0751 - Testfall Sonnenbote
stehen und hielt Kylia am Arm fest. Erstaunt blickte sie ihn an.
„Eine Frage noch, Kylia. Wer steht hinter uns."
„Hinter uns? Ich verstehe nicht."
„Du weißt recht gut, was ich meine. Eine solche Organisation wie die, die ihr aufgebaut habt, braucht einen mächtigen Mann im Hintergrund. Ohne die Hilfe eines Vhratonen wäre es unmöglich gewesen, beispielsweise die Beobachtungs- und Abhöranlagen einzurichten. Also, wer ist es?"
Sie schüttelte lächelnd den Kopf und erwiderte: „Man sollte es nicht für möglich halten. Kaum bist du bei uns, da stellst du schon derartige Überlegungen an. Aber ich werde dir noch nichts verraten, Thure. Alles zu seiner Zeit."
Er hielt sie noch immer fest. Ihre Antwort hatte ihn unsicher gemacht. Er wußte nicht, was er tun sollte. Da stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn flüchtig auf den Mund. Er war so überrascht, daß er sie losließ. Sie eilte die Treppe hinauf.
Verwirrt folgte er ihr. Ihm lagen hundert Fragen auf der Zunge, aber er brachte keine einzige heraus.
Kylia tat, als sei nichts vorgefallen, als sie eine Tür erreichte.
Sie wartete, bis Thure bei ihr war.
„Vorsicht", ermahnte sie ihn. „Wir dürfen uns nicht verlieren, sonst findest du nicht zurück."
Sie drückte die Tür auf. Überrascht stellte Thure fest, daß sie dick wie eine Wand war, so daß sie allen Lärm von außen abgedämmt hatte. Jetzt hallte die Stimme von Aralf Ogneman zu ihnen herein. Kylia trat durch die Tür hinaus und zog Thure hinter sich her. Die Tür fiel hinter ihnen zu. Als er sich umdrehte, fand er nicht mehr heraus, wo sie war. Er blickte auf eine graue Wand mit aufgerauhter Oberfläche, in der keine Fugen zu erkennen waren. Kylia drängte sich mit ihm zusammen in eine Menschenmenge hinein, die sich vor dem Vhratohaus versammelt hatte. In ungefähr zwanzig Meter Höhe stand der Absolute Vhratone mit seinen Vhratonen auf dem Balkon. Er schrie seine Worte in ein Mikrophon, das vor ihm schwebte. Aus zahlreichen Lautsprechern hallten die Lügen, die er aussprach, auf das Volk herab.
„Dieser Mann, der sich der Chrato nennt und sich erdreistet auf Den-mork II zu landen, ist ein Betrüger", behauptete Aralf Ogneman. „Glaubt ihm nicht. Laßt euch nicht verführen. Tretet ihm kritisch gegenüber und gebt ihm die Antwort, die ihm gebührt. Geht jetzt hinaus zum Raumhafen und empfangt ihn, so wie man einen schamlosen Betrüger empfängt, der sich nicht scheut, das in den Schmutz zu ziehen, was uns heilig ist."
Vereinzelte Rufe wurden laut. Einige Gruppen von jungen, fanatischen Männern brüllten in religiösem Eifer ihren Protest zu Ogneman hinauf. Sie verlangten, daß er als Absoluter Vhratone dem Betrüger die Landung verweigere.
Aralf Ogneman ignorierte die Rufe. Er breitete die Arme aus und verabschiedete sich auf diese Weise. Thure Pasker sah, daß Olof Enaskat auf den Absoluten einredete und daß dieser nicht darauf reagierte. Hochmütig setzte sich der Diktator über alle Einwände hinweg und zog sich vom Balkon zurück.
„Geschickt hat er das gemacht", sagte Kylia, die seine Hand umklammerte, damit sie sich in der Menge nicht verloren. „Er hätte sich auch über Video an das ganze Volk von Denmork wenden können, aber dann hätte Rhodan mithören können. So aber wird er ahnungslos bleiben, bis es zu spät ist."
„Warum warnen wir ihn nicht? Haben wir keine Funkgeräte?"
„Das Risiko ist zu groß für uns", erwiderte sie. „Man würde uns sofort anpeilen und ausheben. Vergiß nicht, daß Olof Enaskat weiß, daß eine Untergrundorganisation besteht. Er wartet nur darauf, daß wir uns verraten. Er würde uns angreifen und keinen von uns überleben lassen."
Thure blickte sie kurz an, während sie von der Menge mitgerissen wurden. Staub wirbelte unter den Füßen der Menschen auf.
Die Luft war heiß und stickig. Die Sonne stand als riesiger, roter Ball nahezu im Zenit.
„Enaskat?" fragte er. „Ich glaube, daß er raffiniert und mächtig genug ist, so daß er jederzeit herausfinden kann, wo wir uns verbergen. Wenn er wollte, hätte er die Organisation längst zerschlagen. Gib es doch zu, Kylia. Er ist unser Mann im Hintergrund."
Sie lächelte ihm nur zu, als habe er eine harmlose Bemerkung gemacht. Durch ihr Verhalten sah er seine Vermutung bestätigt.
Alles erschien ihm nun logisch und klar. Alles paßte zusammen.
Olof Enaskat war trotz seines hohen Alters ein ehrgeiziger Mann.
Er haßte Aralf Ogneman, wenngleich er dies nie zeigte. Aber
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