0760 - Chaos in der Koboldwelt
geht nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich es nicht will.«
Ixi schlug mit dem Echsenschwanz in eine Pfütze, dass das Wasser aufspritzte. Instinktiv wich Nicole zurück, bekam jedoch trotzdem einige Spritzer ab. Und schon im nächsten Moment sah sie Zamorra und die vier Koboldinnen, jetzt farbwechselnd, ohne Echsenschwänze, auf dem Regenbogen. Die bunte Magie der Koboldinnen hatte sie und Zamorra emporgeschleudert.
»Halt!«, rief Nicole. »Ich will mitkommen.«
Ixi, oder war es eine der anderen, zeigte ihr eine lange Nase. Dann waren die Fünf verschwunden, gerade noch rechtzeitig, ehe der Regenbogen völlig verblasste.
Nicole war stocksauer. Die Koboldinnen hatten Zamorra sozusagen entführt.
Und was fast noch schlimmer war: Sie hatten Nicole dumm dastehen lassen.
Das mochte die temperamentvolle Südfranzösin schon gar nicht.
»Na wartet«, murmelte sie. »Ihr werdet mir schon noch einmal über den Weg laufen, ihr blauen Tussies. Dann gibt es was auf die Spitzohren. So ein Leichtsinn und so eine Unverschämtheit von diesen Wirbelwinden.«
Zamorra hatte außer dem Amulett keine magische Ausrüstung dabei, keinen Kampfanzug. Das Handy steckte in seiner-Tasche, würde ihm jedoch auf der Koboldwelt wenig nützen.
Nicole rief Malteser-Joe aus dem Lokal. »Fahr bitte den BMW vom Chef hoch zum Château.«
»Wo ist der Professor?«, fragte der Ex-Legionär, dem alles ein wenig zu schnell gegangen war.
»Auf einer Vortragsreise«, antwortete Nicole patzig.
Sie stieg in ihr Cadillac-Cabrio und brauste davon, dass von den Breitwandreifen das Wasser und Schlamm wegspritzten. Malteser-Joe folgte ihr bald mit dem BMW Die Dorfbewohner schauten ihnen hinterher. An diesem Tag gab es im Dorf wieder mal nur ein einziges Gesprächsthema: die heutigen Geschehnisse.
»Jetzt scheint ja alles in Ordnung zu sein«, sagte Mostache, der Wirt.
»Nichts ist in Ordnung.« Madame Mostache stand im Lokal. »Es ist furchtbar, entsetzlich, ganz grauenvoll.«
»Was denn?«, fragte ihr Gatte.
»Der Helm…«
»Du hast ihn doch nicht mehr auf dem Kopf.«
»Eben drum.« Madame Mostache drehte sich Um.
Der Wikingerhelm haftete an ihrem umfangreichen Hinterteil, als ob er damit verwachsen sei. Die Hörner waren vielleicht noch länger geworden. Die Wirtsfrau wusste nicht, was sie tun sollte…
***
Das Lokal »Zum Teufel« war bis auf den letzten Platz besetzt. Natürlich, wo anders als hier sollte man die sensationellen Geschehnisse diskutieren? Nur Pater Ralph war gegangen. Madame Mostache stand mit finsterer Miene hinterm Tresen, wo sie wegen des an ihrem Hinterteil festgewachsenen Helms mit dessen Hörnern immer wieder anstieß.
»Ich verlange, dass du mich sofort von diesem Helm befreist!«, sagte sie zu ihrem Gatten. »Unternimm etwas!«
»Er wird sich irgendwann schon lösen«, beschwichtigte Mostache sie. »Der Koboldzauber hält nicht ewig. Hab Geduld. Wenn er bis morgen früh noch nicht weg ist, fahre ich dich zum Schloss hinauf. Du kannst dich bäuchlings auf den Rücksitz von unserem Ford Galaxie legen. Im Château wird ihnen schon etwas einfallen.«
»Morgen früh? Bist du wahnsinnig? Ich muss jetzt zur Toilette.«
»Aber… hm, dann benutze doch einfach den Helm.«
»Du Schwein. So eine Ferkelei mache ich nicht. Niemals. Du wirst mich sofort zum Château hinauffahren.«
»Aber das Lokal ist proppenvoll!«, wagte Mostache einzuwenden. »Das ist das Geschäft des Jahres!«
»DU FÄHRST! SOFORT, ODER ICH LASSE MICH SCHEIDEN!«
»Ich habe ja nur gemeint, mein Schwälbchen. Der Schmied wird mich hinterm Tresen vertreten.«
»Hoffentlich säuft er nicht wieder mehr, als er ausschenkt. Wie beim letzten Mal. Fahr den Wagen vor. Ich gehe schon einmal hinaus.«
Madame Mostache schaute in die Runde. »Wer jetzt lacht, kriegt Lokalverbot.«
Es wurde nur gegrinst. Auf halber Höhe des Schlossbergs wandte sich die bäuchlings hinten im Auto liegende Wirtin an ihren Gatten, der am Steuer des betagten Ford Galaxie Country Squire Kombi mit Holzbeplankung und runden Heckleuchten saß. Nicole Duvals Oldtimer-Faible hatte Mostache angesteckt.
»Du kannst wieder umkehren. Der Helm ist gerade abgegangen. Halt an und lass mich in die Büsche. Es eilt!«
Mostache wartete geduldig mit laufendem Motor. Schnaufend erschien seine bessere Hälfte wieder. Den Helm hatte sie weggeworfen und ihm noch einen Tritt versetzt, worauf er sich auflöste.
»Du wirst«, sagte Madame Mostache zu ihrem Gatten, »ein Schild an unserem Lokal
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