0756 - Der Kopfjäger des Spuks
völlig anders reagiert als bei Jane Collins. Über den Grund wollte ich nicht nachdenken, es hatte einfach keinen Sinn. Er konnte mit meiner Person und auch mit meinen Waffen zusammenhängen, das alles war mir nicht klar, jedenfalls hatte er mich aus dem Zimmer weggerissen und mich auf eine Reise geschickt.
Natürlich dachte ich sofort an eine Zeitreise und an einen Flug durch die Dimensionen. So etwas führte ich nicht zum ersten Mal durch. Dementsprechend hielten sich meine Befürchtungen in Grenzen, so dass die Neugierde überwog.
Wo würde ich landen?
Bei Assunga, bei Mallmann? Oder würde ich am selben Ort landen, den auch schon Jane Collins kannte?
Bei diesen Reisen ist das Zeitgefühl nicht mehr vorhanden. Alles wirkt dann wie weggewischt, und mir erging es auch diesmal nicht anders. Ich wusste nicht, ob ich Minuten oder nur Sekunden unterwegs war, jedenfalls war ich plötzlich am Ziel.
Um mich herum entstand ein Wirbel. Etwas zerrte an mir und dem Mantel, der Falten warf und den ich flattern hörte, dann war alles vorbei.
Ich »reiste« nicht mehr. Ich war am Ziel eingetroffen!
Ein ungewöhnliches Ziel, bei dem mir zunächst die Temperatur auffiel. Im Verhältnis zur Wärme innerhalb der Stadt London war es hier doch ziemlich kühl, und die Kälte wurde von einem leichten Wind getragen, der mich umwehte.
Ich trug den Mantel. Sein Gewicht war kaum zu spüren, und das Futter fühlte sich leicht feucht an, als hätte sich dort Kondenswasser gebildet.
Während ich über Janes Berichte noch nachdachte und zu dem Schluss kam, dass es mich in die gleiche Welt getrieben hatte, startete ich einen bestimmten Versuch. Ich löste die beiden Hälften der Spange, um den Mantel auszuziehen. Möglicherweise war dann alles anders.
Neben mir sank er zu Boden.
Ich war darauf gefasst, wieder in eine andere Kraft hineinzugeraten, nur trat dieses Phänomen nicht ein. Ich blieb genau dort, wo ich stand, und in meiner direkten Umgebung hatte sich nichts verändert.
Da konnte ich den Mantel auch wieder überstreifen. Als ich die Klammern ineinander hakte, geschah nichts. Keine weitere Reise, der Mantel wollte nicht, er hielt mich an diesem Fleck. Oder lag es an der Umgebung, die seine Kraft möglicherweise aufgehoben hatte?
Das war alles sehr seltsam…
Jane Collins hatte von einem grauen Licht und von einer lichtlosen Schwärze gesprochen, die sich in dieser ungewöhnlichen Welt ausgebreitet hatte. Da konnte ich ihr nicht direkt zustimmen. Es ballte sich in meiner unmittelbaren Umgebung keine Schwärze zusammen, obwohl das graue Licht geblieben war.
Wo hielt ich mich auf? Wo konnte ich diesen gefährlichen Köpfer finden, der Jane begegnet war?
Nichts zu sehen. Nur diese ungewöhnlich kühle Welt, die mir auf eine gewisse Art und Weise sogar menschenfeindlich vorkam, obwohl ich körperlich nicht angegriffen wurde. Sie hatte einfach eine schlechte Ausstrahlung. In dieser Welt fehlte etwas, das ein Leben oder eine Existenz lebenswert machte. Es lag auf keinen Fall an der Landschaft, so etwas Karges kannte ich, nein, in dieser Welt vermisste ich etwas völlig anderes, das man mit dem Begriff Gefühl bezeichnen würde. Es gab kein Leben, es gab keine Wärme, nichts Positives. Diese Welt wirkte wie dorthin gestellt, ohne dass sich der Erschaffer um die wichtigen Dinge gekümmert hätte, die ein bestimmtes Gebiet auch lebenswert macht. Diese Welt war einfach da.
Steinig der Untergrund und glatt wie poliert. An manchen Stellen schimmerte noch eine dunkle Flüssigkeit, die teilweise in die schmalen Ritzen des Gesteins eingesickert war.
Die Flüssigkeit erinnerte mich an Blut. Da ich es genau wissen wollte, bückte ich mich und tippte mit dem Finger gegen die zähe Masse. Sie schimmerte rötlich, es konnte durchaus Blut sein. Wenn ja, stammte es von einem Menschen?
Das wusste ich nicht. Es brauchte auch nicht weiter wichtig zu sein, ich wollte nur wissen, in welch eine Welt mich dieser Zaubermantel transportiert hatte.
Dafür bekam ich nach wie vor keinen Hinweis geliefert. Ich blieb allein in dieser gewaltigen Leere, in der das graue, sehr scharfe Licht überwog. Da hatte sich Jane nicht geirrt, aber wo befand sich das Zentrum, vor dem sie sich so sehr gefürchtet hatte? Diese tiefe, lichtlose Schwärze, in der etwas Schreckliches hauste?
Es gab sie nicht.
Ich ging langsam weiter, und mit jedem Schritt wuchs meine Beklemmung. Es war seltsam, aber ich fühlte mich schlecht. Nicht dass ich mich hätte übergeben
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