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0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

Titel: 0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es endlich geschafft habe, ihn hier zu vergessen. Jetzt erinnerst du mich wieder daran, das kommt schon einer seelischen Folter gleich.«
    Jessica lachte in die klare Luft hinein. »Folter? Du bist aber empfindlich geworden.«
    »Ich habe Urlaub, Jessica!« erinnerte ich sie wieder. »Alles andere interessiert mich nicht mehr.«
    »Dann ist es gut.«
    Für mich war es nicht gut. Ich schüttelte den Kopf. »Warum fängst du immer damit an. Gibt es für dich einen besonderen Grund, mich so zu behandeln.«
    Sie trat einige kleine Eisbrocken zur Seite. »Möglich, John, denn ich bin ebenfalls mißtrauisch geworden, sehr mißtrauisch sogar. Das kannst du mir glauben.«
    »Und was ist der Grund? Liegt es vielleicht daran, daß wir uns kennen und ich dich beeinflußt habe?«
    »Das sicherlich nicht.«
    »Dann sag ihn mir.«
    »Die Frau…«
    »Franca?«
    »Sicher.«
    Ich blieb wieder stehen und schaute über Jessicas Kopf hinweg zu den Bergen hin, die meiner Ansicht nach einen Schatten bekommen hatten. Das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein. Bevor ich eine Frage stellte, ließ ich Langläufer passieren. Sie huschten in ihren Loipen an uns vorbei.
    »Jetzt sag mir, was die Urlauberin Franca Simonis mit meinem Job zu tun hat?«
    Jessica blickte mich aus ihren leicht grünlichen Augen ernst an. »Möglicherweise nichts.«
    »Aber…«
    »Es kann doch sein, daß sie sich dir bewußt genähert hat. Die andere Seite schläft nicht.«
    Ich atmete pustend aus, bevor ich anfing zu lachen. »Himmel, du bist ja schlimmer als ich, Jessica. Das… das kann ich fast nicht glauben. Du bist mißtrauisch, daß Franca auf mich gehetzt worden ist und auf der Seite meiner Feinde steht?«
    »Man sollte eben nichts außer acht lassen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich einfach nicht glauben.« Die Brille mußte ich zurechtrücken, sie war durch die heftige Bewegung verrutscht.
    »Außerdem habe ich nichts gespürt.«
    »Sie können sich verstellen.«
    »Stimmt, aber nicht hier.«
    »Dann ist es okay.« Sie lächelte, doch das nahm ich ihr nicht ab. Es kam mir irgendwie gezwungen vor. Franca Simonis würde für Jessica ein rotes Tuch bleiben.. Ich konnte mir auch keinen Reim auf ihre Worte machen. Wollte sie bewußt den Keim des Mißtrauens säen? Spielte sie ihre Eifersucht dermaßen stark aus?
    Es fiel mir einfach schwer, daran zu glauben. Jessica war eine moderne, sehr selbständige Frau, die ihren eigenen Job hatte und es gewohnt war, sich durchzusetzen. Sie hatte es gar nicht nötig, zu diesen Mitteln zu greifen.
    Ich begriff sie nicht.
    »Wer kennt schon die Frauen?« murmelte ich, als ich weiterging und Jessica nach meiner Hand faßte.
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich jedenfalls kenne sie kaum.«
    »Tu doch nicht so.« Jetzt lachte sie wieder und drückte sich an mich. »Vergiß es, John. Laß uns diesen Spaziergang genießen. Der Tag ist so wunderschön.«
    »Da gebe ich dir diesmal recht.«
    Auch wenn wir es versuchten, die richtige Stimmung wollte einfach nicht aufkommen. Selbst die einzigartige Landschaft lenkte mich nicht von meinen trüben Gedanken ab. Natürlich stand ich auf der Liste der Schwarzblütler ganz oben. Sie würden alles versuchen, um mich auszuschalten. Ich konnte ihnen auch nicht entkommen, denn ihr Netz war weltweit gespannt. Nur glaubte ich nicht daran, daß sie mich hier attackieren würden und schon gar nicht eine Frau wie Franca Simonis als Vertreterin schicken. Da bildete sich Jessica etwas ein.
    Es war ziemlich ruhig auf dem großen See. Wenn wir Stimmen hörten, dann schienen sie aus weiter Entfernung an unsere Ohren zu wehen. Zumeist gehörten sie den Langläufern, die sich in den zahlreichen Loipen bewegten. Sie teilten den See in mehrere Streifen ein.
    Manchmal drängten sie sich näher an die Spaziergänger heran, dann wiederum glitten sie von uns weg, und so manches Mal kribbelte es mir in den Beinen, es auch zu versuchen.
    Wieder zischte jemand heran.
    Wir hörten das Schleifen der Skier im Schnee. Ich drehte mich um, weil die Person ziemlich nahe war - und bekam große Augen.
    Trotz der breiten Sonnenbrille und des weiß-blauen Skianzuges, der ihre Gestalt verhüllte, erkannte ich, daß es Franca Simonis war, die sich uns näherte. Sie lachte mit offenem Mund, die Zähne blitzten, und mein Lächeln war etwas gequält.
    »Hallo, ihr beiden!« rief sie, wollte an uns vorbeirauschen und wedelte mit einem Skistock.
    Auch Jessica hatte sie gesehen. Für einen Moment vereiste ihr Gesicht. Dann lachte

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