0756 - Der Kopfjäger des Spuks
Sarah wurde. »Einen Streit können wir gerade jetzt nicht gebrauchen. Wir müssen abwarten, er wird schon zurückkommen.«
Sarah war mit der Bemerkung nicht einverstanden. »Wann soll das sein? Heute, morgen, übermorgen oder erst in einem Monat?« Sie räusperte sich. »Es steht fest, dass Assunga alles versuchen wird, um den Mantel zurückzuerhalten, und da ist ihr jedes Mittel recht.«
»Glaubst du denn, dass sie hinter Johns langem Verschwinden steckt?«, fragte Jane.
»Ich kenne sie nicht«, erklärte Lady Sarah. »Ich weiß nur durch eure Erzählungen über sie Bescheid. Eines aber steht fest. Dieser Mantel verleiht ihr eine große Macht. Wenn sie ihn überstreift, kann sie praktisch alles. Und sie ist in der Lage, den Mantel zu kontrollieren, das dürfen wir nicht vergessen.«
Jane begriff, worauf sie hinauswollte. »Du meinst, dass John Sinclair dazu nicht in der Lage ist?«
»Genau.«
»Und was könnte deiner Ansicht nach geschehen?«, erkundigte sich die Detektivin.
Sarah spielte mit ihren Ketten. »Ich will nicht zu schwarz malen. John könnte unter die Kontrolle des Mantels geraten und zu einem Spielzeug einerseits werden. Der macht mit ihm, was er will. Der scheucht ihn von einem Ort zum anderen. Er kann mit ihm die Dimensionen wechseln, ohne es selbst zu beeinflussen. Denkt darüber mal nach. Der Mantel könnte zu einem Fluch werden.«
Jane schwieg. Sie runzelte die Stirn und dachte dabei über ihre Reise nach, die nicht so ganz geklappt hatte. Ihr war nur ein Blick in die andere Dimension gelungen.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte Sarah.
»Das nicht gerade. Ich denke nur darüber nach, was ich gesehen habe. Das war eine sehr seltsame Welt. Grau und mit einem sehr schwarzen Mittelpunkt. Irgendwie passte sie nicht dazu, nicht in die Hexenwelt hinein, wenn ihr versteht:«
»Kaum«, sagte Suko.
»Ich habe damit gerechnet, dass ich mit den Wesen in Kontakt treten werde, die eben Hexen sind. Ich war ja selbst eine, und ich spürte, wie sich die alten Kräfte in mir wieder erhoben. Ich habe…«
»Das Telefon klingelt«, sagte Suko und lächelte. »Vielleicht ist es John.«
Für diese Bemerkung erntete er von den beiden Frauen bitterböse Blicke. Da es Lady Sarahs Wohnung war, in der sie sich aufhielten, ging sie hin und hob ab.
»Ah, Sie sind es, Sir James«, sagte sie, drehte sich um, hob die Schultern und blickte fragend zu Suko hinüber, der den Kopf schüttelte und damit andeutete, dass sie von Johns Verschwinden nichts erwähnen sollte, was Sarah auch einsah, denn sie nickte.
Dann hörte sie wieder zu. »Natürlich, Sir, aber John Sinclair ist nicht hier. Wenigstens im Moment nicht. Kann ich Ihnen vielleicht mit Suko aushelfen?«
Das laut gesprochene »Ja« hörten selbst Jane und der Inspektor, die sich einige Yards von der Horror-Oma entfernt befanden. Suko hatte sich bereits erhoben und nahm Lady Sarah den Hörer aus der Hand.
»Sir?«, fragte er, hörte die erste Bemerkung seines Chefs und stellte sofort fest, dass sich die Stimme des Superintendenten verändert hatte. Sie klang unsicher, leicht fahrig.
»Ist John wirklich nicht bei Ihnen, Suko?«
»Nein, Sir.«
Eine kurze Pause. Dann wieder die Stimme. »Das ist irgendwie nicht sehr gut gelaufen.«
Suko konnte nicht verhindern, dass er eine Gänsehaut bekam. Er wusste es nicht, doch er ahnte sehr stark, dass sich sein Chef in Schwierigkeiten befand, und konnte sich auch vorstellen, selbst einen Fehler begangen zu haben. Er warf einen Blick auf die beiden Frauen, die ihn aus skeptischen Gesichtern anschauten.
»Können Sie nicht deutlicher werden, Sir? Von wo sprechen Sie eigentlich? Doch nicht von Ihrem Büro.«
»Das stimmt. Ja, ich werde deutlicher. Es geht mir einzig und allein um den Mantel.«
Aus der Gänsehaut wurde ein eisiger Schauer. Und den Druck hinter seinen Augen konnte Suko auch nicht verhindern, ebenso wenig den schnelleren Herzschlag. Ihm war natürlich klar, dass nur ein bestimmter Mantel gemeint war.
»Und weiter, Sir?«
»Ich - ich brauche ihn.«
Er hat nicht gesagt, warum er ihn braucht!, dachte Suko. Er hat sich bewusst zurückgehalten. Vielleicht steht er unter Druck und kann deshalb nicht reden. Der Inspektor hatte sich innerlich schon umgestellt. Er wollte das Gespräch in die Länge ziehen und dabei in bestimmte Bahnen lenken. Nur durfte er keinen Verdacht erregen. Er rechnete damit, dass sein Chef nicht allein war.
»Wann brauchen Sie ihn denn, Sir?« Suko gelang es, der Stimme
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