0748 - Horror im Hexenhaus
dir.«
Er sprach über die Spitze des Stiletts hinweg, die er dann senkte, so daß sie genau auf den Hals des Jungen wies, der totenstarr vor Angst und bleich war…
***
Hoffentlich waren wir nicht zu spät gekommen. Dieser Gedanke putschte uns beide auf.
Während wir so leise wie möglich die Stufen der Treppen hochschlichen, hatte ich immer das Bild des Killers vor meinen Augen, garniert mit den Schlagzeilen über seine schrecklichen Taten. Es war einfach nicht zu fassen, was dieser Mensch (war er überhaupt einer?) getan hatte.
Vier Tote.
Und jetzt befand sich ein Kind in seiner Gewalt.
Wir hatten beide unsere Berettas gezogen. Je höher wir kamen, um so schlechter wurde die Luft.
Irgendwie hatte sich das alte Haus aufgeheizt, und zudem strömte uns aus den Wänden ein alter, muffiger Geruch entgegen.
Ich wußte nicht, wieviel Zeit des gesetzten Ultimatums vergangen war. Ich wagte auch nicht, auf meine Uhr zu schauen, aus Angst, daß ich einen Schock bekam, ich wollte dieser Bestie das Opfer nur aus den Klauen entreißen, und Suko dachte nicht anders darüber.
Wir erreichten die letzte Etage, blieben dort stehen und schauten uns nach dem Weg um, der uns in dieses primitive Penthouse auf dem Dach brachte.
Es mußte einfach einen geben, denn an der Außenfront des Hauses kletterte bestimmt niemand hoch.
Hier oben war es verdammt düster. Durch eine schmale Luke, die den Namen Fenster nicht verdiente, drang blasses Licht und ließ Suko aussehen wie ein Gespenst, als er die Stelle durchquerte und im Hintergrund des kleinen Korridors verschwand.
»John, hier ist die Stiege.«
Ich war schnell bei ihm und wunderte mich über die bauliche Anordnung. Die schmale Treppe berührte mit der linken Seite die Flurwand. Nach rechts hin war sie offen, denn auf ein Geländer hatte man verzichtet. Sie endete dort, wo sich ein kleines Podest befand und daran anschließend eine Tür.
Sie war der Eingang zum Aufbau.
Suko ging vor mir her. Er bewegte sich möglichst leise und trat nur mit den Fußballen auf. Dennoch ächzte und bewegte sich das Holz unter unserem Gewicht. Ich betete, daß der irre Killer keines dieser Geräusche hörte. Suko erreichte die Tür, blieb stehen und bückte sich dabei. Er wollte durch das Schlüsselloch schauen, bekam aber nicht viel zu sehen, denn als ich ihn erreicht hätte, richtete er sich wieder auf und schüttelte den Kopf.
»Hoffentlich ist die Tür nicht abgeschlossen.«
Er hob die Schultern. »Ausprobiert habe ich es noch nicht.«
»Hast du denn etwas gehört?«
»Nein.« Er trat zur Seite, als er sah, daß ich mein Ohr gegen das Holz legte.
Im Haus war es glücklicherweise ruhig. Es hatte sich herumgesprochen, daß sich ein irrer Killer hier oben befand. Niemand wollte das Risiko eingehen und ihm in den Weg laufen.
Ich hörte zunächst nichts.
Dann dumpf klingende Laute, die ich als Schritte identifizierte. Auch eine Stimme. Es war nur nicht zu unterscheiden, ob sie dem Jungen oder dem Killer gehörte.
»Da redet jemand«, wisperte ich Suko zu.
»Hervorragend. Solange er noch spricht, tötet er nicht.«
Da hatte er mit dieser leicht zynisch angehauchten Logik recht. Aber das Leben ist nun mal nicht immer nett und heiter, sondern kann verdammt brutal sein.
Ich richtete mich wieder auf.
Sukos Blick sprach Bände. Er streckte bereits seine Hand nach der alten Türklinke aus und wartete auf mein Nicken.
Das erfolgte.
So behutsam wie möglich bewegte Suko die Klinke nach unten. Sie hatte etwas Spiel, packte nicht direkt, und mein Freund machte ein Gesicht, als wäre jetzt alles vorbei.
Die Tür war verschlossen.
Ich unterdrückte nur mühsam einen Fluch. Wie sollten wir es anstellen? Versuchen, die Tür aufzurammen oder das Besteck nehmen, um damit das Schloß zu öffnen. Es war wirklich nicht modern und würde uns kaum Widerstand entgegensetzen. Zudem konnte ich mich auf Suko verlassen. Er schaffte es mit einer gewissen Leichtigkeit, derartige Schlösser zu öffnen.
»Dann mach mal und…«
Es kam anders, ganz anders.
Und es kam genau im falschen Augenblick, denn vom Hof her hörten wir eine harte typische Lautsprecherstimme eines übereifrigen Polizeibeamten, der den Killer aufforderte, sich zu ergeben, weil das Haus inzwischen umstellt war.
Ich fluchte.
Suko ebenfalls, und gemeinsam traten wir zurück.
Dann nahmen wir Anlauf und wuchteten uns gegen die Tür des hölzernen Aufbaus…
***
»Der Tod ist süß, der Tod ist schnell, er wird dir Freude bereiten, mein
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