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0758 - Die Katzenfrau

0758 - Die Katzenfrau

Titel: 0758 - Die Katzenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Fahrer darum gebeten. »Ist es Ihnen hier recht?« fragte der Mann.
    »Ja, das ist gut.« Sir James durchforschte seine Geldbörse und zahlte den Betrag. Er legte ein Trinkgeld hinzu, was den Fahrer nur die Stirn runzeln ließ. Es war ihm wohl nicht hoch genug. Aber das störte den Fahrgast nicht, der auf dem Gehsteig stehenblieb und wartete, bis der Wagen gewendet worden war.
    Er befand sich in einer sehr schönen Gegend. Rechts und links der Straße standen auf relativ großen Grundstücken alte Häuser.
    Wenn jemand Sir James nach seinem Befinden gefragt hätte, dann hätte dieser abgewunken oder den Frager nur stumm angeschaut. Es ging ihm einfach schlecht. Er hatte etwas vor sich, daß wahrhaftig nicht einfach für ihn war, aber er konnte nicht darauf verzichten. Er mußte diesen Weg gehen, auch deshalb, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Alles andere hatte keinen Sinn.
    Wie reagierte eine Mutter, die plötzlich dem Mörder ihrer einzigen Tochter gegenüberstand?
    Sir James wußte es nicht. Er hatte so etwas noch nicht erlebt, da konnte er auch nicht in die Schatzkiste seiner Erfahrungen hineingreifen, das mußte einfach die Situation ergeben, wobei er auf alles gefaßt war. Auf die schlimmsten Dinge, denn es war nicht auszuschließen, daß Rena Mitchell plötzlich durchdrehte, ihn anschrie, ihn hinauswarf, wobei er ihr nicht einmal böse sein konnte.
    Er rechnete auch mit einer anderen Variante. Einem tiefen Schock, einer großen Trauer, die sich dann in einer Stummheit ausdrückte, weil die Person nicht mit ihm reden wollte.
    Das alles lag im Bereich des Möglichen, und Sir James dachte sogar an eine dritte Möglichkeit. An Rache!
    Daß sich Rena Mitchell an ihm rächen wollte, versuchte, ihn verbal fertigzumachen und seine Selbstvorwürfe damit zu verstärken.
    Das war alles möglich, und er wußte nicht, welche der drei Möglichkeiten er sich selbst wünschte.
    Wahrscheinlich keine, und deshalb mußte er sich einfach überraschen lassen.
    Erst jetzt, wo er einige Schritte zurückgelegt hatte, sah er, daß die Straße eine Sackgasse war. Sie lief aus in einem Wendehammer, dessen Rundung durch dicht und hoch wachsendes Unkraut an der äußeren Seite begrenzt wurde. Diese Straße gehörte zu den stillen in London. Es war kaum ein Mensch zu sehen, und an den Rändern parkten nur wenige Fahrzeuge. Die Menschen hielten sich ebenfalls zurück. Allerdings durchbrachen dumpfe und gleichmäßige Echos die Stille. Sir James fand auch den Grund heraus. Auf der Gegenseite klopfte in einem Vorgarten eine Frau ihren Teppich aus, der über einer Stange hing.
    Ansonsten blieb es ruhig.
    Er ging nicht schneller, ließ sich Zeit, weil er noch über bestimmte Dinge nachdenken wollte. Was er leider nicht schaffte, denn immer wieder tauchte dieses einmalige und schreckliche Bild vor seinen Augen auf. Er sah sich wieder auf der Bühne stehen, den Arm mit der Waffe heben und schießen.
    Die Kugel traf den Kopf!
    Das Opfer sackte zusammen.
    Tot blieb es liegen…
    Der Superintendent keuchte. Er schwankte und mußte sich an einem Gitter festhalten, das die Vorderseite eines Grundstücks einfriedete. Dort blieb er stehen, holte einige Male tief Luft und wischte mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Reiß dich zusammen! sagte er sich. Du mußt dich in die Gewalt bekommen. Du darfst nicht zeigen, daß es dir so verflucht schlecht geht. Du mußt die Nerven bewahren.
    Es war ihm nie schwergefallen. Er hatte es auch immer anderen geraten, aber sich selbst einen guten Ratschlag zu geben, dazu war er nicht in der Lage.
    Da hatte bei ihm etwas ausgesetzt.
    Er räusperte sich, schüttelte den Kopf, dann ging er weiter. Das nächste Grundstück, das nächste Haus, das letzte in der Straße und integriert in den Wendehammer, das war sein Ziel.
    Schon nach wenigen Schritten fiel ihm etwas auf, was das Haus der Rena Mitchell von den anderen unterschied. Dabei ging es nicht in erster Linie um das Gebäude selbst, Sir James konnte über die niedrige Mauer hinweg einen Blick auf das Grundstück werfen, und das wiederum schien ihm doch sehr verkommen zu sein. Da hätte ein Gärtner lange arbeiten müssen, um es wieder in eine ansehnliche Form zu bringen, was die Vegetation anging.
    Das Unkraut wucherte sehr hoch. Überschattet wurden die Bodengewächse durch hohe Laubbäume, die schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel hatten.
    Sehr breites Geäst, dicht bewachsen, kräftige Arme und Zweige bildeten regelrechte Dächer, die das

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