0751 - Kampf um den Höllenthron
Hilfsgeister. Wer hatte sie hierher geschickt? Aus eigenem Antrieb waren sie bestimmt nicht gekommen.
Wem dienten sie?
Fragen konnte er sie nicht mehr. Sie waren tot. Vielleicht war er etwas zu voreilig gewesen, als er auf sie geschossen hatte. Andererseits hatte er die Bedrohung nicht genau einschätzen können. Da war es auf jeden Fall sicherer, sofort mit aller Härte zuzuschlagen, als ein Risiko einzugehen.
Aber da musste noch etwas oder jemand sein, dessen war sich Calderone sicher.
Vorsichtig sah er sich weiter um…
***
Zamorra und Nicole hatten es gerade eben noch geschafft, in Deckung zu gehen. Stygias Hilfsdämonen, von denen sie hierher teleportiert worden waren, lebten nicht mehr.
Die beiden Dämonenjäger waren in entgegengesetzte Richtungen geflüchtet - eine alte Taktik, die einen Gegner verwirren und die eigenen Überlebenschancen erhöhen sollte. Wie weit das auch hier möglich war, würde sich zeigen…
Zamorra verfluchte Stygia dafür, dass sie die Waffen einbehalten hatte. Natürlich war das Amulett ein mächtiges Werkzeug, aber Zamorra war nicht sicher, ob es so funktionierte, wie es sollte, und ob der Gegner nicht noch ein paar stärkere Eisen im Feuer hatte. Noch hatte er ihn nicht gesehen, nur die Feuerblitze, welche Stygias Helferlein der Reihe nach blitzschnell abserviert hatten.
Zamorra versuchte, sich zu orientieren.
Es war ein sehr eigenartiger Raum, in dem er sich befand. Irgendwie schien er dimensional verschoben zu sein. Hier und da überlagerten sich Stukturen und Wandmuster, flimmerte etwas wie eine Fata Morgana. Ringsum brannten in den Feuern an den Wänden die verdammten Seelen, für die es keine Rettung gab. Sie würden so lange leiden, wie es die Hölle gab. Oft schon hatte Zamorra sich gefragt, ob es überhaupt ein Verbrechen gab, das wirklich so unmenschlich bestraft werden durfte.
Keine Begnadigung… keine Linderung… kein Verzeihen… nur immerwährender Schmerz, immerwährendes Leiden.
Wieder einmal durchfuhr ihn die Erinnerung an die Hölle der Unsterblichen, in der sein alter Feind Torre Gerret sein Ende gefunden hatte. Aber Gerret war nicht tot. Er war auch körperlich noch lebendig, wie alle anderen Unsterblichen, die dort gefangen waren und erst Erlösung finden würden, wenn dieses Universum verging, um einem neuen Platz zu machen.
Er hatte sich damals vorgenommen, Gerret da herauszuholen - und vielleicht auch die anderen. Denn sie alle waren einst Auserwählte gewesen wie Zamorra selbst, aber an der Quelle des Lebens hatten sie, den Regeln folgend, ihre Rivalen um dié Unsterblichkeit töten müssen, weil es jedes Mal nur einen geben durfte, der diese Unsterblichkeit erlangte.
Und dadurch, dass sie töteten, wurden sie schuldig und verfielen der Verdammnis. Irgendwann endete jeder der Auserwählten in der Hölle der Unsterblichen.
Nur Zamorras Weg nicht.
Er hatte die Hüterin der Quelle ausgetrickst, hatte die Regeln gebrochen und war trotzdem unsterblich geworden - er hatte sogar seine Gefährtin ebenfalls vom Wasser der Quelle trinken lassen können. Nur durch Gewalteinwirkung konnten sie beide jetzt noch sterben. Alter und Krankheit gab es für sie nicht mehr. [2]
Aber diesen Trick hatte Zamorra mit einem sehr hohen Preis bezahlt. Er hatte Freunde verloren, und er würde noch mehr verlieren. Die Schuld war längst nicht abbezahlt.
Und er fragte sich, was geschehen würde, wenn er selbst einen Vorstoß in die Hölle der Unsterblichen unternahm, um den dort Leidenden zu helfen. Würde es ihn nicht noch viel mehr kosten? Er rührte damit an Mächten und Gewalten, die kein Mensch sich vorzustellen vermochte.
Aber er war sich sicher, dass er es eines Tages tun würde!
Die relative Unsterblichkeit half den Auserwählten, den Kampf gegen die Mächte der Finsternis besser gerüstet zu führen. Aber war es wirklich das Gute, das die Regeln für die Unsterblichkeit aufgestellt hatte? War es gerecht, dass jemand, der sein Leben dem Kampf gegen das Böse widmen wollte oder sogar musste, weil er eben ein Auserwählter war, automatisch gezwungen war, selbst Schuld auf sich zu laden?
Zamorra drängte diese Gedanken zurück. Er befand sich jetzt in der Hölle der Sterblichen, und in dieser mussten Nicole und er überleben.
Er sah die brennenden Feuer, er hörte das schaurige Heulen und Wimmern der verlorenen Seelen, und er suchte nach dem Feind.
Dieser Saal glich ein wenig dem Thronsaal der Fürstin der Finsternis, war aber doch wiederum anders
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