0761 - Nefrets Todesvogel
er frei war und daß er eine bestimmte Person suchte, um sie zu vernichten.
Eine Frau namens Nefret. Jemand, der vollgestopft mit dem großen Wissen alter Völker war und einen direkten Kontakt zu den Göttern gehabt haben mußte.
Das zählte für ihn mehr als alles andere. Es war ihm gelungen, den Todesvogel auf seine Seite zu ziehen, und er hatte zum erstenmal einem uralten Halbgott gegenübergestanden, der zum Glück dem Bösen zugetan war und damit mit ihm auf einer Wellenlänge schwamm.
Sie waren zusammen ein grausames, ein tödliches Duo. Mit ihm konnte die Jagd auf die Psychonauten erst richtig anlaufen, denn er hatte es geschafft, ihnen die dritten Augen zu rauben und sie Kiriakis zu bringen. Der Todesvogel war der Psychonauten-Killer. Er hetzte sie, er machte sie fertig und gab ihnen nicht die geringste Chance.
Alles war so gut gelaufen, bis dann zwei Männer auf den Plan getreten waren, mit deren Erscheinen er nicht gerechnet hatte.
Conolly und Sinclair!
Beide mußten sie Wind von den Vorgängen bekommen haben, und sie hatten die richtigen Schlüsse gezogen.
Kiriakis war natürlich nicht untätig geblieben. Er hatte einen entsprechenden Plan entwickelt, um sie zu erwischen, was nicht einmal schwer war, denn sie mußten sich zwangsläufig in seinem Umfeld bewegen. Sie waren Schnüffler, die wie dressierte Hunde immer wieder die entsprechende Spur aufnahmen, und zuschlugen, aber nicht bei ihm.
Er hatte sie an der langen Leine laufen und seine Beziehungen spielen lassen. Von Beginn an hatten sie unter seiner Kontrolle gestanden, und einmal hatte er ihnen sogar den Todesvogel geschickt. Er wollte sehen, wie sie reagierten. Der Vogel war zu ihm zurückgekehrt, ein gutes Zeichen. Conolly oder Sinclair hatten es also nicht geschafft, ihn zu vernichten. Das gab neue Hoffnung.
Leider waren ihm die beiden dann entwischt. Er hatte zuviel Zeit verloren. Sie waren mit dem Hubschrauber schneller gewesen. Fast hatte es so ausgesehen, als wären sie an den Felsen der Insel zerschellt. Es war ihnen im letzten Augenblick gelungen, dort zu landen, auch wenn der Hubschrauber angeschossen und funktionsuntüchtig gemacht worden war.
Jetzt saßen sie fest.
Das wiederum sah Kiriakis als seine große Chance an. Er mußte nur noch darüber nachdenken, wie er es anfangen sollte. Deshalb hatte er sich in seine Kabine zurückgezogen, wobei der Begriff Kabine nicht der richtige Ausdruck für dieses große, prunkvolle Gemach war, das unter Deck den Mittelteil der Jacht beherrschte.
Natürlich war der Raum voll klimatisiert. Die Hitze blieb und waberte über dem Meer, auf das er durch die beiden großen Scheiben schauen konnte, die sowohl steuer- als auch backbord in den Rumpf eingelassen worden waren.
Kiriakis hatte den Blick oft genug genossen, auch diesmal saß er in seinem weichen Ledersessel aus Känguruhhaut, schaute nach steuerbord, denn dort lag die Insel, auf der sich seine Feinde befanden.
Er hatte den Anker werfen lassen, um in Ruhe nachdenken zu können. In seiner Hand befanden sich noch mehrere Trümpfe, einen davon hatte er schon abgegeben, andere hielt er zurück.
Wenn alle Stricke rissen, würde er die Insel aus der Luft angreifen lassen. Entsprechende Hubschrauber waren bereits geordert worden. Sie konnten auf dem Deck landen, und seine Leute waren mit modernen Schußwaffen ausgerüstet, die hätten es selbst mit einer Kampftruppe von Söldnern aufgenommen.
Es lief über den Griechen zwar nicht optimal, aber doch gut, und er konnte sich zufrieden seinem Samos widmen.
Kiriakis war ein schwergewichtiger Mann mit schwarzen, dünnen Haaren. Sie waren mal grau gewesen, aber er hatte sie färben lassen. Sein Gesicht sah fleischig aus, die Augenbrauen wirkten wie dunkle, gebogene Balken und die Augen darunter waren im Verhältnis dazu ziemlich klein. Ihr Blick war stechend.
Eine mehrwöchige Kur in einem Sanatorium hatte sein Gesicht auch nicht schöner werden lassen.
Man hatte zwar versucht, einiges zu liften, viel war dabei jedoch nicht herausgekommen.
Interessant fand er auch seine Kleidung. Er liebte die Farbe Weiß. Alles, was er am Leibe trug, bestand aus weißem Stoff. Die Jacke, die Hose, sein Hemd, selbst die Socken und seine Leinenschuhe mit den rutschfesten Sohlen.
Nur bei den Knöpfen hatte er sich für eine andere Farbe entschieden. Sie schimmerten golden, ebenso wie der dicke Siegelring an seinem linken Ringfinger.
Ein sanftes Läuten riß ihn aus seinen Gedanken. Er wußte, daß jemand vor
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