0755 - Blutnacht für Assunga
auch mit seiner Gestalt. Es war der Angriff. Er setzte alles auf eine Karte, bis er gegen das Kreuz schaute, denn ich hatte die Hand blitzartig angehoben und ihm das Kreuz präsentiert.
Er erstarrte.
»Redest du jetzt?«
Der Blutsauger vor mir zitterte am gesamten Leib. Hätte er gekonnt, wäre ihm der Schweiß in Strömen aus den Poren getreten, so aber blieb er Kokken.
»Wer?« fragte ich und schaute ihn dabei über das Kreuz hinweg an. »War es Mallmann?«
Der Vampir wand sich. Er quälte sich. Dann öffnete er seinen Mund. Sein Gesicht sah so bleich wie frischer Käse aus. Er prallte mit dem Hinterkopf gegen die Wand, jaulte leise auf und hob die Schultern.
Ich glaubte nicht, daß er mich in seiner Lage noch anlog. Bestimmt war es Mallmann gewesen, der ihn durch einen Biß in diese Bestie verwandelt hatte, es konnte auch sein, daß er den Namen des Super-Vampirs nicht wußte.
Ich beschrieb Dracula II deshalb und ließ Manuel dabei nicht aus den Augen.
Plötzlich nickte er.
Also doch, es war Mallmann gewesen. Jetzt mußte ich nur noch wissen, was er vorhatte und erkundigte mich nach den Plänen des ehemaligen BKA-Beamten.
Der Vampir vor mir bewegte sich unruhig. Er streifte mit den Händen über das Laken hinweg, krümmte dann die Finger, so daß die Nägel kratzende Geräusche erzeugten.
Mir rieselte dabei eine Gänsehaut über den Rücken, aber ich hielt mich zunächst zurück.
Als meiner Meinung nach genügend Zeit vergangen war, stellte ich wieder Fragen und wollte wissen, was Mallmann vorhatte.
»Das weiß ich nicht.«
»Aber er hat dich zu einem Blutsauger gemacht.«
»Ja.«
»Solltest du etwas für ihn tun?«
Er stierte mich an. Um die dunklen Pupillen herum schimmerten die Augen in einem gebrochenen Weiß. »Ich weiß es nicht. Ich… ich bin mir nicht sicher. Ich wollte Blut!« brach es aus ihm hervor wie ein Schrei. Er breitete die Arme aus und legte den Kopf zurück, wobei er gegen die Decke glotzte und den Kopf weit zurückgelegt hatte. »Blut! Immer nur Blut! Ich vertrockne, ich…«
»Schon gut, das kenne ich!« Er schien tatsächlich nichts zu wissen. Am Leben lassen konnte ich ihn auch nicht, deshalb riß ich ihn herum und schleuderte ihn rücklings auf das Bett.
Er wollte sich wehren, dann aber sah er das Kreuz, das ich über sein Gesicht hielt.
Der Blutsauger erstarrte.
Ihm mußte klar sein, daß er die letzten Sekunden seiner unseligen Existenz erreicht hatte, und ich dachte auch nicht daran, Rücksicht zu nehmen.
Doch es kam anders.
Mit einem lauten Knall zersplitterte die Fensterscheibe. Der Vampir und ich schraken in dem Augenblick zusammen, als etwas Dunkles mit einem dumpfen Laut zu Boden polterte, weiterrollte und gegen den Schrank prallte.
Es war ein großer Stein, mit dem die Scheibe eingeworfen worden war. Getan hatte dies Will Mallmann, denn seine Stimme drang in den Raum und hörte sich beinahe so hell und peitschend an wie das Splittern des Glases kurz zuvor.
»Wenn du ihn tötest, stirbt Carmen Cavallo!«
***
Suko hatte die Köchin aus dem Zimmer geführt. Den Blutsauger konnte er mit gutem Gewissen seinem Freund John Sinclair überlassen. Beide hatten sie genügend Erfahrungen, um mit derartigen Wesen fertig zu werden. Von allein konnte die Frau sich nicht auf den Beinen halten. Sie klammerte sich an Suko fest, und der spürte, wie sie am gesamten Körper zitterte. Der Schock saß noch zu tief.
Außerdem mußte für sie ein gesamtes Weltbild zusammengebrochen sein.
Im Flur draußen lehnte sie sich gegen die Wand. Suko suchte einen Lichtschalter, fand ihn und kickte ihn herum. Unter der Decke erhellte sich eine schlichte Glasleuchte.
Seiner Meinung nach war es gut, wenn das Licht brannte, dann fühlte sich die Frau nicht so eingeengt und wie von düsteren Schatten umklammert. Um ihre barocke Figur wogte das Nachthemd wie ein Schleier. Sie war barfuß, aber das alles störte sie nicht. Wichtig allein war ihre Rettung. Sie weinte leise und legte dabei ihre Stirn gegen Sukos Brust. Was sie stammelte, konnte er nicht verstehen, doch er sagte ihr, daß sie hier nicht bleiben konnten.
Das verstand sie auch.
Die Frau löste ihren Kopf von seiner Brust und hob ihn an. Sie schaute ihm ins Gesicht. In den Augen schimmerten noch Tränen, die etwas pausbäckigen Wangen zuckten und waren vom Weinen leicht gerötet. »Dann gehen wir in die Küche.«
»Das ist wunderbar, Señora. Wenn Sie mir bitte noch den Weg beschreiben würden…«
»Ja, kommen Sie.«
Sie
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