0747 - Fooly, der Jäger
zappele mal schön, dachte er und zeigte sich nicht im Mindesten interessiert, ihr zu helfen. »Ich sagte, du sollst gehen. Sofort.«
»Ich…«
Er richtete die Waffe jetzt direkt auf sie.
»Das ist eine Neuentwicklung«, sagte er. »Ich habe nicht einmal sehr lange daran gearbeitet. Aber sie ist garantiert tödlich für jeden Dämon von deiner Art.«
Er betonte das Wort, um einen deutlichen Unterschied zwischen ihm und ihr klarzustellen.
»Wie du willst«, keuchte sie wütend.
»Ich gehe. Aber beklage nicht dein Schicksal, wenn Astardis auch dich vernichtet!«
»Astardis?« Er lachte spöttisch auf. »Warum nicht gleich Baal oder sogar Lucifuge Rofocale? Selbst ich weiß, dass Astardis tot ist.«
»Woher?«, keuchte sie überrascht.
»Vergiss nie, wer ich bin«, benutzte er ihre eigenen Worte von vorhin. »Ich verfüge über Mittel, von denen du nichts ahnst. Ich weiß, dass Nicole Duval Astardis tötete.«
»Und ich weiß, dass ich mich erst vor wenigen Stunden mit ihm unterhalten habe.«
Da erwachte sein Interesse doch.
»Erzähl mir mehr!«, befahl er der Dämonin.
***
Fooly wusste nicht, wo er angekommen war. Er wusste nur, dass die insektenäugigen Mörder sich in der Nähe befinden mussten.
Denn sonst wäre er hier nicht angelangt.
Er sah sich um. Die Landschaft, in welcher er sich befand, war geradezu idyllisch, wenn auch recht kalt. Das sagte ihm, dass er sich nach wie vor auf der nördlichen Hälfte des Planeten Erde befand. Hier herrschten winterliche Temperaturen.
Die Kälte war unangenehm. Sie verlangsamte seine Reaktionen. Er konnte nicht verleugnen, dass seine Art von Kaltblütern abstammte. In Situationen wie dieser merkte er es immer wieder.
Im Drachenland war das anders. Da war es stets warm.
Fooly witterte vorsichtig. Wo waren die Insektenäugigen jetzt? In der unmittelbaren Nähe der Regenbogenblumen befanden sie sich jedenfalls nicht, sonst hätte er sie ja schon längst gesehen. Sie mussten sich in einiger Entfernung aufhalten.
Die Blumen besaßen, was das anging, eine gewisse Reichweite. Wenn man sie benutzte, musste man natürlich zwischen ihnen stehen, um erfasst werden zu können. Aber das Zielobjekt konnte ein wenig entfernt sein. Wie weit, hatte bislang noch niemand ganz genau herausgefunden.
Aber es mochten schon ein paar hundert Meter sein.
Der Jungdrache vernahm das Rauschen und Plätschern von Wasser. Er ließ die Blumen hinter sich und erreichte einen aufgestauten Bach. Der »Staudamm« bestand aus roh behauenen Baumstämmen, die miteinander verbunden worden waren. Allerdings war dieser Damm nicht hundertprozentig dicht. Zwischen den Stämmen strömte ständig Wasser aus dem aufgestauten kleinen Teich hervor.
Fooly sah, dass einige große Steine in den Bach hineinragten, der ihn ein wenig an das dort noch schmale Silberband der Loire unterhalb von Château Montagne erinnerte. Die großen Steinbrocken lagen dicht an dicht wie eine Brücke, wie ein Weg, der über den Bach zur anderen Seite führte.
Fooly betrat diesen Weg.
Was mache ich hier eigentlich?, fragte er sich plötzlich.
Er wollte die Insektenäugigen finden, aber stattdessen tappste er hier über feuchte Steinbrocken und starrte das Wasser an?
Hier stimmt doch was nicht!
Rasch wandte er sich um und wollte ans Ufer zurückkehren. Aber er rutschte auf dem nassen Stein aus und stürzte ins eiskalte Wasser.
***
Rico Calderone hörte aufmerksam zu. Was Stygia über Astardis erzählte, gab auch ihm zu denken. Auch wenn er die Dämonin nicht mochte, konnte er sich nicht vorstellen, dass sie sich dermaßen elementar geirrt hatte, als sie den Unterschlupf des Astardis untersucht hatte. Sie mochte in vielen Dingen versagen, hier aber kaum. Dafür kannte er sie gut genug.
Aber in diesem Fall konnte es sich nicht um Astardis handeln, sondern um jemanden, der in dessen Rolle geschlüpft war.
»Weshalb kommst du zu mir?«, fragte er schließlich, ohne seine Ruheposition im Schaukelstuhl aufzugeben. »Warum offenbarst du dich nicht anderen Erzdämonen? Warum verlangst du kein Tribunal, das ihn anklagt?«
»Ich will sicher sein«, erwiderte sie.
Du willst keine weitere Niederlage hinnehmen, uvn es mal ganz deutlich zu formulieren, dachte er. Wenn du Astardis anklagst, und diese Anklage erweist sich als haltlos, bist du erledigt.
»Das bedarf einer näheren Erklärung«, sagte er spöttisch. Es bereitete ihm ein gewisses Vergnügen, zu sehen, wie sie sich innerlich wand.
Stygia deutete auf seine
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