0761 - Nefrets Todesvogel
Machtmenschen wie ihn ist das kein Problem. Der regelt alles mit seinem Geld. Hinzu kommt der Haß, der ihn vorantreibt. Mafiabosse sind nicht so unberechenbar wie Kiriakis, der ja offiziell nicht als Verbrecher gilt und bei der Polizei und den Behörden bestimmt Freunde hat.«
Spimanes hatte verstanden. »Dann stehen wir also auf verlorenem Posten?«
»So könnte man es sehen.«
»Und warum siehst du es anders, John?«
Ich deutete auf die Funkanlage. »Sie ist der Schlüssel. Damit können wir Hilfe anfordern.«
Spimanes war nicht so optimistisch wie ich. »Ich weiß nicht so recht. Was wird man tun, wenn wir plötzlich funken, daß wir angegriffen werden? Man wird mich eventuell auslachen und mir nicht glauben. Bis ich die entsprechenden Dienststellen dann überzeugt habe, ist alles vorbei. Ein schneller Angriff, die Schüsse, und mein Lebenswerk ist zerstört. Ich bin kein Pessimist, aber so denke ich im Augenblick. Es wird schwer sein, uns gegen eine derartige Übermacht zu behaupten.«
Da konnte ich nicht widersprechen. Zwar wartete Spimanes auf eine Antwort, doch Bill kam mir zuvor. »Ich denke, Freunde, wir haben noch ein Problem vergessen.«
»Welches?«
»Den Schatten, den Todesvogel, unseren Psychonauten-Killer. Das ist ebenfalls ein Problem, und ich glaube nicht, daß er bis zum Einbruch der Dunkelheit wartet. Zudem bin ich fest davon überzeugt, daß er zu Kiriakis gehört, denn nicht nur Nefret hat überlebt, auch unser Schnabelkiller. Daran sollten wir denken.«
Spimanes seufzte auf. »Es stimmt, Bill. Er hat die Zeiten leider überdauert.«
»Lassen wir die Theorie beiseite«, schlug ich vor. »Am besten ist es, wenn wir uns auf deiner Insel mal genauer umschauen. Du kannst mit Nefret hier im Raum bleiben, Bill und ich schauen uns den Flecken aus der Nähe an. Gibt es hier noch Verstecke? Kleine Höhlen oder so?«
»Nein, nicht hier oben, aber an den Seiten. Gewissen Spalten und Risse im Fels, die sind natürlich vorhanden.«
»Was ist mit den anderen Felsen?«
»Sie sind viel kleiner als dieser.«
»Aber groß genug, um dort mit einem Hubschrauber landen zu können, nehme ich an.«
»Das ist bestimmt. Wie mir scheint, gehen dir die Hubschrauber nicht aus dem Kopf.«
»So ist es. Es ist die einzige Möglichkeit für Kiriakis, uns anzugreifen. Er muß aus der Luft kommen. Mit Waffen sieht es ja schlecht aus, wie du uns gesagt hast. Also müssen wir uns auf die Berettas verlassen. Das ist nicht gut, denn die anderen werden mit Maschinenpistolen oder Maschinengewehren schießen. Ich traue ihnen einfach alles zu.«
Spimanes überlegte. Er trank dabei sein Glas leer, schaute auf die regungslose Prinzessin und drehte sich dann zu mir um. »Bisher haben wir immer nur von einer Reaktion gesprochen, nie von einer Aktion. Gibt es denn keinen Plan, den du dir vorgestellt hast?«
»Den habe ich auch.«
»Dann sag ihn.«
»Es ist ganz einfach, Spimanes. Ich habe daran gedacht, daß wir die Insel hier so schnell wie möglich verlassen. Also noch vor dem Angriff. Ist das machbar?«
»Ich lasse Nefret nicht im Stich.«
»Das brauchst du auch nicht. Wir würden sie mitnehmen, dann wäre sie in Sicherheit.«
Spimanes überlegte. Es war ihm nicht recht, all dies hier im Stich zu lassen, aber wenn er dadurch sein Leben retten konnte, wollte er an so etwas erst gar nicht denken. Er zweifelte, war skeptisch, deshalb versuchte ich, ihm eine Brücke zu bauen.
»Es wird ja nicht für immer sein. Nur für eine gewisse Zeit, bis alles vorbei ist.«
»Und ihr Kiriakis gepackt habt?«
Jetzt saß ich in der Zwickmühle. Hätte ich zugestimmt, dann hätte ich gelogen, denn so einfach konnten wir ihn nicht erwischen. Kiriakis war ein Fuchs, der es immer wieder verstand, durch die Maschen des Netzes zu schlüpfen. Mit ihm würden wir es mehr als schwer haben, und es stand längst nicht fest, ob wir überlebten.
»Dein Vorschlag ist wohl nicht so gut?«
»Das will ich nicht sagen. Nur was Kiriakis betrifft, muß ich leider passen. Ich kann dir nicht versprechen, daß wir auch an ihn herankommen. Da bin ich ehrlich.«
»Kann ich mir denken, John.«
»Und ich stimme ihm zu«, sagte Bill. »Vielleicht solltest du dir den Vorschlag noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Fordere über Funk einen Hubschrauber an. Alles andere wird sich dann schon regeln. Ich glaube kaum, daß uns Kiriakis verfolgt und versuchen wird, uns in der Luft abzuschießen. Das kann selbst er sich nicht erlauben. Zudem nehmen wir Nefret
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