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0749 - Plan der Vollendung

Titel: 0749 - Plan der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich der Orter mit halblautem Pfeifen. Bull fuhr auf, justierte das Orterbild und erkannte den typischen Reflex, der sich soeben über die blaue Lumineszenzlinie des Orterhorizonts geschoben hatte. Das war Wang Yü Chi mit seinem Fahrzeug! Bull setzte das Triebwerk in Gang, hob den Gleiter vorsichtig aus seinem Versteck und steuerte den nächsten Bergkamm an.
     
    5.
     
    Der Flug dauerte über zwei Stunden und führte südlich an Huangshi und Chiayü vorbei über den Seenkomplex des Hung und Tungting. Die weiten Industrieanlagen, von unregelmäßigen Grünflächen unterbrochen und einstmals voller Leben und Geschäftigkeit, wirkten selbst aus beträchtlicher Flughöhe verlassen und dem Ruin preisgegeben.
    Ein Gefühl der Wehmut beschlich Bull, einsam in seinem Gleiter, als er sich an die Jahrhunderte erinnerte, in denen gerade diese Gegend eines der produktivsten Industriepotentiale des Planeten Erde dargestellt hatte.
    Nur einhundertundzwanzig Jahre lag das zurück - oder vierzig, je nachdem, an welcher Stelle man den kritischen Einschnitt sah - und doch wie weit! Die Erinnerung des Menschen verlor sich in der Fülle der Ereignisse. Die vergangenen Jahrzehnte schienen ihr ein ganzes Zeitalter zu verkörpern, weil sie mehr und schwerwiegende Änderungen hervorgebracht hatten als die gesamte Geschichte der Menschheit davor.
    Irritiert wanderte Reginald Bulls Blick zurück zu dem Bildschirm des kleinen Ortergeräts. Der Reflex, der von Wang Yü Chis Fahrzeug ausging, hatte seine Position geändert. Wangs Gleiter hatte die bisherige Flughöhe von vierhundert Metern verlassen und mit dem Abstieg begonnen.
    Der Abstand zwischen beiden Fahrzeugen betrug etwa dreißig Kilometer. Reginald Bull beschleunigte seine Fahrt.
    Er mußte aufschließen; denn wenn Wang Yü Chi mit seinem Fahrzeug in die Details des Geländes hinabtauchte, dann ging er dem Orter leicht verloren.
    Die weite Fläche des Tungting-Sees dehnte sich unter dem Gleiter. Zur linken Hand, im Süden, tauchte die Stadt Hanshou aus dem Dunst. Bull überflog eine langgestreckte Insel, dann kam das westliche Ufer des Sees in Sicht.
    Es bildete hier eine weit in die Seefläche hineinragende Halbinsel, wildes, unbesiedeltes Gelände, das mit dichtem Buschwerk und vereinzelten Bambuswäldern bedeckt war.
    Bull schloß bis auf eine Distanz von acht Kilometern zu Wang Yü Chis Gleiter auf. Dann verschwand das Fahrzeug des Verfolgten in den Einzelheiten des Geländes. Bull hatte den Punkt markiert, an dem er Wangs Gleiter aus der Sicht verloren hatte.
    Er flog eine weite Schleife und näherte sich dem Ort aus nordwestlicher Richtung. Die letzten zwei Kilometer bewegte er sich dicht über dem Boden, mit gedrosseltem Triebwerk über Büsche und Bäume hüpfend.
    Er landete auf einer winzigen Lichtung inmitten eines Bambushains, nicht mehr als einen halben Kilometer von der Stelle entfernt, an der sein Orter Wang Yü Chis Gleiter aus dem Blickfeld verloren hatte.
    Er packte den wichtigsten Teil seiner Geräte in einen Behälter, den er an einem Riemen über der Schulter tragen konnte.
    Er rechnete damit, daß er vorläufig zu seinem Fahrzeug nicht zurückkehren würde. Noch während er sich in der Wirrnis des Bambusgestrüpps zurechtfinden suchte, hörte er das Geräusch von Motoren.
    Es kam aus der Richtung, in der er Wang Yü Chi vermutete.
    Ohne Rücksicht auf den Krach, den er dabei machte, brach Bull durch das verfilzte Gebüsch. Das Geräusch der Motoren wurde lauter.
    Es mußte eine ganze Anzahl von Fahrzeugen sein, die dort vorne irgendwo manövrierte.
    Nach einigen hundert Metern gelangte er an den Rand einer großen Lichtung. Er sah acht Gleitfahrzeuge dort stehen, die verschiedensten Typen. Die Piloten, sechs Männer und zwei Frauen, waren ausgestiegen und standen in einer Gruppe zusammen. Sie sprachen wenig und schienen auf etwas zu warten. Reginald Bull fiel auf, daß sie ihre Gleiter dicht beieinander nicht auf der Mitte der Lichtung, sondern ein wenig abseits geparkt hatten.
    Der Sinn dieses Verhaltens wurde ihm alsbald klar.
    Von irgendwoher kam dumpfes, vibrierendes Dröhnen.
    Die Männer und Frauen vor ihm auf der Lichtung blickten in die Höhe. Über die Wipfel des Bambuswaldes schob sich ein großes, eigenartiges Gefährt heran. Es war breit und flach gebaut, fast wie ein Landungsboot. Es schien keinerlei Aufbauten zu besitzen, sondern bestand nur aus einer Ladeplattform. Atemlos vor Spannung sah Bull aus seinem Versteck, wie das merkwürdige Fahrzeug

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