0750 - Ein Freund der Posbis
und musterte mich eingehend. Ich hob grüßend die rechte Hand.
„Wer bist du?" fragte er schließlich.
„Galto Quohlfahrt", antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Warum bist du nicht bei den anderen?"
„Weil ich nichts mit ihnen zu tun habe."
„Du bist mit ihnen zusammen ins Schiff gekommen."
„Das ist richtig", bestätigte ich.
Sieben weitere Posbis von unterschiedlicher Gestalt rückten heran. Einige von ihnen blieben hinter dem ersten stehen, andere umrundeten mich. Keiner von den neu angekommenen griff ins Gespräch ein. Auch die Posbis, die noch später eintrafen, verhielten sich weitgehend ruhig.
„Du solltest zusammen mit den anderen das Schiff verlassen."
„Das entspricht eurer Planung, ein diesbezüglicher Befehlskode ist jedoch niemals übermittelt worden."
„Das entspricht den Tatsachen", bestätigte diesmal der Posbi.
„Also lag für mich auch kein Grund vor, mich den anderen anzuschließen."
„Das wäre eine menschliche Reaktion gewesen, wie sie deiner Mentalität und deinem organisch-biologischen Wesen konform gewesen wäre."
„Das ist ein Trugschluß, der auf falschen Voraussetzungen aufbaut", erklärte ich. „Deine Annahme geht davon aus, daß ich alles mit den anderen Schiffsbrüchigen gemeinsam habe. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil. Gleich ist nur die äußere Erscheinungsform. Alles andere ist anders. Ich gehöre nicht zu ihnen."
„Nicht? Zu wem dann?"
„Zu den Posbis, denn ich bin selbst ein Posbi."
Meine Eröffnung überraschte meine unfreiwilligen Gastgeber derart, daß sie für einige Zeit keine Worte fanden und mich schweigend anstarrten. Dann aber ging ein Schwall von Fragen auf mich nieder.
Ich antwortete konzentriert und ruhig, wobei ich jedes Wort genau überdachte. Was bis jetzt kaum mehr als graue Theorie gewesen war, das konnte ich endlich unter realen Bedingungen anwenden. Dies waren keine Sandkastenspiele mehr, sondern hier ging es buchstäblich um alles.
Ich wollte, daß die Posbis mich als einen der ihren akzeptierten.
Aus diesem Grunde mußte ich die Sprache sprechen, die sie verstanden. Ich mußte in den gleichen Bahnen denken wie sie, und ich mußte ihre eigenen, logisch begründeten Argumente gegen sie selbst wenden.
Ein hartes und kräfteverzehrendes Duell begann. Die Posbis wollten es wissen. Sie wurden von einem außerordentlichen Forscherdrang gepackt und deckten mich mit einer Reihe von Problemfragen ein, die nur beantworten konnte, wer sich so lange und so intensiv mit Posbiforschung beschäftigt hatte wie ich. Sie boten mir die harte Zerreißprobe, die ich gewollt, und auf die ich mich auch vorbereitet hatte. Nur verlief sie anders, als ich mir ausgemalt hatte. Alles war ungleich schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte.
Stunden mußten vergangen sein, bis einer der Posbis schließlich ausrief: „Es ist nicht zu leugnen, er ist einer von uns!"
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich glaubte, es geschafft zu haben.
„Zumindest geistig", bemerkte da ein anderer.
Ich blickte ihn bestürzt an, denn ich begann zu ahnen, was er damit hatte ausdrücken wollen.
„Richtig", verkündete wiederum ein anderer Posbi. „Was aber machen wir mit dem Körper?"
3.
Aufzeichnung Quohlfahrt: 2. 9. 3581 Der Kopf war noch dran!
Das spürte ich, obwohl meine Hände noch in Energiefesseln lagen, so daß ich sie nicht heben konnte.
Noch von der Narkose benommen blickte ich um mich. Vier Chiro-Posbis umgaben mich. Sie musterten mich mit weit ausgefahrenen Linsen, in denen ich tiefe Sorge um mich zu erkennen glaubte.
Das mag seltsam klingen für jemanden, der keinen so innigen Kontakt mit Robotern und bio-positronischen Wesen hat wie ich.
Ich war längst zu der für mich gültigen Erkenntnis gekommen, daß Roboter und viel mehr noch die Posbis auch eine Körpersprache haben, die aus ihrem positronischen oder biopositronischen Bewußtsein herrührt.
Meistens waren die Bewegungen der metallischen Glieder noch geringfügig, oft kaum wahrnehmbar. Sie wurden von 99,9 Prozent aller Menschen völlig übersehen. Die meisten Menschen waren ja noch nicht einmal in der Lage, die Körpersprache der Menschen zu verstehen. Sie konnten sich zudem auch gar nicht vorstellen, daß ein Geschöpf wie ein Posbi über derartige Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. Für mich waren sie eine beweisbare Tatsache.
„Alles in Ordnung, Galto?" fragte einer der Posbis.
„Das kann ich erst sagen, wenn ich mich gesehen habe", antwortete ich mühsam.
Sie zogen sich
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