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0764 - Der Wall um die Welt

Titel: 0764 - Der Wall um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tager taumelte und in den Schlund stürzte.
    Collanzor reagierte erst Sekunden später. Er riß sein Energiegewehr in die Höhe, um dem Exekutionskommando den Garaus zu machen.
    Er hielt inne, weil er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Tager war nicht in die bodenlose Tiefe gestürzt, sondern schwebte frei in den gelben Schwaden über dem Schlund. Die Schwerkraft schien aufgehoben zu sein, aber nur genau über der Schachtöffnung.
    Tolot konnte das alles nur aus einem sehr engen Blickwinkel beobachten, aber er ahnte sofort, was geschehen war.
    Wahrscheinlich war ein Gravitationsvakuum entstanden, bevor sich ein neuer Energietrichter bildete. Aber ihm blieb keine Zeit, lange über das Phänomen nachzudenken.
    Collanzor hatte seine Waffe wieder sinken lassen, aber dann sah er, daß sechs oder sieben Mitglieder des Hinrichtungskommandos ihre Gewehre auf den hilflos schwebenden Tager richteten. Das war für den alten Haudegen zuviel.
    Mit erstaunlicher Präzision erschoß er einen nach dem anderen, bis nur noch einer blieb, den er nicht mehr erwischte. Der Mann warf seine Waffe weg und war eine Sekunde später im Dunkel verschwunden.
    „Ich bin"s, Kermor! Collanzor! Warte, ich hole dich!"
    Tager selbst schien viel zu überrascht zu sein, um antworten oder gar die Situation begreifen zu können. Er strampelte mit Armen und Beinen, nicht ganz ohne Erfolg. In zwei Metern Höhe über dem Gangniveau schwebend, näherte er sich langsam dem Rand des Schlundes, um dann plötzlich sein Gewicht zurückzuerhalten.
    Er stürzte. Seine Füße berührten den festen Boden dicht neben dem Abgrund, aber er hätte ein zweites Mal das Gleichgewicht verloren, wenn Collanzor nicht reaktionsschnell herbeigesprungen und ihn gehalten hätte. Mit einem Ruck zog er ihn in den Gang hinein.
    „Los, wir müssen hier weg, ehe der entflohene Kerl Verstärkung holen kann! Aber erschrick nicht, wir haben Besuch erhalten.
    Haluter!"
    Tager ließ sich willig mitziehen. Er hatte seinen Schock noch immer nicht überwunden. Alles war viel zu schnell gegangen, als daß er den Vorgang in seiner ganzen Tragweite begriffen hätte.
    Er wußte nur, daß die Freunde ihn nicht im Stich gelassen hatten.
    Haluter? Wie kamen Haluter auf diese Welt?
    Er wollte fragen, aber Collanzor verlor keine Zeit mehr. Er schob ihn in den schmalen Geheimgang, den wohl jeder bisher für eine harmlose Felsspalte gehalten hatte. Die mächtige Gestalt des Haluters stand ihm im Weg.
    „Sie sind in Sicherheit, Tager", begrüßte er ihn. „Nehmen Sie meine Hand, wir müssen uns beeilen."
    Tager widersprach nicht. Sie erreichten die kleine Halle, wo Perlat sie erwartete. Collanzor opferte zehn Sekunden, um dem Befreiten die beiden Haluter vorzustellen, dann drängte er sie weiter.
    „Los, wir müssen die anderen warnen! Es wird eine großangelegte Suchaktion geben, sobald sich die Aufregung gelegt hat. Tager, du wirst uns eine Menge erzählen müssen, denn du warst in Adens Festung. Die Haluter werden uns helfen, das Nest auszuräuchern."
    „Moment mal", knurrte Perlat. „Wir haben keine Zeit dazu. Wir müssen weg, wenigstens bald."
    „Aber ihr habt doch versprochen".."
    „... Tager zu befreien, das stimmt. Aber beruhigen Sie sich, Collanzor. Wir werden bereden, was zu tun ist. Vielleicht fällt uns eine gute Lösung ein. Wohin gehen wir?"
    „In unser Versteck."
    „Gut. Dort sehen wir dann weiter", sagte Tolot mit einer Endgültigkeit, die keinen Widerspruch mehr duldete.
     
    4.
     
    Tager war von seinen Freunden wie ein heimgekehrter König empfangen worden, dann allerdings mußte er in allen Einzelheiten berichten, was er erlebt und beobachtet hatte.
    Tolot und Perlat hielten sich ein wenig im Hintergrund, da sie dank ihrer Größe ohnehin alles übersehen konnten. Beide konnten sich ein Bild von den Sicherheitsmaßnahmen machen, mit denen sich Aden umgeben hatte. Viele der technischen Einrichtungen, die einst in der DREADFUL ihren Dienst versehen hatten, waren von dem machtbesessenen Diktator umfunktioniert worden. Es schien energetische Sperren und tödliche Fallen für jeden unbefugten Eindringling zu geben, was auch die Tatsache erklärte, daß bisher niemand zurückgekehrt war, der es gewagt hatte, bis zu Aden vorzudringen.
    Als Tager seinen Bericht abschloß, herrschte langes und betretenes Schweigen. Endlich raffte sich Collanzor auf: „Du meinst also, es hat alles keinen Zweck mehr? Wir sollen aufgeben? Weißt du denn, was das bedeutet? Den sicheren Tod

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