0748 - Horror im Hexenhaus
Kleiner. Danach wirst du ihm bald von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Der Teufel erwartet dich. Du kannst ihn von mir grüßen. Du kannst ihm sagen, daß ich die Krone sehr gut verwahre.« Er nickte und gab seiner Stimme einen leicht sanften und weiblich klingenden Unterton. »Ich weiß auch, daß er sich mir gegenüber erkenntlich zeigen wird. Ich habe ja das Erbe von dieser Frau übernommen, denn sie ist die einzige gewesen, die mich geliebt hat.«
Robby hörte jedes Wort, allein, er begriff die Sätze nicht. Er konnte damit nichts anfangen, denn das war nicht seine Welt. So etwas hätte er sich nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen vorstellen können. Ja, er hatte die Älteren bereits beobachtet, wie sie andere Jungen zusammenschlugen, er hatte auch schon zwei Messerstechereien mitbekommen, war aber nie selbst in Gefahr geraten.
Nun sollte er sterben.
Robby konnte sich keine Vorstellung davon machen. Der Gedanke an den Tod war ihm zu fremd.
Dennoch jagten ihm bei den Gedanken Schauer über den Rücken.
Davor hatten die Menschen Angst.
Auch er…
Und die Klinge war da. Dieses glänzende, spitze, widerliche Ding, das bereits seine Kleidung berührte, wo die Knopfleiste seines Hemdes unter dem Hals aufhörte.
Er sah auch das Gesicht.
Bates lächelte. Diesmal waren seine Augen verdreht. Er befand sich mit seiner Physis in dieser normalen Welt, seine Psyche jedoch hatte sich längst abgesetzt und irrte durch eine andere.
Er bewegte das Stilett von oben nach unten, und der erste Knopf des Hemdes sprang wie von selbst ab.
Der Junge erschrak, als er es sah, und er konnte seinen Blick nicht von der Klinge lösen. So schaute er zu, wie das Messer alle Knöpfe löste. Im Hintergrund gurrten einige Tauben, als sollte ihn dieses Geräusch auf seinem Weg in den Tod begleiten.
Elliot Bates fing an zu summen. Es waren gemischte Töne, die über seine geschlossenen Lippen drangen. Mal sehr tief, dann wieder höher und fast freundlich.
Das Gürtelschloß hielt die Klinge auf.
Bates nickte. Mit der freien Hand faßte er den Hemdstoff und klappte ihn zu zwei verschiedenen Seiten hin weg. Da Robby kein Unterhemd trug, lag die Brust des Jungen frei vor ihm.
Sie hob und senkte sich unter den schweren Atemzügen, und der Killer konzentrierte sich auf die Stelle, wo das Herz schlug.
Er konnte es deutlich erkennen. Über seine Lippen huschte ein Grinsen, als er daran dachte, daß es nicht mehr lange schlagen würde. Und die Brust war zudem groß genug, um einen bestimmten Schnitt durchführen zu können. Angelegt wie ein Kreuz, nur eben wie eines, das auf den Kopf gestellt war.
»Bald holt er dich!« versprach er dem Jungen. »Sehr bald schon. Ich beneide dich sogar, daß du…«
Da unterbrach ihn die Stimme.
Sie drang vom Hof her durch die beiden offenen Fenster, und Bates hörte plötzlich, daß das Haus umstellt wurde.
Robby bekam die Veränderung kaum mit. Er hörte zwar zu, nur verstand er kein Wort.
Dafür sah er den Killer mit der Teufelskrone besser. Dessen rechter Arm zuckte, begleitet von einem Blitz, den die Klinge durch diese hastige Bewegung hinterließ.
»Tod!« brüllte er.
Für Robby aber explodierte die Welt in einem gewaltigen Krachen.
***
Beide Frauen waren die Treppe hochgegangen, und Sheila konnte nur immer wieder den Kopf darüber schütteln, was Jolanda aus diesem Haus gemacht hatte.
Es konnte einfach nicht mehr die alte Bude sein, die es einmal gewesen war. Das Treppenhaus war ebenfalls in einem hellen Weiß gehalten worden, der Streichlack glänzte, und die lindgrünen Stufen harmonisierten mit dem Grün der Pflanzen auf den ebenfalls erneuerten Fensterbänken.
Die Scheiben im Treppenhaus blitzten vor Sauberkeit, überhaupt lag kaum etwas herum. Und wenn, dann diente es als Dekoration wie auf dem ersten Absatz, wo ein alter Barockstuhl stand, über dessen Lehne ein luftiger Blumenstoff hing, als sollte dieses Stilleben zwei Zeitepochen, die Vergangenheit und die Gegenwart, vereinigen.
Sheila blieb vor dem Stuhl stehen. »Toll«, lobte sie.
Hinter ihr lachte Jolanda. »Hör doch auf.«
»Doch, ich finde es super. Es sind doch gerade die Kleinigkeiten, die einem Haus Atmosphäre geben.«
Jolanda lächelte stolz. »Wenn du das meinst, kann ich dir nicht widersprechen.«
»Das erwarte ich auch.« Sheila legte den Kopf nach hinten und schaute gegen die Decke. Auch sie war hell gestrichen, wobei Leisten die Seiten umrahmten, die wieder um eine grünliche Farbe zeigten. Neben
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