0760 - Chaos in der Koboldwelt
Orangensaft, Kirschsaft, kaltes Huhn, Brötchen; Vollkornbrot, Marmelade, Honig, Rührei, Schinken, Käse, Milch und Joghurt«, zählte der Butler auf, bevor er die beiden Dämonenjäger fragend anblickte. »Darf ich noch etwas bringen?«
»Nein.«
»Dann wünsche ich einen guten Appetit.«
William schaute aus dem Panoramafenster. Seine Augen weiteten sich.
Zamorras und Nicoles Köpfe ruckten herum.
Wieder hing die gewaltige Faust am Himmel.
Diesmal war sie nicht mehr so groß wie beim ersten Mal, doch immer noch hatte sie die Ausmaße eines Güterwaggons, und sie glöühte.
»Was soll das nun wieder bedeuten?«, fragte Nicole.
»Gestatten Sie, dass ich eine Bemerkung mache«, sagte William. »Wie es aussieht, droht diese Faust.«
Zamorra lächelte freudlos. »Was anderes bleibt ihr ja auch nicht übrig. Schließlich hat sie keine Chance gegen die Magie-Abwehr.«
Die drei schauten aus dem Fenster und beobachteten, wie sich die glühende Riesenfaust langsam auflöste. Schließlich zog sich William zurück, um seine Herrschaften ihrem Brunch zu überlassen.
Das Gewitter brach los, als sich Zamorra und Nicole an den Tisch setzten und mit gutem Appetit aßen. Beide konnten sie zu sich nehmen, so viel sie wollten, ohne dabei zuzunehmen.
Vielleicht war das ein Nebeneffekt des Wassers der Quelle des Lebens, das beiden die relative Unsterblichkeit beschert hatte. Nur Gewalteinwirkung konnte sie töten.
Inzwischen totste das Gewitter direkt über dem Château und dem Dorf am Fuß des Hügels, auf dem dieses stand. Blitze zuckten über den Himmel, der sich völlig verfinstert hatte. Der Donner krachte und ließ Château Montagne in seinen Grundfesten erbeben. Regen prasselte nieder, und es war viel kälter geworden.
Zamorra und Nicole sahen das Gewitter als Naturschauspiel und ließen sich nicht stören.
Plötzlich flog die Tür auf.
Ein grünes, schuppiges Etwas mit zwei Stummelflügeln und einer Krokodilsschnauze flatterte herein. Es fegte zwei Bilder von den Wänden, zerschlug einen Spiegel und warf eine Vase um.
»Ich habe Angst!«, rief der 1,20 Meter große Jungdrache. »Dieses Unwetter ist entsetzlich. Zamorra, du musst mich beschützen.«
Der Mini-Drache versuchte, unter den Tisch zu kriechen, wofür er aber viel zu groß war. Im letzten Moment verhinderte Zamorra, dass sich das Essen über dem Fußboden verteilte. Foolys Krokodilzähne klapperten wie Kastagnetten. Von seiner üblichen Fröhlichkeit und sprichwörtlichen guten Laune war nichts zu spüren.
»Erst hat uns der Konnetabel der Hölle bedroht, jetzt tobt dieses Gewitter!«, wimmerte er. »Mein Elter ist tot, und ihr habt mich adoptiert - also müsst ihr auf mich aufpassen!«
»Beruhige dich, Fooly«, sagte Nicole. »Es passiert nichts, hier kann kein Blitz einschlagen. - Ganz ruhig.«
Sie spürte, wie der gedrungene, ziemlich rundliche Drache zitterte. Er klammerte sich an sie und stieß einen fauchenden Laut aus, als ein besonders greller Blitz zuckte und fast im selben Moment ein gewaltiger Donnerschlag krachte. Zugleich mit diesem fauchenden Laut entwich ihm ein Feuerstrahl, der den Teppich ankokelte.
»Fooly!«, rief Zamorra tadelnd. »Bitte sei vorsichtig. Ich möchte nicht, dass du mein Schloss abfackelst.« Der Parapsychologe stutzte. »Wer, hast du gesagt, hat uns bedroht?«
»Der Konnetabel der Hölle. Ihm gehört diese Faust, die wir alle gesehen haben. Schlimme Zeiten stehen uns bevor.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es.« Fooly tippte sich mit seiner dreifingrigen Pfote an den Krokodilskopf. »Hier drinnen. Ich habe von ihm eine Botschaft erhalten.«
»Wie lautet sie?«
»Deine Stunden sind gezählt, Zamorra!«, sagte der Jungdrache mit besonders tiefer Stimme. »Hüte dich vor dem Dreigestirn der Hölle!«
Zamorra und Nicole blickten sich an. Sollte tatsächlich ein schwarzmagischer Angriff auf Château Montagne bevorstehen? Wenn, dann war das eine Überraschung, da er in anderer Form erfolgte als die Attacken, die Zamorra gewöhnt war.
Normalerweise schlug die Gegenseite heimtückisch und ohne Vorwarnung zu. Hatte sie ihre Taktik geändert?
***
Zeitgleich, nach Moskauer Ortszeit eine Stunde später als im Loiretal, tobte auch in der russischen Hauptstadt ein Gewitter. Überm Roten Platz und dem Kreml donnerte und blitzte es. Wie aus Kübeln rauschte das Wasser nieder und trieb die Milizionäre, die den Kreml zu bewachen hatten, in ihre Unterstände.
Teils taubeneigroße Hagelkörner prasselten nieder und
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