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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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aufwies.
    »Das Ding muss blutgetränkt gewesen sein«, sagte die Dämonenjägerin. »Das Tuch ist praktisch schwarz von dem Lebenssaft. Ich frage mich, wie viele Jahre es da herumgelegen hat. Und vor allem will ich natürlich wissen, wem es gehört hat.«
    Sie deutete auf die gestickten Buchstaben S. und D., die auf dem Baumwollstoff trotz der starken Verwitterung noch deutlich zu erkennen waren.
    »Denkst du, was ich denke?«, fragte Zamorra.
    »Sicher, Chef. Dieses Taschentuch ist offensichtlich vor ein paar Jahrzehnten Ashas Bruder Sura aus der Tasche gefallen. Man muss nun wirklich nicht Sherlock Holmes sein, um das zu erkennen.«
    »Das würde aber nur beweisen, dass er hier war. Das Blut auf dem Taschentuch besagt überhaupt nichts. Vielleicht hat er ja nur Nasenbluten gehabt.«
    »Es wäre dir gar nicht recht, wenn Ashas Bruder ein Dämon ist, nicht wahr?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Du weißt, wie ich darüber denke. Jeder Dämon ist in meinen Augen ein Dämon zu viel. Ich stehe dieser Sache neutral gegenüber. Es ist offensichtlich, dass es hier irgendwo eine schwarzmagische Macht gibt. Und diese Macht wird früher oder später gegen uns kämpfen wollen. Aber ob sie nun etwas mit Ashas Bruder zu tun hat, kann ich nicht beurteilen.«
    Nicole wollte etwas entgegnen. Aber in diesem Moment ertönte ein tiefes Brummen, das den beiden Dämonenjägern durch Mark und Bein ging.
    ***
    Calmacs Schattenhöhle, Schottland
    Der Erddämon hatte Witterung aufgenommen.
    Calmacs Reich erstreckte sich über einen großen Teil der Grampian Mountains. Schon damals, als die Menschen noch zu den Alten Göttern beteten, hatten Calmacs Vorläufer die ersten Tunnel und Stollen in den scheinbar undurchdringlichen Stein der Highlands getrieben. Ein Teil davon war heutzutage verfallen und unzugänglich. Und doch regierte Calmac immer noch über ein größeres Reich als so mancher andere Unterwelt-Dämon…
    Es war dem Erddämon nicht entgangen, dass Fremde seine Burg betreten hatten. Calmac konzentrierte sich auf sie. Durch sein schwarzmagisches Gespür erkannte er sofort die tödliche Bedrohung, die von diesem Mann und dieser Frau ausging. Die Eindringlinge waren offenbar erfahrene Kämpfer im Krieg der Menschen gegen seinesgleichen.
    Im Grunde freute sich Calmac sogar darüber. Das bedeutete für ihn endlich wieder eine Herausforderung!
    Die Blicke des Erddämons schweiften durch seine Grotte, die mit Trophäen aus Kämpfen gegen menschliche und dämonische Rivalen dekoriert war. Dort hingen ihrer Kraft beraubte druidische Stäbe neben einst weißmagischen Schwertern, die furchtlosen Rittern gehört hatten. Dämonenwaffen von unaussprechlicher Grausamkeit hatten ebenso ihren Platz gefunden wie kleine Weihwasser-Phiolen, mit denen christliche Priester Calmac entgegengetreten waren. Und zwar vergeblich…
    Der Dämon grinste. Mit seinem inneren Magie-Ohr vernahm er plötzlich noch eine weitere Gefahr. Eine Bedrohung, die aus weiter Ferne kam. Vom anderen Ende der Menschenwelt sozusagen.
    Calmac rieb seine Krallen in widerlicher Vorfreude gegeneinander. Das würde spannend werden, sehr spannend sogar. Er wandte sich an eine der Dienerkreaturen, die um ihn herumkrochen.
    »Schaff mir Sura herbei!«
    Das krötenartige Wesen gab einen widerlichen Laut von sich und kroch davon. Wenig später kehrte es in Begleitung des jungen Dämons zurück.
    Im Vergleich zu den über tausend Jahren, die Calmac auf dem Buckel hatte, war Sura noch ein absoluter Grünschnabel. Erst vor wenigen Menschenjahren hatte Calmac den ehemaligen Menschenjungen in einen reinrassigen Erddämon verwandelt. Und Sura wusste, wem er seine ewige untote Existenz verdankte!
    Es gab in Calmacs Reich wohl kaum eine Kreatur, die ihm so ergeben war wie eben dieser junge Dämon Sura. Er war sozusagen Calmacs Meisterschüler.
    Mit grimmigem Stolz betrachtete der Herrscher von Angelheart Castle seinen Vasallen.
    Suras Hautfarbe glitzerte in demselben grünlichen Kupferton wie die von Calmac selbst. Drahtig und gleichzeitig kräftig war sein Körperbau. Die Schwingen wiesen eine etwas geringere Spannweite als die der anderen Erddämonen auf. Aber fliegen konnte Sura natürlich trotzdem einwandfrei.
    Sein Gesichtsausdruck zeigte gespannte Erwartung, so wie immer, wenn er seinem Meister gegenüberstand. »Was kann dein niedrigster Diener für dich tun, Meister?«
    Calmac holte etwas weiter aus. »Kannst du dich noch an den Tag erinnern, als du in meine Dienste getreten

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