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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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gefährlicher schien es, dass auch an der linken Seite Stimmen ertönten. Einige der Verfolger hatten sich vom großen Haufen getrennt und rannten nun auf einem Parallelweg, um die beiden Frauen zu umgehen.
    Nicole schaute sich um. Plötzlich wurde sie am Arm gepackt und zur Seite gezogen. Die Indianerin warf sich gegen eine Zauntür. Das dünne Holz zerbrach sofort unter dem Aufprall, die Einheimische taumelte in einen schmutzigen Hof und zerrte Nicole mit sich. Sie kamen ins Rutschen, glitten aus und stürzten in den Schlamm. Aus der angrenzenden Hütte kam ein Schrei, gefolgt von einem Schwall von Schimpfworten. Nicole rappelte sich auf, wischte sich stinkenden Schlamm aus dem Gesicht und wurde in diesem Moment weitergezogen. Halb blind machte sie einige Schritte, trat ins Leere und stürzte wieder…
    ***
    Professor Zamorra wusste, dass es so etwas nicht geben konnte. Sämtliche Gesetze der Physik und der Botanik sprachen gegen einen solchen Anblick. Und doch erhob sich vor ihnen, auf einem leichten Hügel, dessen Kuppe knapp über den Wipfeln der Urwaldriesen lag, dieser Baum. Der gerade Stamm erhob sieh kerzengerade hoch und immer höher, bis einige starke Äste die grüne Kuppel des Blattwerks trugen. Dieser Baumwipfel war ein Wald für sich. Wie gigantisch er war und wie weit er hinaufreichte, konnte Zamorra nicht feststellen, denn der größte Teil verschwand in den Wolken.
    Obwohl sie weit entfernt waren, mussten sie den Kopf in den Nacken legen, um den Wipfel zu sehen. Ein Schwarm weißer Vögel stürzte aus den Blättern, formierte sich und flog kreischend einige Runden um den Stamm. Manchmal waren die Vögel als leuchtende Punkte zu sehen, manchmal verschwanden sie fast vor dem dunstigen Himmel.
    »Es gibt ein Unwetter«, sagte Leo. Er deutete nach Westen.
    Tatsächlich stiegen von dort tiefschwarze Wolken auf, als würde sich Tinte in einem Wasserglas auflösen.
    Zamorra winkte dem Jungen und zeigte auf den Baum. »Dort können wir uns unter einer der Wurzeln verkriechen, wenn es wirklich so ein Unwetter geben sollte.«
    Tatsächlich war der Riesenbaum mit gewaltigen Wurzeln, die wie das Strebewerk einer Kathedrale aus dem Boden ragten und sich erst in einiger Höhe mit dem Stamm vereinigten, im Hügel verankert. Sie schritten weiter aus, denn die Wolken wirkten bedrohlich und begannen nun, den Wald in trübes Licht zu tauchen.
    Zwei Dinge fielen dem Professor auf, als sie nun durch niedriges Gestrüpp auf den Hügel zugingen: Es gab so etwas wie einen Pfad, der auf den Hügel führte. Außerdem roch es plötzlich nach Abgasen und verbranntem Gummi. Leo schnüffelte hinter ihm derart laut, dass sich Zamorra sicher war, keiner Täuschung erlegen zu sein.
    »Woher kommt das?«, fragte Leo.
    »Der Wind kommt von Westen. Von dort, woher auch die Wolken kommen. Aber ich habe keinen blassen Schimmer, wer sich hier den Spaß macht, Gummireifen zu verbrennen.«
    »Aber dort müssen wenigstens Menschen sein, die uns weiterhelfen können«, sagte Leo voller Hoffnung.
    »Das wird sich zeigen«, lautete die knappe Antwort. Der Dämonenjäger konnte den Enthusiasmus des Jungen nicht teilen.
    Sie betraten den Pfad, der quer über den Hügel führte und hinter einer der Baumwurzeln verschwand. Es war eigentlich nichts als eine schmale Spur, wo der Pflanzenwuchs etwas weniger dicht war.
    Schon bei den ersten Schritten bemerkte Zamorra einen Unterschied. Der Boden schien weich zu sein und federte äußerst angenehm. Zudem gab es einen weiteren Effekt, den sie nicht erwartet hatten: Bei jedem Schritt legten sie eine wesentlich größere Strecke zurück, als es normal gewesen wäre. Die Energie des Weges trug sie in Windeseile den Hügel hinauf und um den Stamm des Baumriesen herum. Die Wurzeln wirkten jetzt wie Wolkenkratzer oder Felssporne. In den dämmerigen Nischen zwischen Wurzel und Stamm hatten sich Teiche gebildet, wucherten Moose, Flechten, Farne und andere Pflanzen, die Zamorra nicht kannte.
    Als die Energie des Weges schwächer wurde, wussten sie, dass sie am Ziel angekommen waren. Sie umrundeten eine weitere Wurzel und betraten eine enge Schlucht. Es war angenehm kühl hier, eine Erholung nach der feuchten, heißen Luft des Dschungels. Am Ende der Schlucht, wo die rissige Borke des Baumes aus dem Boden ragte, flackerte ein kleines Feuer.
    Ein uralter buckliger Indianer hockte hinter den Flammen und streckte manchmal die Hände vor, um sie zu wärmen. Er war nackt bis auf einen Federmantel. Neben sich hatte er

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