0760 - Die Geisterfee
hoffe, jede von euch hat genau zugeschaut und denkt jetzt darüber nach, was sie getan hat.«
Das hätte sie nicht erst zu sagen brauchen, denn über dieses Problem zerbrachen sich alle die Köpfe.
Sie waren natürlich enttäuscht worden. Sie hatten all ihre Hoffnungen auf den mächtigen Jenseitsfürsten gesetzt, und nun war ihnen demonstriert worden, wie leicht er zu besiegen war. Das konnten sie nicht fassen.
»Ist es… ist es… ein normaler Dolch?« fragte Ela.
»Er hat mir gehört«, sagte Kyle Wayne.
»Richtig!« bestätigte die Geisterfee, »und ich bin zu ihr gegangen und habe ihn mir geholt. Ich habe mich mit jeder von euch in Verbindung gesetzt, ich habe euch gewarnt, auf den Teufel zu setzen, aber ihr habt nicht hören wollen und seid trotzdem zu diesem Treffpunkt gegangen. Hier konnte ich euch überzeugen, und ich hoffe, daß ihr eingesehen habt, den falschen Weg genommen zu haben. So kommt ihr nie an euer Ziel. Ich weiß, daß das Leben nicht alles bietet, was man sich wünscht. So ist es auch mir ergangen, deshalb suchte ich in eurem Club eine Heimat, die ich dort auch für einige Zeit fand. Aber das war mir zuwenig. Ich wußte sehr bald, daß der Teufel und seine Welt nicht alles sein konnten. Er ist nicht das Paradies, nachdem man sich sehnt. Er hat eine Scheinwelt aufgebaut, die sich aus Lug und Trug zusammensetzt. Der Teufel ist Blendwerk, er gehört zwar zu den Dämonen, ist aber einer von vielen, obwohl er sich aufbläst wie ein widerlicher Fatzke. Ich forschte weiter und entdeckte sehr bald, daß es noch andere Welten gab. Große, herrliche, wunderbare, nicht sichtbare und versteckt in anderen Dimensionen liegend. Dort wurde ich aufgenommen, und man gab mir die Aufgabe, dem Teufel zu zeigen, wie klein er doch letztendlich ist. Ich habe meine Aufgabe sehr ernst genommen, und ich werde mich auch bei meinen neuen Freunden bedanken. Das versteht ihr doch sicher - oder?« fragte sie und zeigte dabei ein Lächeln, das keinem Menschen so recht gefallen konnte.
Auch den sieben Frauen nicht. Aber sie protestierten auch nicht, sondern stimmten durch ihr Nicken zu. Sie wollten Alexa auf keinen Fall verärgern, denn sie war ihnen über.
Das freute diese auch. Die freie Hand streckte sie vor. »Ich werde in meine Welt zurückkehren und dort Bericht erstatten. Man wird mich im Pandämonium dafür ehren, aber auch dort herrschen gewisse Regeln. Ich darf nicht ohne eine Trophäe zurückkehren. Also nicht ohne Beute, sprich Opfer.«
»Das ist doch der Teufel gewesen, nicht wahr?« fragte Ela. Sie bewies, daß sie nichts begriffen hatte.
»Nein - ist er nicht.«
»Wieso denn…?«
»Ihr!« unterbrach Alexa sie scharf. »Ihr werdet dem Pandämonium ein Opfer geben. Dieses Opfer wird eine von euch sein. Ich werde sie hier töten und mit in meine neue Welt schleppen. Erst dann wird man dort erkennen, wie weit ich es gebracht habe.«
Jetzt war es heraus. Jetzt hatte Alexa Santos ihren wahren Charakter gezeigt. Und damit unterschied sie sich kaum von dem des fürchterlichen Höllenherrschers.
Die Frauen schauten sich an.
Ängstliche Blicke fraßen sich ineinander. Keine wollte die erste sein und es freiwillig tun.
Sina Savallo schaute als erste zu Boden, und die anderen taten es ihr nach.
Alexa aber lachte. Sie hatte genau zugeschaut. »Keine von euch meldet sich freiwillig?«
Schweigen!
»Und dabei wolltet ihr die Dienerinnen des Teufels werden. Glaubt ihr denn, daß er euch am Leben gelassen hätte? Er hätte mit euch gespielt und euch vernichtet, wenn es ihm genehm gewesen wäre. Was seid ihr doch für arme Wichte.«
Das wollte Kyle Wayne nicht auf sich sitzen lassen. »Bist du denn besser?«
»Besser informiert«, lautete die Erwiderung, »und Teil eines gewaltigen Reiches, das nur für wenige Auserwählte zugänglich ist. Ich gehöre dazu, aber ich muß meinen Preis zahlen. Man hat mir den Weg gewiesen, man hat mir geholfen, und als Lohn dafür, was mir zudem eine weitere Existenz ermöglicht, werde ich eine von euch mitnehmen und sie dem Reich opfern. So und nicht anders steht es geschrieben.«
Beide Vorfälle hatten die Frauen ernüchtert. Sie sahen plötzlich ein, daß sie den falschen Weg eingeschlagen hatten, und jetzt sollten sie grausam dafür bezahlen.
»Keine?« fragte die Geisterfrau noch.
»Nein, nein!« schrie Harriet, »wir…«
»Dann suche ich eine aus!« Sie hatte den Satz kaum gesprochen, als der rechte Arm hochschnellte und die Dolchspitze auf die von ihr auserwählte
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