0753 - TV-Dämonen
nützlich erweisen konnte. Zamorra hatte auch nicht damit gerechnet. Ihm kam die ganze Sache sowieso ziemlich komisch vor, wie inszeniert. Und der Regisseur hieß ganz sicher nicht Jean Fournier.
Die drei Frauen waren Fournier so dankbar für ihre Rettung, dass sie versprachen, keine Einzelheiten auszuplaudern. Sie kamen aus einem der umliegenden Dörfer. In der Nacht zuvor waren sie in der Disco von einem fremden Mann angesprochen worden. Eigentlich hatten sie den Typen gleich wegschicken wollen, aber in einem unbeobachteten Moment hatte er ihnen offenbar etwas in die Drinks geschüttet. Sie hatten das Bewusstsein verloren und waren erst in der Mine aufgewacht, nackt an die Wand gekettet und bewacht von zwei irren Priestern.
»War einer von den beiden der Kerl aus der Disco?«, fragte Zamorra.
»Nee, das war mehr so’n Familienvater-Typ. ’N Schleimer mit Schnurrbart und gut gekleidet. Nicht so'n Freak«, sagte eine der Frauen, während sie sich an einem Kaffee aufwärmte. Das Fernsehteam hatte sie notdürftig mit Kleidung versorgt.
»Davon gibt es viele«, sagte Fournier unwirsch, aber Zamorra hatte einen Verdacht. Der Mörder von Adèle hatte genauso ausgesehen. Er ärgerte sich, dass er Chefinspektor Alfonse Courtois nicht um eine Kopie des Phantombildes gebeten hatte, das sie mit Hilfe von Merlins Stern angefertigt hatten. Er nahm sich vor, das bei nächster Gelegenheit nachzuholen.
Als sie fertig waren, blickte Jean Fournier Zamorra an. Er schwieg einen Moment und fragte dann: »Trinken wir noch einen Schluck? Ich habe einen verdammt guten Whisky in meinem Wohnwagen.«
Zamorra nahm das Friedensgebot an, obwohl et schlimmste Befürchtungen hinsichtlich Fourniers Geschmack hatte. Er rechnete fest damit, dass der ›verdammt gute Whisky‹ sich als billiger amerikanischer Fusel entpuppen würde, aber er wurde angenehm enttäuscht. Der TV-Star besaß tatsächlich einen hervorragenden Single Malt aus einer kleinen Familien-Destillerie in den schottischen Highlands. Allerdings kippte er Unmengen von Eis in sein Glas. Zamorra verzog angesichts dieser Barbarei angewidert das Gesicht, sagte aber nichts. Er wollte den Waffenstillstand nicht durch eine oberlehrerhafte Bemerkung gefährden.
»Gar nicht so schlecht, dein Einsatz im Berg«, sagte Fournier, nachdem sie eine Weile schweigend getrunken hatten.
»Danke. Du warst auch nicht übel.«
»Ja, das stimmt«, sagte Fournier ohne jede Ironie und kicherte plötzlich. »Denen haben wir echt Feuer unter ihren fetten Dämonenärschen gemacht, was?«
Er prustete laut los, griff zu seinem Glas, verschluckte sich und musste noch lauter lachen. Whisky rann ihm übers Kinn, während die beängstigenden Laute aus seinem Hals immer mehr so klangen, als habe ein Dinsosaurier Husten. Zamorra starrte Fournier irritiert an, dann konnte er selbst nicht mehr an sich halten.
Es war befreiend. Mit einem Mal war alles, was zwischen ihnen gestanden hatte, verschwunden.
»Das war eine Falle«, sagte Zamorra, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten.
»Ich weiß«, erwiderte Fournier und nahm einen großen Schluck Whisky. Die Eiswürfel in seinem Glas klimperten.
»Die drei Frauen, die Werwölfe, die Spinnen, das war alles wie nach Drehbuch. Du bist nicht der Einzige, der Spaß an Inszenierungen hat. Da spielt jemand mit euch.«
Der TV-Star nickte. »Ist nicht das erste Mal, dass uns eine scheinbar heiße Spur beinahe das Leben gekostet hätte, sich aber sonst als komplette Sackgasse entpuppt hat. Hat uns im Studio immer viel Arbeit gekostet, damit wir im Fernsehen nicht allzu blöd aussahen.«
Fournier nahm einen großen Schluck, als sei ihm dieses Eingeständnis peinlich.
»Woher bekommt ihr eure Informationen?«
»Diesmal von Didier, unserem Produzenten. Ist zwar'n Arsch, hat aber ’n paar gute Informanten an der Hand. Typen aus der Eso-Szene, die er regelmäßig anzapft, und so weiter. Aber die Fallen ließen sich bisher nie auf eine einzige Quelle zurückführen. Offenbar streut jemand gezielt falsche Infos, um uns fertig zu machen. Hat uns schon ein paar verdammt gute Leute gekostet.«
Bei seinen Recherchen hatte Zamorra gelesen, dass ein paar beliebte Darsteller der Serie sich überraschend ins Privatleben zurückgezogen hatten. Sie bräuchten nach den aufreibenden Dreharbeiten etwas Ruhe, hatte Fourniers Presseabteilung vermeldet. Davon hatten sie jetzt offenbar genug - auf dem Friedhof.
Fournier goss sich großzügig nach und füllte anschließend auch
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