0758 - Die Katzenfrau
weiter.«
Das tat ich und rollte dabei im Schrittempo. Vögel zwitscherten und segelten durch die Luft. Sie fühlten sich in dieser dicht bewachsenen Gegend wohl, aber wir konnten das ungute Gefühl nur schwerlich unterdrücken.
Ich erinnerte mich wieder an die Worte des Taxifahrers und ließ den Rover noch langsamer rollen, nachdem wir die Hälfte der Distanz hinter uns gelassen hatten. Ich konnte bereits das Ende der Straße erkennen, obwohl sich viel Laub und ein Teil der Umgebung auf der Frontscheibe des Wagens zeigte.
Die Netherton Street lief in einen Wendehammer aus. Dahinter schien Wald zu sein.
Nach der Hälfte und im letzten Drittel. So ähnlich hatte der Taxifahrer gesagt. Da wir das Ziel nicht kannten, war es vielleicht besser, wenn wir anhielten und den Rest des Wegs zu Fuß zurücklegten.
Ich rollte an den linken Straßenrand und stellte den Rover im Schatten einer mächtigen Buche ab.
»Weißt du schon Bescheid?« fragte Suko.
»Nein, aber ich finde es besser, wenn wir den Rest zu Fuß zurücklegen. Oder bist du…?«
»Schon gut, John, schon gut. Du sprichst mir aus der Seele.« Suko öffnete bereits die Tür.
Auch ich stieg aus und drückte den Wagenschlag leise ins Schloß. Uns umgab eine seltsame Atmosphäre. Sie war nicht sommerlich, wenn auch relativ warm. Der Dunst hatte sich etwas verstärkt, die Stille wirkte ungewöhnlich, beinahe schon beklemmend. Hier gab es kein Leben, nur die wuchernde Natur.
In das Zwitschern der Vögel hinein hörte ich Sukos Bemerkung. »Ich wäre dafür, wenn wir uns aufteilen. Nimm du die rechte, dann kümmere ich mich um die linke Straßenseite.«
»Nicht schlecht. Und was willst du finden?«
»Sir James' Ziel.«
»Wo gibt es den Hinweis? Ich weiß nicht, wie viele Häuser hier noch in den Gärten stehen…«
»Vielleicht sehen wir ihn ja. Er kann im Garten sitzen und…«
Ich schaute ihn fast böse an. »Das glaubst du doch selbst nicht, mein Freund.«
»Nein, natürlich nicht.« Suko hob die Schultern. »Man muß sich eben selbst etwas vormachen«, erklärte er bitter.
Irgendwo hatte er recht, denn wir beide waren ziemlich frustriert. Obwohl wir nicht darüber sprachen, spürten wir doch, daß sich Sir James eventuell in eine prekäre Lage hineinmanövriert hatte.
Wir hatten auch nicht bei Rena Mitchell angerufen, nicht einmal nach ihrer Telefonnummer geschaut, sondern waren einfach losgefahren, in der Hoffnung, das Haus schnell zu finden.
Es gab auch keinen Nachbarn, den wir hätten fragen können, es hielt sich niemand draußen auf.
Wenn alle Stricke rissen, würden wir irgendwo anklingeln.
Soweit war es noch nicht. Ich winkte Suko knapp zu und ging quer über die Straße auf die andere Seite.
Ich wollte einen Blick auf Grundstücke und Tore werfen. Oft genug waren die Namensschilder der Besitzer oder Mieter dort angebracht worden.
Ich passierte zwei Einfahrten, ohne Erfolg gehabt zu haben. Bei der dritten ebenfalls nicht, dann aber sah ich ein Haus, das sich von den anderen im Baustil stark unterschied. Nicht nur, daß es älter war, mir kam es etwas schief vor, und es hatte zudem ein ziemlich hochgezogenes und spitzes Dach.
Nicht nur das Haus ließ mich stutzen, auch das Grundstück unterschied sich von den anderen. Nicht von der Größe her, sondern vom Aussehen. Für meinen Geschmack wirkte es ungepflegt, man hatte im Garten alles wachsen lassen, so daß sich die Pflanzen zu einem verfilzten Dschungel hatten ausbreiten können.
An einer ziemlich brüchig wirkenden Mauer blieb ich stehen und ließ meinen Blick langsam über das Grundstück hinweggleiten. Ich wußte selbst nicht genau, was mich daran so faszinierte, aber ich hatte das Gefühl, an der richtigen Stelle zu sein.
Ich wollte Sukos Meinung wissen, drehte mich um, sah, daß er mit raschen Schritten die Straße überquerte. Dabei nickte er. Jetzt war ich mir sicher.
»Das ist das Haus«, sagte Suko, als er neben mir stehenblieb. »Ich habe mit einer Nachbarin gesprochen.«
»Super.«
»Da ist noch etwas.« Suko beobachtete Haus und Garten aus schmalen Augen. »Die Besitzerin wurde von dieser Nachbarin als eine ungewöhnliche Frau bezeichnet, wenn ich es mal positiv ausdrücken will. Man kann sie einen weiblichen Sonderling nennen, auch eine Katzenmutter, denn sie lebt mit zahlreichen Katzen zusammen. Die laufen ihr sogar zu, sie sammelt sie, wie die Nachbarn meinen, die so gut wie keinen Kontakt zu Rena Mitchell haben.«
»Hat die Frau auch Sir James
Weitere Kostenlose Bücher