0756 - Der Kopfjäger des Spuks
den Eindruck, dass wir uns eine Laus in den Pelz setzten.«
Glenda Perkins öffnete weit die Augen. Sie konnte die Befürchtungen ihres Chefs nicht nachvollziehen und erkundigte sich, was denn so Schlimmes an diesem Mantel wäre.
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich gehorche nur meinem Gefühl, wie man so schön sagt. Ich misstraue ihm. Er hat einer Hexe gehört, man weiß nichts über seine Kräfte. Dieser Mantel kann mit einer sehr starken Macht versehen worden sein. Etwas Unbekanntes, das John und Suko nicht überblicken können.«
»Sir, die beiden sind keine kleinen Kinder mehr.«
»Das stimmt. Bedenken Sie, Glenda. Assunga hat diesen Mantel besessen, sogar Mallmann akzeptierte ihn. Ich gehe davon aus, dass es sich bei ihm um ein sehr wertvolles und wichtiges Teil handelt, und die andere Seite wird alles versuchen, um ihn wieder in ihren Besitz zu bringen. Da stehen John und Suko nun mal im Mittelpunkt.«
»Einverstanden, Sir. Ich habe trotzdem eine Frage. Sind das nur Befürchtungen Ihrerseits, oder haben Sie schon irgendwelche Hinweise darauf, dass es die andere Seite versucht hat?«
»Noch nicht.«
»Sie sind also gekommen, um auch mich zu warnen.«
»Ja, denn ich denke, dass Sie ebenfalls eine Schwachstelle sind, Glenda.«
Sie wusste erst nicht, was sie erwidern sollte, sagte dann aber zu Sir James: »Wie steht es denn mit Ihnen? Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass es auch Sie erwischen könnte?«
»Nein.«
»Das sollten Sie aber.«
Er winkte ab. »Hören Sie auf, Glenda. Ich kann mich selbst schützen. Sie aber wollte ich fragen, ob ich Ihnen einen Leibwächter mitgeben soll, der auf sie achtet.«
Diese Frage überraschte Glenda dermaßen stark, dass sie sogar leicht errötete. »Nein, Sir, das wird wohl nicht nötig sein. Ich komme schon allein zurecht. Außerdem denke ich, dass sich die andere Seite mehr an die so genannten Diebe halten wird.«
»Das wäre mir sogar am liebsten.« Er lächelte ihr zu. »Gehen Sie nach Hause. Es ist herrliches Wetter. Selbst ich werde heute früher in den Club fahren.«
»Danke sehr, Sir. Dann bis morgen. Da sieht die Welt möglicherweise anders aus.«
»Wir wollen es hoffen.«
Glenda Perkins schaute kopfschüttelnd hinter ihrem Chef her, als dieser das Büro verließ.
***
Sehr nachdenklich schritt Sir James über den Flur. Seine trüben Gedanken und Befürchtungen hatte auch das Gespräch mit Glenda Perkins nicht verdrängen können. Er fühlte sich wie in einer unsichtbaren Zwickmühle steckend. Irgendwo im Bauch war das Kribbeln, und er bewegte sich hektischer als sonst.
Was stimmte hier nicht?
Sir James schaute sich in seinem Büro um. Nichts hatte sich verändert. Es war wie immer, es sah aufgeräumt aus wie immer, beinahe schon klinisch, doch er fühlte sich in diesem Raum wohl oder hatte sich wohl gefühlt, denn an diesem Nachmittag gefiel ihm der Raum nicht mehr. Sir James fühlte sich eingeengt, er wollte nach draußen, denn über London lag ein herrlicher Sonnenschein. Ein wunderbarer Nordwestwind hatte die Schwüle der letzten Tage vertrieben, endlich konnten die Menschen wieder einmal richtig durchatmen.
Da würde es auch im Club wieder besser sein, denn von der Themse her würde nicht mehr der nach fauligem Wasser riechende Gestank in den Garten wehen.
Er rief seinen Fahrer an und bat ihn, den Wagen in einer Viertelstunde bereit zu halten. Dann telefonierte er mit dem Club, damit man ihm einen Platz im Garten reservierte, unter einem der Lindenbäume, die so beliebt waren.
Der Butler wunderte sich zwar über das frühe Erscheinen des Superintendenten - normalerweise kam er um Stunden später -, enthielt sich aber eines Kommentars. Er erkundigte sich nur nach einem besonderen Getränkewunsch.
»Haben Sie etwas anzubieten?«
»Eine frisch angesetzte Bowle.«
»Die nehme ich.«
»Es wird alles bereit sein, Sir.«
Der Superintendent lächelte, als er den Hörer auflegte. Nach diesem Anruf sah die Welt für ihn schon wieder etwas besser aus. Er verließ das Büro und fuhr mit dem Lift nach unten. Der Fahrer wartete in der Halle. Er grüßte und erkundigte sich nach dem Fahrziel.
»Nur in den Club.«
»Sehr wohl, Sir.«
Wenig später saß Sir James in der klimatisierten Limousine und atmete tief durch. Er freute sich auf den Club, denn das war seine Welt, nicht seine kleine Wohnung, wo er meist nur zum Schlafen hinging.
Lautlos rollte der Wagen dahin. London mit seiner bunten Vielfalt auf den Straßen und
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