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0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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fantastisch. Da ist eine militärische Invasion schon glaubwürdiger… Auf jeden Fäll müssen wir unbedingt nach-Vanavara. Ich benötige, so bald es geht, wieder ein Gewehr.«
    »In deiner Eigenschaft als Zobeljägerin?«
    »Auch.« Ein harter Zug erschien auf Lenas Mundpartie. »Aber vor allem, falls mein verhasster Gatte wider Erwarten hier auftauchen sollte.«
    Mit diesen Worten knöpfte sie ihren Mantel auf. Dann ließ sie den Mantel nebst ihrem Hemd bis zur Hüfte herabfallen.
    Nicole erschrak. Lenas ganzer Rücken war zernarbt von schlecht verheilten Peitschenhieben.
    »Kein schöner Anblick, nicht wahr?«, knurrte die Zobeljägerin. »Ich habe mir geschworen, dass es nie wieder so weit kommen soll, dass dieser Bastard mich anfasst! Eher brenne ich ihm eine Kugel auf den Pelz!«
    Lena knöpfte ihren Mantel wieder zu. Nicole hätte gerne etwas gesagt, um sie zu trösten. Aber angesichts dessen, was sie gesehen hatte, kamen ihr alle Bemerkungen nur wie sinnlose Phrasen vor.
    Lena ergriff noch einmal das Wort. »Vielleicht verstehst du mich jetzt etwas besser, Nicole. Ich weiß nichts von schwarzer Magie oder von Dämonen, das nicht. Aber ich erkenne das Böse, wenn ich ihm gegenüberstehe. Das habe ich nämlich getan, jahrelang.«
    »Lass uns nach-Vanavara gehen und eine Waffe für dich kaufen«, erwiderte Nicole.
    »Das ist ein Wort.«
    Die beiden Frauen erklommen eine sanfte bewaldete Anhöhe. Abgesehen von dem scharfen Brandgeruch war hier nichts von der nahen Tunguska-Katastrophe zu bemerken. Und dann war da natürlich der schwarze Rauchkegel, der über den Bergen stand und die Sonne verdunkelte.
    Die beiden Frauen setzten schweigend ihren Marsch fort. Keiner von ihnen war momentan zum Plaudern zu Mute.
    Doch plötzlich ergriff Lena wieder das Wort. »Das Böse, darüber habe ich vorhin gesprochen. Ich kann das Böse wieder spüren, Nicole. Es ist jetzt sehr nah. Oh, wenn ich doch nur eine Knarre hätte!«
    Die Dämonenjägerin legte ihre Hände reflexartig auf Merlins Stern, der an einer Kette um ihren Hals hing. Doch das Amulett zeigte keine Reaktion. Es erwärmte sich überhaupt nicht. Und genau das wäre bei einer schwarzmagischen Bedrohung in nächster Nähe normal gewesen.
    Also musste Lenas Vorahnung trügerisch sein. Aber vielleicht war Nicoles Begleiterin ja sowieso von krankhaftem Misstrauen vergiftet. Nach den Erfahrungen der jungen Russin mit ihrem Mann wäre das auch kein Wunder.
    Nicole musste an ihre erste Begegnung mit Lena Kuslowa denken. Da war sie, Nicole, an einen Baum gefesselt gewesen - und Lena hatte Anstalten gemacht, sie zu erschießen!
    Und zwar nur, weil die Zobel jägerin die Französin für eine Komplizin ihres Mannes hielt!
    Nein, Nicole konnte es Lena nicht verdenken, wenn sie überall nur noch Bösewichte sah oder witterte. Doch kaum war ihr dieser Gedanke gekommen, als sie selbst etwas Verdächtiges wahrnahm.
    Zwischen den Bäumen regte sich etwas. Im ersten Moment glaubte die Dämonenjägerin, ein großes Tier vor sich zu haben. Einen Hirsch oder ein Rentier, das von seiner Herde getrennt worden war, und vor dem Feuer hierher geflohen war. Auch ein Bär wäre hier in Sibirien kein ungewöhnlicher Anblick gewesen.
    Doch die Gestalt glich keinem ihr bekannten Tier. Und sie war auch kein Mensch!
    Schwärzlich-verbrannt war die Haut, weiße Knochen schimmerten hier und da unter dem weggeschmorten Fleisch. Die Augenhöhlen starrten leer ins Nichts, die Zähne des lippenlosen Mundes waren zu einem scheinbar ewigen Grinsen gebleckt.
    Das Wesen kam auf die Frauen zugestapft. Die Arme, die in Klauen endeten, hatte es über den Kopf erhoben.
    Nicole verbesserte sich innerlich. Diese Bestie war offenbar noch vor kurzem ein Mensch gewesen, aber dann in den großen Brand geraten. Doch kein Mensch hatte diese Temperaturen überleben können, also lebte das Wesen auch nicht im eigentlichen Sinne. Es bedurfte eines schwarzmagischen Keims, um einer so entsetzlich verbrannten Leiche noch ein Scheinleben einzuhauchen.
    Und genau das war offenbar geschehen.
    Auch Nicole registrierte nun die böse Ausstrahlung dieser Kreatur. Aber sie bemerkte dieses Gefühl aus ihrem eigenen Inneren heraus.
    Und nicht, weil das Amulett Alarm gab!
    Wieder einmal reagierte Merlins Stern nicht auf eine offensichtlich schwarzmagische Gefahr.
    Die verbrannte Leiche konzentrierte sich ganz auf Nicole. Und das, obwohl Lena sich in der Reichweite des Monsters befand. Doch die zähnefletschende Dämonenbrut marschierte

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