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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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doch im Bett geblieben, hätte sich krank schreiben lassen.
    Hätte und wäre - jetzt war es dazu zu spät.
    Robins Beine schmerzten, denn er lief mit einer Geschwindigkeit und Ausdauer, die er seinem nicht unbedingt voll durchtrainierten Körper niemals zugemutet hätte. Und die Richtung, in die er lief, behagte ihm überhaupt nicht, denn diese unappetitlichen Amöben-Felsen nahmen beinahe sein ganzes Sichtfeld ein. Wieso waren die plötzlich überhaupt nicht weit entfernt? Niemals hätte er diese Entfernung vom Château aus bis hierher alleine schaffen können.
    Dass er splitternackt war, verwunderte ihn schon beinahe nicht mehr. Warum auch nicht? Kam es darauf jetzt noch an? Wohl kaum. Unter seinen blanken Fußsohlen fühlte sich der Boden ein wenig wie Torf an. Er federte Robins Gewicht angenehm ab.
    Das war aber auch schon alles Angenehme, was er entdecken konnte. Kaltes Entsetzen packte ihn, als er die dunklen Flecken sah, die überall auf seinem Körper verteilt waren. Unregelmäßig geformte, leuchtende Flecken, aus denen ständig kleine Blitze zuckten.
    Was hatte der irre Magier sich jetzt ausgedacht? Was hatte er aus Pierre Robin gemacht?
    Zwischen dem Chefinspektor und den ersten Ausläufern des Gebirges befanden sich nur wenige, bizarre Sträucher, die nicht viel mehr als Hüfthöhe erreichten. Einem dieser fragilen Gebilde kam Robin bei seinem Spurt recht nahe, passierte es mit einem Abstand von vielleicht einem Meter. Es dauerte nur einen Wimpemschlag lang, dann war von dem Gewächs nicht einmal Asche übrig geblieben.
    Verflucht, ich bin ein lebendes und tödliche Energie abstrahlendes Kraftwerk!
    Robin konnte schon Einzelheiten der Amöben-Felsen erkennen, auf die er zurannte. Er sah die sanften Bewegungen, denen die unwirklich erscheinenden Formationen unterlagen. Er sah die feucht schimmernde Oberfläche der mächtigen Brocken, und er entdeckte im gleichen Augenblick die Gestalt, die am Fuß des Massivs stand und in seine Richtung zu blicken schien.
    Was mit den Amöboiden geschehen mochte, wenn er sie berührte, das konnte Pierre Robin nur ahnen, und er fürchtete den Moment des ersten Kontakts. Was mit der Person passieren würde, hatte ihm sein Lauf vorbei an dem Strauch soeben deutlich gezeigt.
    Und diese Person dort konnte niemand anderes sein als sein Freund Professor Zamorra.
    Robin flog geradewegs auf ihn zu. Unbeirrt und durch nichts zu stoppen.
    ***
    Amöben, Einzeller…
    Zu seiner Schande musste Professor Zamorra gestehen, dass er nicht so unbedingt zu den Fachleuten in Sachen dieser Mikroorganismen zählte. Andererseits tat es ihm doch nicht Leid, denn auch in Zukunft würden diese Kleinstlebewesen sicher nicht zu seinen allerliebsten Lebensformen zählen.
    Von wegen Kleinstlebewesen!
    Hier jedenfalls bildeten sie ein ausgewachsenes Gebirge und waren entsprechend in ihren Ausmaßen.
    Völlig falsch konnte sein angestellter Vergleich zu den Amöben nicht sein, denn bei genauerer Ansicht konnte Zamorra in die Felsen hineinsehen. Und was er sah, das lebte! Also war jeder Einzelne dieser unterschiedlich großen und so unregelmäßig geformten Brocken ein Lebewesen für sich. Oder musste er sich das gesamte Gebirge als eine zusammengehörende Lebensform vorstellen?
    Der Blick zurück auf die Ebene zwischen dem Château und seinem momentanen Standpunkt trieb ihn zur Eile. Die Gestalt war schon bedenklich nahe gekommen, und Zamorra konnte die Entladungen, die von ihr ausgingen, inzwischen genau erkennen. Es gab keinen Zweifel, wer sein Verfolger war. Pierre unterlag erneut dem finsteren Einfluss des Magiers aus der Spiegelwelt. Und dieses Mal hatte der seine Killer-Marionette mit zusätzlicher Vernichtungskraft ausgestattet.
    Die Entscheidung sollte herbeigeführt werden. Die Zeit der Spielchen war vorüber.
    Der Professor zwängte sich zwischen zwei der riesigen Amöben hindurch. Es überraschte ihn keinesfalls, als er spürte, wie Lebewesen vor ihm zurückwichen und eine Gasse bildeten, die er passieren konnte, ohne sie zu berühren.
    Hinter ihm schloss sich der künstlich entstandene Pfad sofort wieder.
    Einige Sekunden lang befürchtete Zamorra, die Amöben würden ihn nun einfach zwischen sich zerquetschen, ihm die Luft zum Atmen nehmen, indem sie ihn ganz einfach von allen möglichen Seiten umschlossen. Nichts von alledem geschah. Ein neues Stück der lebenden Gasse formte sich vor ihm, dann ein weiteres, noch eines und immer so weiter.
    Kaum wahrnehmbar, wie durch dicke Watte hindurch,

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