0755 - Blutnacht für Assunga
dem sie jedoch brutal hervorgerissen wurde, als der Blutsauger seine Arme vorrammte und ihre Schultern umklammerte, weil er sie so besser zurück auf das Bett und in die Kissen drücken konnte.
Dann sackte sein Kopf vor.
Weit geöffnet war der Mund.
Lorna nahm den fauligen Geruch wahr, sie sah die Zähne. Da wußte sie, daß es kein Scherz war.
Er wollte tatsächlich ihr Blut.
Im nächsten Augenblick wunderte sie sich über sich selbst, daß sie nicht laut aufschrie und durchdrehte. Statt dessen tat sie etwas anderes. Sie packte das Buch und kantete es. Dann rammte sie es schräg in die Höhe und zielte dabei gegen Manuels Kopf.
Eine Buchecke traf seine Stirn.
Er fluchte, ließ sie los, und Lorna nutzte die Chance, um sich zur Seite zu rollen. Trotz ihrer Körperfülle war sie sehr gelenkig, denn als der Vampir wieder nach ihr greifen wollte, befand sie sich bereits auf der anderen Betthälfte und die nach unten stoßenden Klauen griffen ins Leere.
Sie hörte einen Fluch, warf ihren Körper noch einmal herum, streckte die Beine aus und spürte unter den nackten Füßen die angenehme Kühle des Steinbodens.
Sie schnellte hoch.
Wieder griff der Vampir nach ihr. Diesmal erwischte er sie. Zum Glück nicht ihren Körper, sondern nur den weißen Stoff des Nachthemds. Er behielt ihn zwischen seinen Fingern, und die Köchin hörte ihn knurren. In dieses Geräusch hinein mischte sich das Ratschen, mit dem der Stoff des Nachthemdes zerriß.
Lorna wühlte sich vor. Sie hatte Kraft, und sie schaffte es, dem Blutsauger zu entkommen. Der lag auf dem Bett und hielt den hellen Stoffetzen zwischen seinen Fingern, während Lorna die Gunst der Sekunde nutzte und zu einer Kommode unter dem Fenster lief. Sie zerrte die oberste der vier Schubladen auf.
Zwischen einigen weißen Leinendecken lag der Gegenstand, mit dem sie Blutsaugern das Fürchten lehren wollte.
Ein Kreuz!
Ziemlich groß, krumm und aus altem Holz gefertigt. Ein knorriges Kreuz, das einfach zu ihr paßte, und sie umfaßte es mit beiden Händen, bevor sie sich zu dem Vampir herumdrehte.
Er kniete jetzt auf dem Bett, hatte sich abgestützt und war bereit gewesen, sie anzuspringen.
Wie ein Raubtier, dachte sie. Wie ein verdammtes, blutgieriges Raubtier.
Genau in diesem Augenblick wurde ihr erst richtig bewußt, wer da in ihr Zimmer eingedrungen war.
Eine Person, die zwar aussah wie Manuel, der Butler, es aber lange nicht mehr war, denn er war zu einer gefährlichen Bestie geworden.
Gegen sein Gesicht und auch gegen einen Teil des Körpers strahlte das Licht der Lampe. Nun konnte sie sehen, wie furchtbar er in Wirklichkeit aussah, und ihr Schrecken wuchs nicht nur, er mußte sich auch freie Bahn verschaffen.
Es waren die menschlichen Züge einer Bestie oder die bestialischen Züge eines Menschen, die sie sah, und sie schüttelte sich noch, als wäre sie in kaltes Wasser getaucht worden.
Noch hielt sie das Kreuz.
Aber ihre Hände zitterten. Es kam ihr plötzlich wahnsinnig schwer vor, und sehr lange würde sie es nicht mehr halten können, das war ihr schon klar.
Zum Glück fürchtete sich der Blutsauger vor diesem Gegenstand, er griff nicht an, er lauerte, er war wütend und dokumentierte dies durch fauchende Schreie.
Aber Lorna konnte nicht mehr.
Es war einfach zuviel für sie gewesen. Sie riß den Mund auf, noch einmal, atmete ein und schrie wie noch nie in ihrem Leben, wobei sie das Gefühl hatte, als würden ihre Schreie nicht mehr aufhören.
Sie selbst erschrak davon. Mit jeder Sekunde, die sie schrie, verließ mehr Kraft ihren Körper. Das merkte sie sehr wohl, aber sie konnte nichts dagegen tun, und auch das Kreuz nahm immer mehr an Gewicht zu.
Die Arme sanken nach unten.
Die Schreie verloren an Lautstärke. Sie mündeten bereits in ein leises Wimmern.
Jetzt spannte der Blutsauger seinen Körper. Er konnte noch nicht an sein Opfer heran, weil es das Kreuz noch festhielt. Lange würde sie es nicht mehr durchhalten.
Es fiel zu Boden.
Er hörte den dumpfen Laut, schrie vor Freude auf und schnellte hoch.
Im selben Augenblick erklang noch ein anderes Geräusch. Das Splittern und Krachen mischte sich zu einem einzigen Ton zusammen, als von außen die Zimmertür aufgerammt wurde.
Die Köchin sackte zu Boden. Sie bekam nicht mehr mit, wer in den Raum hineinstürmte.
Der Blutsauger um so deutlicher.
Er sah die beiden Männer, und einer von ihnen hielt in seiner rechten Hand ein Silberkreuz…
***
Der Mann war ich!
Suko und ich hatten die Tür
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