076 - Die Nacht der Zombies
gewaltig in Cocos Achtung.
„Wir müßten entweder Papaloa Boumba finden und ihn vernichten", sagte Coco, „dann wäre das Heer der Zombies führerlos und könnte nicht viel Schaden anrichten. Vielleicht wäre mit Boumbas Tod sogar der Fluch des unnatürlichen Lebens von den Zombies genommen. Oder wir müßten Klingor Alkahest erledigen. Möglicherweise ließen sich dann die Voodoo-Anhänger versöhnen."
„Und wenn wir beide ausschalten würden?" wollte der Zigeuner wissen.
Coco lächelte schwach. „Das wäre natürlich am allerbesten. Aber ich glaube nicht, daß wir das schaffen. Zuerst müssen wir einmal herausfinden, wo Boumba und Alkahest überhaupt stecken. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Die Sonne geht schon bald unter."
Raffael Amalfi schaute nach draußen, wo der glutrote Sonnenball schon fast den Horizont berührte. „Eins will ich noch wissen, Coco", sagte er. „Was bist du - oder welche Rolle spielst du? Ich habe bemerkt, daß du Jayne Marquardt verhext hast, und mir ist auch schon früher manches an dir aufgefallen. Sag es mir, Coco!"
„Ich bin eine Hexe", antwortete die rassige junge Frau, „vielmehr, ich war eine. Als ich mich in Dorian Hunter verliebte, verlor ich meine Hexenfähigkeiten. Aber im Laufe der Zeit kehrten die meisten zurück. In manchen Dingen verbesserte ich mich sogar. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich bin nicht böse, ich versuche jedenfalls, es nicht zu sein. Immer schon war ich das weiße Schaf meiner Dämonenfamilie. Jetzt führe ich mit Dorian Hunter zusammen den Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen und die Mächte des Grauens."
„Du bist tatsächlich eine Hexe? Was kannst du denn alles hexen? Reitest du auf einem Besen durch die Luft und hast du ein Stummelschwänzchen?"
Coco lachte.
„Natürlich nicht. Das sind altmodische Vorstellungen. Ich habe ein paar magische Fähigkeiten. So kann ich zum Beispiel Leute hypnotisieren, wie du gemerkt hast, und die Zeit manipulieren."
Coco erklärte das letztere Raffael etwas genauer.
„Außerdem habe ich mir einiges Fachwissen der Schwarzen und Weißen Magie angeeignet und kann meine Kenntnisse auch in der Praxis anwenden. Aber unbegrenzt sind meine Fähigkeiten nicht. Im Gegenteil. Ich habe oft mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, mache Fehler und kenne Schwächeperioden."
„Wer macht schon keine Fehler?" fragte Rafael Amalfi. „Eine Hexe in meiner Sippe, ich kann es kaum glauben. Sind alle Hexen so hübsch wie du?"
„Es gibt hübsche und häßliche. Aber wir wollen nicht lange über mich reden, Raffael. Wir haben eine schwere Aufgabe zu bewältigen."
Raffael sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Und wir wollen sie bewältigen. Worauf warten wir noch, Coco? Wir müssen uns auf den Weg machen. Wenn wir hier herumsitzen, finden wir nicht heraus, wo Papaloa Boumba und Klingor Alkahest sind."
„Langsam, Raffael! ich will ein paar Dämonenbanner aus dem Koffer nehmen - für alle Fälle. Den silbernen Dolch wirst du einstecken. Außerdem ist mir da noch etwas eingefallen. Es gibt genug Theriakkrämer auf dem magischen Jahrmarkt, der um das Fort herum stattfindet. Ich brauche eine ganze Menge Theriak. Ich will einen Sud brauen."
„Wenn wir Theriak besorgen wollen, kommen wir nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit in die Stadt. Dann können wir uns nur bei dem magischen Jahrmarkt umhören - wie du ihn nennst."
„Wir werden sehen", sagte Coco.
Giscard Lefevre saß schluchzend neben dem aufgebahrten Messerwerfer Jacques, der am Vortag durch seine eigenen Messer ums Leben gekommen war. Am Nachmittag war der schlanke, schmalhüftige Giscard von der Polizei verhört worden, die ihm aber keine Schuld nachweisen konnte. Giscard war ein blondlockiger Jüngling, der dezent nach Parfüm duftete und kunstvoll blaues Augen-Make-up aufgetragen hatte. Er war der Gefährte des dahingegangenen Jacques gewesen, der von Frauen nichts gehalten hatte.
„Ach, Jacques", jammerte er, „in der Blüte deiner Jahre bist du dahingerafft worden! Was soll ich denn nur ohne dich anfangen? Es bricht mir das Herz."
Giscard jammerte und schluchzte. Er saß im Wohnwagen, in dem er, der Messerwerfer Jaques, der Entfesselungskünstler Papan und die Schlangenfrau Dambalette gewohnt hatten. Es war ein geräumiger, in der Mitte geteilter Wohnwagen. Jetzt hatte Giscard ihn für sich allein. Nebenan waren Dambalette und Papan aufgebahrt. Erstere hatte sich zu Tode verrenkt, letzterer mit seinen Ketten
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