0751 - Kampf um den Höllenthron
strukturiert, komplizierter… Und irgendwie war es Zamorra gelungen, in diesem Saal Deckung zu finden, obgleich er diese Deckung nicht wirklich sehen oder ertasten konnte. Erfühlte sie nur, sie war imaginär, aber dennoch vorhanden. Er konnte wohl einen leeren, erhöhten Thron sehen, aber nicht den Gegner. Er konnte auch Nicole nicht sehen. Er wusste nur, dass sie irgendwo in der Nähe sein musste.
Aber wo war der Angreifer?
Er war sicher, dass es sich um Calderone handelte. Stygias Hilfsdämonen hatten Zamorra und Nicole zu Calderones gegenwärtigem Aufenthaltsort bringen sollen, und das hatten sie mit Sicherheit auch getan.
Und Calderone hatte sie getötet. Blitzschnell, kompromisslos und ohne lange zu überlegen. Und er würde mit der gleichen Schnelligkeit auch Nicole und ihn töten, dessen war der Professor sicher.
Aber wo befanden sie sich?
War dies der Thronsaal des höllischen Ministerpräsidenten?
Vermutlich. Denn dass sie nicht hinter der Flammenwand beim Kaiser LUZIFER persönlich angekommen waren, war sicher.
Wo steckte Calderone jetzt?
Er musste sich in einer ähnlichen imaginären Sichtdeckung befinden wie Zamorra und Nicole. Was diese Dimensionsverwerfungen und Überlappungen für einen Sinn hatten, wusste vermutlich nur Lucifuge Rofocale, und der war längst tot. Aber weder Lucifuge Rofocale noch Astardis waren Dummköpfe gewesen. Beide mussten gewusst haben, dass es diese Verwerfungen gab, und darüber Kontrolle besessen haben, in welcher Form auch immer.
Möglicherweise ließ dieser Saal sich einfach überschauen und durchschauen, wenn man sich auf dem Thron befand!
Das war es!
Wenn Zamorra sich auf den Thron des Ministerpräsidenten setzte, hatte er den Thronsaal und alles, was sich darin befand, unter Kontrolle!
Ungefähr dreißig Meter…
Die musste er hinter sich bringen, ohne angegriffen zu werden.
Er musste auf das Amulett und auf seine magische Schutzkleidung vertrauen.
Er rief das Amulett mit einem Gedankenbefehl zu sich.
Nur eine Sekunde später erschien es in seiner ausgestreckten Hand. Mit einem weiteren Gedankenbefehl aktivierte er es. Dass es Wärme abstrahlte und leicht vibrierte, war in dieser Umgebung normal, denn es spürte die Nähe dämonischer Präsenz und warnte davor.
Zamorra sprang auf und rannte in Richtung des Thrones…
***
Im Château Montagne hatten Fooly und Fenrir sowohl den Schleichhasen als auch das Wendelkraut in die Küche gebracht. Fooly suchte nach einem genügend großen Topf, in den er den Schleichhasen stecken konnte.
Das verstehe ich nicht so ganz, telepathierte der Wolf. Wollen wir ihn nicht erst einmal schlachten und tranchieren? Was jetzt nicht gegessen wird, kommt in die Kühltruhe, und…
»Schleichhasen dürfen nicht vor dem Kochen geschlachtet werden«, sagte Fooly. »Sie müssen gewendelt, aber sonst so, wie sie sind, in den Kochtopf.«
Schon mal was von Braten oder Grillen gehört? Kochen ist nicht alles.
»Schleichhasen schmecken nur gekocht. Ah, da ist ja ein Topf… Nein, zu klein. Wieso können diese Menschen ihre Küchen nicht vernünftig ausstatten?« Der Jungdrache stellte das große Sauerkrautfass wieder zurück, das er im ersten Moment entleeren und als Kochtopf verwenden wollte. »Vielleicht«, überlegte er, »ist es besser, wenn wir eine Badewanne nehmen und den Schleichhasen darin kochen. Das Wasser zu erhitzen, ist ja kein Problem.«
Zumindest nicht für ihn als Feuer speienden Drachen.
Fenrir hegte Bedenken, vor allem angesichts der von Fooly vorhin prophezeiten Dauer der Zubereitung. Er kannte die Eigenheiten der Menschen und wusste, dass die Badewannen in recht kurzen Abständen zur Körperpflege benutzten. Aber Fooly ließ keinen Widerspruch gelten und überredete den Wolf, den Schleichhasen ins höhere Stockwerk zu schleppen, Richtung Badezimmer.
Während sie noch damit beschäftigt waren, lief ihnen Rhett Saris über den Weg. Der neuneinhalbjährige Junge war hell begeistert, als er Fenrir sah.
»Wo hast du so lange gesteckt?«, wollte er wissen, warf sich halb über den Wolf und kraulte ihm das Fell. »He, Alter, schön, dass du wieder mal hier bist. Was hast du denn da mitgebracht? Einen Löwen? Nee, Löwen haben nicht so lange Ohren…«
»Wenn du nett zu mir bist, bekommst du etwas davon ab«, versprach Fooly. »Das ist ein Schleichhase.«
Derlei Getier hatte sich Rhett immer ganz anders vorgestellt. Klein, niedlich und in die Mikrowelle passend. Jetzt war er doch etwas enttäuscht. »An dem essen
Weitere Kostenlose Bücher