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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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der seinen Nacken herabrann, und das leise Zittern gespannter Muskeln verrieten die Kräfte, die sich gegeneinander stemmten, während das Antun-Wesen das Wassermonster niederzuringen versuchte.
    Langsam, unendlich langsam, schien der Dämon die Oberhand zu gewinnen. Das Zucken des Schlangenkörpers wurde schwächer.
    Brüllend riss der Dämon sein Maul auf, um nach der Sitte seines Volkes den Todesbiss anzusetzen und…
    Er kam nicht mehr dazu.
    Die Schlange wandelte ihre Form, schrumpfte, entglitt seinem Griff. Zugleich schoss ein Wasserstrahl in das aufgerissene Dämonenmaul.
    Der Schweiß, der auf den Muskeln des Dämons glänzte, zog sich zusammen, bildete kleine Krallen, die ihm die Haut zerfetzten. In seiner Kehle tobte das verschluckte Wasser, schnitt und schlitzte wie Glasscherben.
    Der Dämon ließ die Schlange los, taumelte nach hinten. Er griff sich krächzend an die Kehle und spuckte Blut und Wasser.
    Dann aber warf er sich erneut auf die Schlange, die ihre volle Größe zurückerhalten hatte.
    Jetzt prügelte Antun nur noch auf sie ein, ließ seine muskelbepackten Arme wie Dreschflegel wirbeln. Wassertropfen und -spritzer verteilten sich in dem Kellergewölbe, legten sich als glitzernde Schicht auf Wände und Decke.
    Was wie die Irrsinnstat eines Verzweifelten wirkte, zeigte allmählich Wirkung. Die Schlange schrumpfte wieder, und sie brauchte immer länger, um sich neu zu bilden.
    Schließlich fiel sie ganz in sich zusammen. Dort, wo sie eben noch gewesen war, blieb nur eine Pfütze, deren Oberfläche sich leicht kräuselte, als würde ein Windhauch darüber streichen. Selbst der feine Wasserfaden aus dem Rohr verschwand.
    Der Dämon schwankte, schleppte sich auf Vivienne zu und stürzte vor ihr zu Boden.
    Das Mädchen war wie erstarrt, war nur noch in der Lage, laut und gellend zu kreischen, bis endlich Graf Florace des Esseintes erschien.
    Er kam aus einem hinteren Teil des Kellerlabyrinths und trug ein seltsames langes Gewand. Es erinnerte Vivienne an einen Morgenrock, auf dem seltsame Zeichen aufgestickt waren.
    Die junge Frau hatte sich heiser geschrien, jetzt konnte sie nur noch flüsternd um Hilfe bitten. Aber des Esseintes beachtete sie gar nicht.
    Er stolperte mit gesenktem Blick durch den Raum, fand den Dolch und hob ihn auf. Seine Zunge leckte über die Flachseite der Klinge, sein Blick wechselte zwischen dem Mädchen, der Klinge und dem leblosen Körper des Dämons hin und her.
    »Misslungen! Es ist misslungen!«, knirschte des Esseintes voller Wut und schleuderte den Dolch gegen die Wand.
    »Verflucht!«, schrie er dann mit seiner Fistelstimme und trat gegen den Körper des Dämons. »Ich brauchte Kraft, stattdessen wirst du mich nun Kraft kosten, du Versager!«
    Er wandte sich finster an Vivienne. »Und dein Dienstverhältnis ist hiermit gekündigt!«
    ***
    Die Hoffnung, dass sich Loup les deux Eglises im Licht des Morgens etwas freundlicher zeigen würde, erfüllte sich für Zamorra und seine Gefährtin nicht.
    »Wir schauen uns bis mittags dieses Dorf an«, entschied der Dämonenjäger. »Wenn Huysmans bis dahin nicht aufgetaucht ist, sehen wir weiter.«
    »Was darf ich mir unter weitersehen vorstellen?«, erkundigte sich Nicole.
    »Wir müssen irgendwie in das Schloss gelangen, das ist alles.«
    »Wenn es nichts Schwereres ist. Wir werden behaupten, wir müssten die Wasseruhren ablesen.«
    Ihr Spaziergang durchs Dorf wurde jedoch von einem Regenschauer unterbrochen, der sie innerhalb von Sekunden völlig durchnässte.
    Die Rettung kam unerwartet. Die Tür des Hauses, neben dem sie standen, öffnete sich, und ein kleiner, dicklicher Mann im Priesterrock winkte sie herein. Die beiden benötigten keine zweite Aufforderung, sich in den warmen, trockenen Flur zu flüchten.
    Ihr Retter stellte sich als Abbé Chardin vor, der Priester des Ortes. Er bat sie, ihre nassen Jacken abzulegen, und beauftragte seine Haushälterin, Kamillentee zuzubereiten.
    Das Wetter gab genügend Gesprächsstoff, um die ersten Minuten zu überbrücken. Dann fiel Nicoles Blick auf die Aquarelle an den Wänden, die dem ansonsten kargen Raum etwas Stil verliehen. Sie stand auf, um die Bilder, die allesamt Vögel zeigten, aus der Nähe zu betrachten.
    »Das ist ja ein echter John Gould!«, rief sie bewundernd aus. »Und hier noch einer! Sie haben wahre Schätze an den Wänden hängen, Abbé!«
    Der Priester lief puterrot an und stotterte ein wenig unsicher. »Nun ja, ein Glücksgriff auf einem Londoner Flohmarkt. Aber

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