0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
ausgehen. Er wird Ihnen nicht vergessen, was Sie ihm angetan haben. Sie haben es geschafft, ihn lächerlich zu machen. Mich wundert nur, daß er Sie nicht angegriffen hat, ich meine, ein zweites Mal.«
»Vielleicht wartet er auf die folgende Nacht.«
»Das kann natürlich sein.«
»Die ich aber nicht allein verbringen möchte, John. Ich habe nicht nur das Ticket für mich, sondern auch eines für Sie in der Tasche. Wir können am späten Nachmittag wieder zurückfliegen und sind am Abend bei mir im Haus.«
»Wo leben Sie denn?«
»In der Nähe von Toledo.«
»Gut, einverstanden.«
Als ich das sagte, da sackte sie auf ihrem Stuhl vor Erleichterung zusammen. Gleichzeitig wurde sie bleich und preßte dann die Hände gegen Augen und Stirn.
Ich holte ihr einen Schluck Mineralwasser und schenkte auch mir ein Glas ein.
Neben dem Karton blieb ich stehen. Der Schädel ekelte mich noch immer an. Carmen hatte ihn mitgebracht, und ich ging nicht davon aus, daß sie ihn wieder mit nach Spanien nehmen wollte. Sie hatte meine Gedanken erraten und meinte: »Sie können den Kopf hier vernichten. Verbrennen oder begraben, das ist mir egal.«
»Das überlasse ich meinen Kollegen. Außerdem wird er von allein zerfallen, denn die untote Kraft steckt nicht mehr in ihm. Wenn Sie sich die anderen sechs Köpfe ansehen, wird es Ihnen auch nicht verborgen bleiben.«
»Haben Sie sonst noch Probleme, bei denen ich Ihnen eventuell helfen kann? Zuviel Zeit bleibt uns nicht.«
»Ich werde das regeln. Aber ich möchte gern noch einen Freund mitnehmen. Er ist zugleich ein Kollege von mir.«
»Sie meinen Suko?«
»Gratuliere. Sie sind gut informiert.«
»Daran kam ich zwangsläufig nicht vorbei. Ich hatte ihn schon vermißt.«
»Er hält sich im Schwimmbad auf. Ich werde dort anrufen, daß man ihm Bescheid gibt.«
»Jagen wir die Blutsauger gemeinsam?«
»Sie erst mal nicht. Sie bringen uns nur bis zu diesen Kavernen.«
»Dagegen habe ich überhaupt nichts einzuwenden«, erwiderte Carmen Cavallo. Zum erstenmal wirkte sie gelöst, was mich freute.
Ich aber griff zum Hörer und fing mit der Telefoniererei an.
***
Spanien!
Diesmal war es nicht die Ostküste, wo die Touristen wie eine Schwemme über das Land hereinbrachen. Wir hielten uns im Landesinnern auf, im Hochland um Madrid und Toledo, wo die Sommer sehr heiß und die Winter sehr kalt werden konnten.
Wir hatten die warme Jahreszeit erwischt und waren glücklich, daß alles so gut geklappt hatte.
Die Landung in Madrid, der Weiterflug mit einem bereitstehenden Hubschrauber bis zum Haus der Familie Cavallo, wo wir sicher landeten. Carmen hatte alles perfekt vorbereitet, und ich konnte vor dieser Frau nur den Hut ziehen.
Es war noch nicht dunkel, als wir eintrafen, aber es würde auch nicht mehr lange bis zum Einbruch der Dämmerung dauern, und das Haus der Familie, erhöht über Toledo liegend, ließ mich nur staunen, denn es sah im Licht der schräg stehenden Sonne aus wie ein vergoldeter Palast. Ein prächtiges Herrenhaus, das zur Sonnenseite hin etwas kalt wirkte, auf der Rückseite aber seine Pracht entfaltete, zu der auch ein beeindruckender Innenhof gehörte, der in eine Gartenanlage überging. Mauern, Wege, Tore, Figuren, kleine grüne Inseln, Wasser, das aus Brunnen sprudelte, der Pool, die prächtigen Blumen und Gewächse, die an den Fassaden hochrankten.
Hier konnte man es schon aushalten.
Es war nur schade, daß uns nicht die Zeit blieb, dies alles in Ruhe zu besichtigen. Wir wollten nur unser Gepäck abstellen und dann hinaus in die Berge fahren.
Der Geländewagen stand schon bereit. Er war pechschwarz und schien nagelneu zu sein.
Das Personal erwartete uns.
Manuel, der Butler empfing uns mit ausgesuchter Höflichkeit. Wir lernten den Gärtner, die Köchin und zwei Stubenmädchen kennen. Carmen führte uns zu den Gästezimmern, die zwar auf der Etage lagen, wo sie wohnte, jedoch in einem anderen Trakt.
»Ich hoffe, Sie sind mit den Zimmern zufrieden«, sagte sie, als sie die erste Tür öffnete.
Das Wort zufrieden reichte nicht aus. Was da vor uns lag, war einfach super. Zimmer, so prächtig eingerichtet, daß es schon zu schade war, in dem wertvollen Mobiliar zu wohnen. Vor allen Dingen waren die Zimmer kühl, denn die dicken Mauern hielten viel Sonne ab.
»Schade, daß wir wieder gehen müssen«, sagte Suko und hatte mir damit aus dem Herzen gesprochen.
Carmen lächelte. »Wenn alles vorbei ist, werden Sie hoffentlich noch Zeit finden, meine Gäste zu
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