0755 - Blutnacht für Assunga
überrascht, denn mit einer ähnlichen Antwort hatte er gerechnet, zudem war er dafür, denn er beendete meine Überlegungen. »Klar, wir brauchen es nicht. Wenn Mallmann sich Carmen als Geisel genommen hat, wird er seine Bedingungen stellen, nachdem er sich bei uns gemeldet hat.«
»Da laß uns mal raten!«
»Ich weiß es nicht«, gab Suko zu. »Irgendwie wird er schon mit gewissen Dingen herausrücken, das kann ich dir versprechen.« Er räusperte sich. »Wahrscheinlich hat er die Köpfe in dieses Zimmer gebracht, um Carmen einen Schock zu versetzen. Sie wird durcheinander gewesen sein, und das hat er ausgenutzt.«
Ich gab Suko recht. Es hatte zudem keinen Sinn, daß wir uns länger hier aufhielten. So verließen wir das Zimmer und machten uns auf den Weg nach unten.
Vor uns lag die Halle. Als wir von der Treppe her kommend in sie hineinschritten, da kam sie mir verändert vor. Nach dem neuesten Stand unseres Wissens hatte sie sich für meinen Geschmack in ein kaltes, großes Grab verwandelt, in dem sich die Geister der Toten freie Bahn verschafft hatten.
In Carmens Beisein hatten wir uns wohl gefühlt. Das war nun vergangen. Wir spürten beide die Bedrückung und schauten uns zudem etwas unsicher um.
»Gefällt mir nicht«, sagte Suko. »Was?«
Er hob die Schultern. »Ich habe den Eindruck, als wäre etwas während unserer Abwesenheit passiert, obwohl ich mich täuschen kann, weil nichts zu sehen ist. Aber das Feeling bleibt, wenn du verstehst.«
»Stimmt genau.«
Eine leere Halle, zwei Männer, die sich gegenüberstanden, die wußten, daß etwas passiert war, die gekommen waren, um die Vampirbrut zu stoppen, die sich gleichzeitig aber verflucht hilflos fühlten und irgendwo auch auf dem Abstellgleis standen.
Hier war einiges schiefgelaufen, und das ärgerte mich. Nicht wir führten Regie, sondern die dunklen, unheimlichen Kräfte, die nur zu spüren, aber nicht zu sehen waren.
Allmählich senkte sich auch die Stille über die Halle. Wir hatten die Türen geöffnet, um auch in andere Regionen des Hauses hineinhorchen zu können. Wenn sich etwas tat, war es nötig, früh genug darauf aufmerksam zu werden.
Es blieb nicht mehr lange still. Urplötzlich hörten wir den Schrei. Beide zuckten wir zusammen.
Lange zu überlegen brauchten wir nicht. Erstens war es der Schrei einer Frau gewesen, der uns sofort an Carmen denken ließ, und zweitens hatten wir feststellen können, aus welcher Richtung er gekommen war. Und zwar dorther, wo die Wirtschaftsräume lagen.
In diese Richtung sprinteten wir los…
***
Der Tod schlich durch das Haus!
Es war der Tod auf zwei Beinen und in männlicher Gestalt. Ausgestattet mit einem männlichen Gesicht, mit einem menschlichen Mund, aus dem jedoch zwei Vampirzähne ragten.
Die Gier nach Blut war in den letzten Minuten immer stärker gewachsen, und Manuel hatte sich einfach nicht mehr beherrschen können. Er brauchte den Lebenssaft, wollte er nicht eingehen und dabei elendig vertrocknen.
Es gab die Opfer ja.
Da war die Köchin Lorna, die im Haus der Cavallos ebenfalls schon sehr lange angestellt war und das Regiment in der Küche führte. Eine Person, vor der jeder Respekt hatte, vor allen Dingen die Küchenhilfen, die hin und wieder eingestellt wurden, wenn es galt, mehrere Gäste zu bewirten.
Lorna war gefürchtet, auch von Manuel, der sich hütete, sich in ihren Bereich einzumischen.
Jetzt nicht mehr.
Er zählte nicht mehr zu den Menschen, heute war er anders, da gehörte er zu den Schattenwesen, und er dachte daran, daß auch in den Adern der Köchin das Blut floß.
Helles, sprudelndes, herrliches Menschenblut. Er stellte sich vor, wie es direkt nach dem Biß aus der Ader quoll und er nur sein Maul zu öffnen brauchte, um ihm den freien Weg zu verschaffen.
Die Zimmer des Personals lagen im Wirtschaftstrakt. Auch mit geschlossenen Augen kannte sich Manuel dort aus, und so bewegte er sich lautlos auf sein Ziel zu.
Er schlich durch die Gänge und hatte dabei das Gefühl, sich selbst in einen Schatten zu verwandeln, der mit der Wand verschmolz. Wenn er den Fuß aufsetzte, tat er es so gut wie lautlos, niemand sollte ihn hören. Erst wenn er das Blut der Köchin getrunken hatte und sich stark fühlte, würde er es mit jedem Gegner aufnehmen.
In seinem Körper tobte die Gier. Sie wuchs immer noch an und ließ ihn schneller gehen.
Lorna schlief nicht in der ersten Etage, aber auch nicht im unteren Stock. Es existierte noch eine Zwischenetage, zu der eine schmale
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