0746 - Das ägyptische Grauen
das Glas. Suko wusste nicht, wie dick die Scheibe war. Wenn der Vogel lange genug dagegen hämmerte, würde sie irgendwann brechen, das stand für ihn fest. Bevor dies eintrat, wollte sich der Inspektor das Tier kaufen.
Er huschte zurück. Das konnte er sich leisten, mittlerweile fand er sich auch im Dunkeln zurecht.
Suko zog seine Dämonenpeitsche. Wenn der Vogel unter einer schwarzmagischen Beeinflussung stand, würde er einem Treffer nicht widerstehen können.
Nahe der Tür schlug Suko den Kreis, damit die drei Riemen aus der Öffnung fallen konnten. Er hielt den Griff so hoch, dass die Enden nicht den Boden berührten. Jedes fremde Geräusch hätte den Falken warnen können.
Er hackte noch immer gegen das Glas. Diesmal härter, wütender.
Suko war es recht.
Die linke Hand legte er auf die Klinke. Dann riss er mit einem gewaltigen Ruck die Tür auf und stürmte ins Freie. Er drehte sich sofort nach rechts. Mit drei langen Schritten stand er neben dem Vogel, der von Sukos Aktion überrascht wurde und erst reagierte, als der Inspektor bereits zugeschlagen hatte.
Der Falke wollte aufsteigen. Die Dämonenpeitsche war schneller.
Drei überlange Würmer bewegten sich in die Höhe und gleichzeitig mit einem Schwenk nach rechts. Sie erwischten den Falken, umschnürten seinen Körper, drückten ihn nach unten und aus dem Schnabel des Vogels drang ein sehr böse klingendes Geräusch.
Suko trat mit dem Fuß zu. Er erwischte das Tier und schleuderte es gegen die Hauswand. Schon auf dem Weg dorthin veränderte sich der Körper. Er leuchtete in einem tiefen Grün auf, das an den Schwanzfedern begann und schließlich den Schnabel erreichte.
Gleichzeitig zersprühten die Augen zu zahlreichen kleinen Splittern, die sich in der Nähe verteilten, dann lag der Falke still und rührte sich nicht mehr.
Suko löste die Peitsche von den Überresten des Tieres und sah, dass sich die Knochen bereits in mehligen Staub verwandelt hatten, der wie ein Tuch auf dem Boden klebte.
»Pech gehabt, Cadi«, murmelte Suko. »Jetzt musst du dir einen anderen Beobachter suchen.« Suko freute sich, dass es ihm gelingen war, den dämonischen Vogel zu vernichten. Er war sicher, dass Cadi etwas davon mitgekriegt hatte. Nur so war er aus seiner verdammten Reserve zu locken.
Es war noch kühler geworden. Der Wind brachte den frischen Geruch des Salzwassers mit und Suko beschloss, sich hier draußen nahe der Hütte ein wenig umzuschauen.
Bisher hatte er sich die Rückseite noch nicht angesehen. Das wollte er nachholen. Dafür musste er die kleine Böschung hochsteigen, gegen die das Haus mit seiner hinteren Seite gebaut worden war, als sollte es durch sie gestützt werden.
Die Tür zog er vorher zu. Er würde es hören, wenn jemand versuchte, sie zu öffnen.
Kleinere Steine rutschten unter seinen Füßen weg: Gras bewegte sich vor ihm. Nicht weit entfernt versuchten die dünnen Arme der Sträucher vergebens, sich gegen den Wind zu stemmen. Sie wurden gebogen und gleichzeitig geschüttelt.
Hinter dem Busch stieg das Gelände bis zur flachen Hügelkuppe noch weiter an. Genau dort stand eine Gestalt im Mondlicht!
Cadi war da!
Suko bewegte sich nicht! Beide Männer schienen zu Stein erstarrt zu sein, aber sie musterten einander abschätzend. Suko spürte den Atem der Gefahr, den ihm der Wind von dieser dämonisch und düster wirkenden Gestalt entgegenwehte. Hatte er bisher noch Zweifel gehabt, so waren sie nun verschwunden. Suko wusste mit einem Mal, dass ihm mit Cadi kein normaler Mensch gegenüberstand, sondern eine dämonische Person, die sich sehr gut mit den Spielregeln im Reich der Finsternis auskannte.
Der Inspektor erkannte leider nichts von Cadis Gesicht. Zwar leuchtete ihn das blasse Mondlicht an, aber in seinem Schein war Cadis Haupt nicht mehr als ein Fleck, ohne wirkliche Konturen preiszugeben. Er war dunkel gekleidet, stand leicht breitbeinig auf dem Fels und wirkte in dieser Position wie der Herrscher der Insel.
Er sprach Suko an. Wieder trug ihm der Wind die Worte zu. Cadis Stimme war neutral, aus ihr sprach kein Gefühl, er stellte eben nur etwas fest. »Jetzt haben sie also dich geschickt, den Vierten.«
»Wie du siehst.«
»Ich freue mich.«
»Worauf?«
»Auf den Kampf. Nur wir beide, das ist doch was. Die anderen waren Flaschen, obwohl sie sich für gut gehalten haben, aber du bist anders, das spüre ich. Du hast den Falken erwischt, gratuliere, das ist den anderen nicht gelungen.«
»Es war nicht schwer!«
Cadi
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