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0758 - Die Katzenfrau

0758 - Die Katzenfrau

Titel: 0758 - Die Katzenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgerichtet.
    Rena sagte nichts. Sie saß wieder auf ihrem Platz und schaute zu. Nur auf ihren Lippen lag ein dünnes, kalt wirkendes Lächeln, als wüßte sie Bescheid, was bald passieren würde.
    Blitzschnell und ohne Vorwarnung schlug die Katze zu. Sir James, der stillgesessen hatte, zuckte, als er die Bewegung wahrnahm. Nur war alles so schnell gegangen, daß er nichts dagegen unternehmen konnte und es auch nicht schaffte, seine Hand rechtzeitig genug in Sicherheit zu bringen, denn die Krallen der Katze hinterließen rote Spuren auf seinem rechten Handrücken. Und noch einmal schlug sie zu. Diesmal hackte sie mehr, bevor sie vom Schoß des Mannes herab auf den Boden sprang und mit dem nächsten Satz ihre Herrin erreichte und es sich auf deren Schoß bequem machte. Rena streichelte sie auch, was der Katze guttat, sie schnurrte behaglich.
    Sir James aber starrte auf seine Hand. Die erste Attacke der Katze hatte dunkelrote Striemen hinterlassen, die sehr dünn, aber deutlich zu erkennen waren.
    Der zweite Angriff hatte andere Spuren in seinen Handrücken hineingehackt. Keine Kratzer, sondern Wunden, vergleichbar mit stecknadelgroßen Punkten, aus denen das Blut gequollen waren und auf der Haut rote Perlen hinterlassen hatte.
    Er sagte nichts, blieb sitzen und hörte dann, wie ihn Rena Mitchell ansprach. »Perry mag Sie wohl nicht, Sir James. Sonst hätte er nicht so hart reagiert.«
    Er hob den Kopf. Über den Tisch hinweg schauten sich beide an. Rena streichelte ihren Perry, der noch immer schnurrte und Sir James dabei aus kalten Augen anschaute. Er hatte das Gefühl, als würde ihm Haß entgegenströmen, und auch die Augen der Frau hatten sich leicht verengt. Er überspielte sein Unwohlsein und hob die Schultern. »Ja, Sie haben recht, Mrs. Mitchell. Es scheint mir auch so, daß mich Perry nicht mag. Aber ist das ein Wunder? Ich bin schließlich ein Fremder.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß es damit etwas zu tun hat. Perry ist an sich lieb, auch Fremden gegenüber. Es muß etwas anderes gewesen sein.« Sie sprach den Grund nicht aus, doch Sir James wußte sehr wohl, daß sie darüber Bescheid wußte, und deshalb gab er die Antwort, denn feige war er nicht.
    »Tiere spüren oft mehr als Menschen, finde ich. Wahrscheinlich hat der Kater herausgefunden, daß ich etwas getan habe, das ihm nicht paßt. Sie sagten ja, daß die Tiere sehr an Ihrer Tochter gehangen haben, und sie scheinen sehr genau zu spüren, wer hier nun in ihrer Nähe sitzt. Oder sehe ich das falsch?«
    »Bravo, Sir, Sie sehen das richtig. Sie sprachen vorhin von einer ungewöhnlichen Kraft, die Sie in den Klauen gehalten hat. So ähnlich ist es auch hier. Die Tiere sind empfindsamer als wir Menschen. Sie spüren viel früher irgendeine Veränderung, das Nahen eines Gewitters, eines Erdbeben oder eine andere Gefahr. Da ändert sich ihr Verhalten durchaus, und man kann es wirklich als eine Warnung betrachten.«
    Sir James nickte. »Hat mich dann die Katze auch gewarnt?«
    »Das glaube ich schon.«
    »Oder war es eine Reaktion der Rache und des Hasses?«
    Rena lächelte, sie streichelte den Kater noch immer. »Ich überlasse die Antwort Ihnen.«
    Sir James schwieg. Er schaute auf seinen Handrücken, wo sich die Blutperlen vergrößert hatten und allmählich in die Breite liefen. Er spürte auch den leichten Schmerz, der sich in die Haut eingegraben hatte, und er dachte daran, daß dieser Besuch wesentlich anders ausgefallen war, als er es sich vorgestellt hatte.
    Zunächst einmal griff er in die rechte Innentasche seines grauen Jacketts und holte ein sauberes und ordentlich zusammengefaltetes Taschentuch hervor. Er wollte das Blut nicht länger auf seiner Hand halten und tupfte es ab. Auf dem weißen Stoff zeichneten sich die roten Flecken sehr breit ab. Auch an den Rändern der Kratzer hatten sich kleine Blutrinnsale gebildet, die er abtupfte. Dann steckte er das Tuch wieder weg und schaute Rena an.
    »Nun, Sir, was denken Sie jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie lügen doch.« Wieder lächelte sie so kalt und gleichzeitig sphinxhaft. Dann sprach sie weiter.
    »Ich will Ihnen auch den Grund nennen, Sir James. Sie sind hergekommen, um sich zu entschuldigen. Sie haben wahrscheinlich damit gerechnet, hier eine Person vorzufinden, die in Tränen aufgelöst ist, die Ihnen Vorwürfe macht und Sie noch mehr in Ihre Niedergeschlagenheit hineindrückt. Aber das ist nicht geschehen. Unterbrechen Sie mich, wenn ich unrecht

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