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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich noch stärker auf diesen Geruch und stellte fest, daß er sich mit der Feuchtigkeit des Bodens vermischte. Deshalb war er auch nicht sofort auszumachen gewesen. Der andere Geruch zeugte seiner Meinung nach von frischer Erde. Frisch deshalb, weil sie jemand aufgewühlt hatte.
    Amos Carr konnte sich da auf seine Nase verlassen. Lange genug hatte er sich in der Natur aufgehalten, um so etwas genau auseinanderhalten zu können.
    Aufgewühlte Erde. Sehen konnte er sie nicht. In der Dunkelheit erkannte er höchstens Schatten, denen er nichts Konkretes entnehmen konnte. Wieder griff er auf seine Lampe zurück und schaltete sie ein. Der Strahl kam ihm hier heller vor als sonst. Da er sich nur auf einen Punkt konzentrierte, ließ er den Strahl wandern.
    Tatsächlich - es stimmte!
    Der Boden hatte sich verändert.
    Er war aufgewühlt worden. Jemand mußte hier gegraben haben. Wenn das tatsächlich der Fall gewesen war, dann hatte dieser Jemand auch einen Grund gehabt.
    Allmählich bekam er seine Gedanken so gut unter Kontrolle, daß der Unbekannte ein Gesicht…
    Er dachte nicht mehr weiter.
    Nur ein Name noch.
    Betty!
    Bei einem Blick in den Spiegel hätte er seine größer gewordenen Augen gesehen und auch den Schweiß auf der Stirn. Das Herz klopfte ebenfalls schneller, und er fragte sich, welcher Teufel seine Betty denn geritten haben könnte, so etwas zu tun?
    Er wußte es nicht.
    Er sah auch keinen Grund. Alles war so anders und schrecklich. Der Druck hinter seinen Augen verstärkte sich weiter, und er hatte Mühe, sich auf den veränderten Boden zu konzentrieren, über den das gelbliche Licht huschte.
    Nicht nur aufgewühlt war er. Aus der Tiefe war auch etwas hervorgekommen, dünn und so glänzend wie Gebein, obwohl es dies nicht war, sondern aus einem anderen Material bestand.
    Amos wußte Bescheid.
    Das waren keine Knochen, sondern Teile des Wurzelwerks, die sich aus dem Boden hervorgedrückt hatten. Dieses Wurzelwerk, das wußte er, bildete eine Welt für sich, die sich von der anderen abgetrennt hatte. Hier war alles anders, den Baum konnte er nur äußerlich erkennen, aber das Versteckte gehörte ebenfalls dazu.
    Verborgen in der Tiefe…
    Er schluckte, und plötzlich fühlte er sich umzingelt. Wieder hatte sich die Luft verändert. Er kam sich vor wie jemand, der in eine feindliche Welt eingedrungen war.
    Amos Carr zitterte, was sich auch auf seinen rechten Arm übertrug, so daß der Lichtstrahl die Bewegung mitmachte und auf der Stelle tanzte. Er erinnerte sich daran, daß er nicht zum erstenmal unter diesen Zweigen stand und den Boden absuchte. Eine derart ungewöhnliche Form des Wurzelwerks hatte er noch nie zu Gesicht bekommen. Hier war einiges anders geworden, der Erdboden hatte eine andere Form bekommen, und an einer Stelle war er regelrecht aufgewühlt, bildete sogar einen kleinen Hang, in dem etwas leuchtete, als der Strahl der Lampe gegen einen bestimmten Gegenstand leuchtete.
    Es war ein Baum…
    Oder ein Ast?
    Amos Carr war schon so durcheinander, daß er näher herangehen mußte, um alles genau sehen zu können. Plötzlich blieb ihm das Herz stehen, denn er sah nicht nur diesen seltsam geformten, weil spitz zulaufenden Ast aus dem Hang schauen, sondern auch die feuchten und dunklen Flecken daran.
    Das war zwar eine Nässe, aber kein Wasser. Ein beklemmender Verdacht stieg in Carr hoch. Er ging hin, bückte sich und tupfte mit der Fingerspitze über die nasse Stelle.
    Blut!
    Im Licht der Lampe sah er es überdeutlich. An dieser Spitze oder dem Ende klebten noch feuchte Blutflecken. Sie waren frisch, und er preßte plötzlich die Lippen zusammen und schloß gleichzeitig die Augen, weil er wiederum an seine Frau denken mußte.
    Betty war verschwunden. Sie war einfach weg. Es gab sie nicht mehr, dafür dieses Blut.
    Er schüttelte den Kopf. Sein Magen hatte sich vergrößert. Von verschiedenen Seiten her lag er wie ein gewaltiger Stein in seinem Körper. Hinter den Augen spürte er den Druck, als wollte dieser seine Pupillen aushebeln. Langsam sank die rechte Hand mit der Lampe nach unten, obwohl er es eigentlich nicht gewollt hatte.
    Durch die Nase stieß er die Luft aus.
    Es war kalt unter diesem Baum. Eine bittere Kälte erwischte ihn. Er glaubte auch, von zahlreichen Augen beobachtet zu werden, von Wesen, die sich noch zurückhielten.
    Vorwürfe prasselten auf ihn hernieder. Er hätte Betty mitnehmen sollen, er hatte es nicht getan.
    Stand er nun allein auf der Welt, oder gab es Hoffnung?
    Noch

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