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077 - Das Kollektiv

077 - Das Kollektiv

Titel: 077 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Fremde damit zu tun hat«, murmelte sie stirnrunzelnd. »Aber was will sie von uns?«
    »Wer weiß das schon?« Li'issa räumte ihre Utensilien fort, kehrte mit einer getrockneten süßen Beere zurück und schob sie dem Kind in den Mund.
    »Gut möglich, dass sie eine Hexe ist. Mit magischen Kräften, die Unglück bringen, das Wetter beeinflussen und unsere Männer verrückt machen.«
    »Unsere Männer? Eine Zweiarmige? Glaubst du wirklich?«, fragte Kaajin erstaunt.
    Wortlos zeigte die Heilerin mit dem Daumen auf Dushkiins Schlafstatt, verzog den Mund und nickte grantig.
    Kaajin beugte sich vor. »Was wirst du tun?«, wisperte sie.
    »Was schon?« Li'issa griff nach einem Schultertuch. »Ich werde mit Semjo'on sprechen. Wenn einer weiß, was zu tun ist, dann er.«
    ***
    Als sich die Heilerin auf den Weg machte, hatte ihr Sohn seinen heimlichen Besuch beim Dorfältesten gerade beendet. Auch die beiden Männer waren zu dem Schluss gekommen, dass die fremde Frau etwas - mit den Vorfällen im Dorf zu tun haben musste.
    Semjo'on wollte Klarheit und hatte Dushkiin ausgesandt, die Barbarin zu holen.
    Als dieser in Kaajins Hütte kam, war die Fremde gerade damit beschäftigt, Gjöör'gi beim Häuten des Bären zu helfen.
    Überrascht schaute sie auf, sah die regendurchweichte Armbinde und erkannte den jungen Mann als den Kämpfer vom Strand. Sie lächelte ihm zu, und Dushkiin erwiderte ihre Begrüßung mit dem wahrscheinlich breitesten Grinsen diesseits des Kratersees.
    Es wollte überhaupt nicht mehr aufhören, und Gjöör'gi fühlte sich veranlasst, den reglos am Eingang Knienden aus seiner Starre zu reißen.
    »Meine Mutter ist nicht da, Dushkiin«, meldete er.
    »Das sehe ich, Schneckenhirn! Welchen Zweck, glaubst du, haben die beiden Augen in meinem Kopf?«
    »Keine Ahnung«, gab Gjöör'gi zu, stach das Messer in den Baa'i und schlitzte ihn auf. »Aber du guckst nirgendwo hin; nur auf Aruula, und da dachte ich…«
    »Aruula?«, unterbrach ihn Dushkiin verwirrt und errötete, als mit dem Jungen auch die Barbarin eine Bestätigung nickte.
    »Ja, so heißt sie: Aruula.«
    »Woher weißt du das?«, rief Dushkiin lauter als geplant. Gjöör'gi hörte den schlecht verhohlenen Neid in seiner Stimme und fühlte sich plötzlich haushoch überlegen.
    Also hob er das Messer, tippte sich - ungewollt - etwas Bärenblut ans Kinn und tat, als müsse er nachdenken, während er in aller Gemütsruhe die wachsende Spannung im Gesicht des Fischers studierte.
    »Hat sie mir gesagt«, verriet er schließlich und machte sich ohne weiteren Kommentar wieder an die Arbeit.
    Aruula wandte sich Dushkiin zu und breitete ihre Arme aus - zum Zeichen, dass sie nichts verstanden hatte.
    Der Fischfänger beschenkte den feixenden Jungen mit einem Finsterblick, winkte die Barbarin heran und verließ Kaajins Hütte.
    ***
    Aruula folgte dem jungen Rriba'low, wenn auch widerstrebend. Was hatte er vor? Es wurde schon Abend, und noch immer brauste der Sturm mit ungebrochener Kraft über das Land hinweg - wollte dieser Dushkiin sie den Naturgewalten aussetzen? Manches sprach dagegen, nicht zuletzt der in seiner Sinnlosigkeit schon komische Versuch des jungen Fischers, sie vor dem Regen zu schützen, indem er seine triefende Weste auszog und über ihren Kopf hielt.
    Sie dankte ihm den zusätzlichen Wasserschwall mit hellem Lachen.
    Als Aruula jedoch erkannte, wohin der hastige Lauf durch den Regen ging, erstarb ihr Lachen, und ihre Schritte verlangsamten sich.
    Unter den Felsen am Rande der Bucht stand eine einsame Hütte, nass und schwarz wie das flüsternde Gestein, das über ihr hing. Blitze flammten auf, und in ihrem unwirklichen Sekundenlicht kam der geschälte Monsterkopf aus der allumfassenden Dunkelheit geschossen, die das Hüttendach umgab. Es sah tatsächlich so aus, als würde er sich bewegen - was jedoch den Fischer, der neben ihr herrannte, nicht zu kümmern schien.
    Also rief sich Aruula ins Gedächtnis, wer sie war - eine Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln. Trotzdem schrak sie zusammen, als sie bei der Hütte ankamen und ihr Blick durch den Eingang auf Semjo'on fiel, der sie finster anstarrte.
    Im Affekt drehte Aruula um und wollte flüchten - aber Dushkiin stand im Weg und fing sie ab.
    Plötzlich fuhr die Fremde herum.
    Dushkiin war überrascht und griff nach ihr, um sie ins Trockene zu drängen.
    Sie fauchte irgendetwas, das er nicht verstand, und machte sich von ihm los.
    Ihre Augen blitzten wütend und verwirrten ihn noch mehr. Was war

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