontakt aufzunehmen. Eine erkannte Gefahr war immer nur eine zur Hälfte reduzierte.
    Er spürte nichts.
    Keine Wellen, keine Ausstrahlungen. Der Mann war entweder harmlos, oder er hatte sich gut abgeschottet. Er hörte ihn auch nicht. Die Person schien fest zu schlafen.
    Elohim glaubte es nicht. Seine Unruhe wuchs. Obwohl es nicht so kalt war, spürte er die Kühle wie glatte Schlangenarme, die ihn umfaßten, als wollten sie ihn erwürgen. Hinter seiner Stirn tuckerte es. Das Blut rann jetzt schneller durch seine Adern. Seine Drüsen produzierten Schweiß, er wälzte sich auf den Rücken und schaute gegen die gewölbte Abteildecke, über die ein sehr schwacher Lichtschein strich. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, sich in einem Grab zu befinden. Alles war so eng.
    Er setzte sich auf.
    Mit beiden Händen strich er über sein Gesicht. Dann merkte er den Druck auf der Blase. Er mußte zur Toilette, was ihm in der Nacht nur selten passierte.
    Das hier war wie ein Zeichen. Elohim lauschte…
    Es war nichts mehr zu hören. Der Gang draußen lag in einer tiefen Stille. Keine Schritte, keine Stimmen, auch die letzten Lacher waren längst verstummt. Für ihn war es, als würde ein Geisterzug durch die Nacht rollen.
    Er kroch auf die Leiter zu. Den Druck auf der Blase mußte er einfach loswerden.
    Ob Dagmar wohl erwachte?
    Er hoffte nicht, denn sie würde wieder Fragen stellen und ihm kaum glauben, daß er nur zur Toilette wollte. Sie würde ihn nicht zurückhalten, möglicherweise mitgehen wollen, um vor der Tür Wache zu halten. Sie war sehr besorgt.
    Da er keine Schuhe mehr trug, stieg er die Leiter fast lautlos hinab. Es war trotzdem nicht so einfach, da der Zug gerade jetzt schwankte und er diese Schwankungen nur mühsam ausgleichen konnte.
    Dann hatte er den Boden erreicht, blieb stehen und atmete einige Male tief durch.
    Das war geschafft!
    Er

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