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0758 - Die Katzenfrau

0758 - Die Katzenfrau

Titel: 0758 - Die Katzenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ölgemälde.
    Rena Mitchell kehrte zurück. Sie hatte etwas zu trinken geholt. Auf einem Tablett standen eine Kanne und zwei hohe Gläser. In der Kanne befand sich eine grünlich schimmernde Sommerbowle, wie sie Sir James erklärte. »Sie werden sicherlich durstig sein, und ich bin es auch. Die Bowle schmeckt wirklich gut.«
    Er hob die Schultern. »Ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten, Madam. Ich bin auch nur gekommen…«
    Sie ließ ihn nicht zu Ende reden. »Keine Sorge, Sir, Sie bereiten mir schon keine Probleme. Ich bin ja allein«, fügte sie mit tiefer Stimme hinzu, was bei Sir James einen Stich in der Brust hinterließ, denn dieser Satz hatte so endgültig geklungen.
    Während sie die Bowle eingoß, hatte Sir James Zeit, die Frau zu betrachten. Bisher hatte er sich von Rena Mitchell keine Vorstellungen gemacht, nun sah er sie vor sich und versuchte dabei, Sie richtig einzuschätzen..
    Mrs. Mitchell hatte die Vierzig überschritten, sich aber noch gut gehalten. Ihr Haar sah aus wie pechschwarzes Wasser, das irgendwann eingefroren war. Es lag wie zwei Wellen auf ihrem Kopf, war durch einen Mittelscheitel geteilt, floß nach hinten und wurde im Nacken durch einen Knoten gehalten, der ja wieder in Mode gekommen war und besonders gern von jungen Mädchen getragen wurde.
    Das beinahe faltenlose Gesicht wirkte sehr streng. Ein etwas männlich wirkender Mund mit blassen Lippen stand im krassen Gegensatz zu dem dunklen Teint. Rena Mitchell hätte auch gut und gern als Südeuropäerin durchgehen können, wozu auch die dunklen Augen beitrugen, deren Pupillen aussahen wie vollreife Kirschen. Sir James konnte den Ausdruck dieser Augen schlecht deuten. Er wußte nicht, ob ihn die Frau spöttisch, kalt oder einfach nur normal anschaute. Vielleicht konnte er dies später herausfinden.
    Am meisten wunderte er sich über die Kleidung. Nicht darüber, daß sie schwarz trug, das war in Anbetracht der Situation sogar angemessen, nein, es ging ihm um das Kleid, das die Frau anhatte.
    Sir James war kein Modefan, aber wenn ihn nicht alles täuschte, dann gehörte dieses Kleid nicht in diese Zeit hinein, es war vom Schnitt her sehr altmodisch.
    Bei diesem Kleid nicht. Es war einfach alt und stammte eben aus dieser Zeit um den ersten Weltkrieg herum.
    Sehr hoch angesetzt und breite Schulterstücke, die zu beiden Seiten eine Mulde bildeten und an den Rändern spitz ausliefen, was ihrem Aussehen etwas Flügelhaftes gab. Der Schnitt des Kleides ließ den Körper breiter aussehen, als er es tatsächlich war, aber das wurde wieder ausgeglichen durch die sehr schmale Taille der Frau. Wie ein spitzer Kegel lief das Kleidungsstück von den Schultern her in Richtung Körpermitte, um anschließend in einem sehr wallenden Rock zu enden, der aussah, als wäre er unter dem Stoff noch durch mehrere Reifen verstärkt worden, damit er auch die Form hielt.
    Von den Beinen der Frau war nichts zu sehen, dafür von den Füßen. Sie steckten in ebenfalls schwarzen Schuhen, und Sir James konnte sich vorstellen, daß diese geschnürt waren und dabei hoch bis über die Knöchel reichten.
    Rena Mitchell hatte seinen langen Blick sehr wohl bemerkt und gestattete sich ein Lächeln, während sie Sir James ein Glas reichte, das er dankend annahm. »Sie wundern sich bestimmt über meinen Aufzug, Sir.«
    »Nein, nein, nicht direkt.« Er stellte das Glas ab. »Ich kenne Ihren Zustand der Trauer. Ich kann durchaus verstehen, daß sie ein schwarzes Kleid tragen wollen.«
    Rena Mitchell schüttelte den Kopf. »Sie irren sich, Sir. Ich trage dieses Kleid nicht wegen des Todes meiner Tochter. Ich trage es, weil ich es liebe und weil es ein besonderes Erbstück meiner Großmutter ist.« Sie schaute ihn kurz an, bevor sie mit ihren sehr schlanken Händen über den Rockstoff hinwegstrich. »Es fühlte sich wunderbar an, Sir. Man könnte fast davon ausgehen, daß es kein Stoff ist, sondern weiches Leder oder ein hauchdünnes Fell sogar.«
    »Ja, das ist möglich. Sie gestatten mir, daß ich davon leider keine Ahnung habe.«
    »Natürlich, Sir, das ist doch klar.« Sie lächelte wieder. »Was reden wir auch von irgendwelchen Kleidern? Andere Dinge sind doch viel wichtiger.«
    »Ja, der…«
    Rena Mitchell ließ ihn nicht ausreden. Sie hob ihre Glas an. »Trinken wir zunächst einen Schluck.«
    Sir James gehörte nicht zu den Menschen, die gern Alkohol zu sich nahmen, vor allen Dingen nicht zu einer so frühen Stunde. In Anbetracht der Lage jedoch machte er eine

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