0769 - Das Rätsel der schwarzen Madonna
Ausnahme machen. Ich meine, wir beide werden schon ein Plätzchen finden.«
»Das glaube ich Ihnen gern, aber es ist nicht meine Art. Tut mir leid für Sie.«
»Na ja.«
Jane strich das Wechselgeld ein und erhob sich. Sehr schnell und auch grußlos verließ sie den Pub.
Draußen atmete sie tief durch. Die Luft war klar und rein, wenn sie sie mit der in der Kneipe verglich. Jane verspürte tatsächlich eine gewisse Müdigkeit, deshalb steuerte sie das Hotel an.
In der Halle blieb sie überrascht stehen. Zahlreiche Gäste waren neu angekommen und bevölkerten sie. Man schaute sich um. Man stand inmitten der zahlreichen Koffer. Man unterhielt sich. Natürlich nur über ein Thema.
An der Rezeption drehten die beiden Angestellten beinahe durch. Dem Ansturm waren sie kaum gewachsen. Jane schätzte sich glücklich, ein Zimmer zu haben, auch wenn dies nicht ihren idealen Vorstellungen entsprach.
Sie fuhr hoch. Es hatte sich nichts verändert. Der Gang lag noch immer im Licht der trüben Beleuchtung. Die Lampen waren in die dunkle Decke integriert worden. So hatte man vor mehr als zwanzig Jahren gebaut. Die Detektivin fühlte sich ziemlich müde. Ihre Schritte waren schleppend geworden. Sie freute sich jetzt auf ihr Bett.
Als sie das Zimmer betrat, kam ihr dessen Unpersönlichkeit richtig zu Bewußtsein. Die Leere gefiel ihr überhaupt nicht. Sie zog den Mantel aus, setzte sich auf das Bett und spürte die Müdigkeit durch ihren Körper fließen.
Schlafen, nur schlafen.
Jane zog sich aus. Die Decke war dünn, sie wärmte kaum, zudem kratzte sie noch.
Das war ihr alles egal.
Nur schlafen.
Bevor sie sich in Morpheus' Arme begab, sah sie vor sich ein Bild. Es war die Gestalt eines Mädchens, und die kleine Elenor Hopkins lächelte ihr zu.
Doch das Lächeln war so eisig wie Gletscherwasser…
***
Auch jemand anderer ging um diese Zeit zu Bett, und dieser andere war ich.
Mit meinem Freund Suko, der nebenan wohnte, hatte ich zuvor noch über Janes Anruf gesprochen, und vor allen Dingen über Elenor. Da mich mein letzter Fall nach Korsika geführt hatte und ich zuvor einige Zeit in Germany gewesen war, befand ich mich, was die Dinge in meiner Heimat anging, nicht mehr auf dem neuesten Stand. Suko hatte mich da aufklären sollen.
Er war zwar mit auf Korsika gewesen, doch zuvor war ihm auch nichts zu Ohren gekommen.
Da konnte nur Lady Sarah helfen. Schon auf der Bettkante sitzend beschloß ich, sie anzurufen. Die Horror-Oma, bei der Jane Collins bekanntlich wohnte, gehörte zu den Menschen, die sich immer sehr gut auskannten.
Sie war sehr belesen, hielt Augen und Ohren offen und würde mir bestimmt mehr sagen können.
Außerdem gehörte sie zu den Menschen, die nicht so früh zu Bett gingen. Sie würde sogar froh über die Störung sein, da kannte ich sie gut genug.
Sehr schnell hob sie ab und erkannte mich an meinen Lachen, den Namen hatte ich gar nicht gesagt.
»Aha, der verlorene Sohn ist zurückgekehrt.«
»Wieso das?«
»Weil ich so lange nichts mehr von dir gehört habe, mein Junge. Was ist denn so wichtig, daß du eine alte Frau bei einer ihrer wichtigsten Beschäftigungen unterbrichst?«
Da ich im Hintergrund Geräusche hörte, fragte ich, wie wichtig denn die Beschäftigung war.
»Ich schaute mir gerade einen Film an.«
»Ist er spannend?«
»Es geht.«
»Aber gruselig?«
»Nicht so sehr. Warte einen Moment.« Es wurde still. Sie hatte den Apparat ausgeschaltet. »So, jetzt nenn mir nur den Grund, weshalb du mich zu dieser Zeit störst.«
»Was dir bestimmt nicht so unangenehm ist.«
»Das steht auf einem anderen Blatt.«
Ich legte mich hin, um in einer bequemen Haltung zu telefonieren. »Es geht um…«
»Jane«, unterbrach sie mich.
»Sehr richtig.«
»Dachte ich mir.«
»Warum?«
Sarahs Stimme klang etwas skeptisch. »Sie hat sich da auf eine Sache eingelassen, die sich harmlos anhört, die es aber sicherlich nicht ist, mein Junge.«
»Woher weißt du das?«
»Nase, John, einfach Nase. Ich kann zwischen den Zeilen schnüffeln, wenn du willst.«
»Das denke ich mir.«
»Sie ist nach Glenfield gefahren, allerdings nicht allein. Ein Bekannter hat sie begleitet. Er heißt Hal Contni und ist…«
»Tot!« vollendete ich.
Man konnte Sarah Goldwyn, die Horror-Oma, nicht so leicht schocken. In diesem Fall hatte ich es geschafft, denn plötzlich wurde sie sehr still. Bis sie dann fragte: »Aber Jane lebt doch…?« Da zitterte die Stimme etwas nach.
»Ja, sie schon.«
»Gut, John,
Weitere Kostenlose Bücher