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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Und warum quälen sie Julio?"
    Dorian dachte an die Schreie, die er letzte Nacht im Castillo gehört hatte. Stammten sie von diesem Julio?
    „Wer ist dieser Großinquisitor?" fragte Dorian.
    Aber sie war nicht fähig, ihm eine Antwort zu geben. Sie sank auf ihr Lager zurück, barg ihr Gesicht in den Armen, und ihr Körper begann wie unter lautlosem Schluchzen zu beben.
    Dorian hätte gern gewußt, ob sie auch Tränen weinte; Hexen hatten nämlich keine Tränen.
    Sixta wischte sich über die Augen und blickte ihn an. Ihre Augen waren jetzt dunkelrot.
    „Geh jetzt, bitte, Dorian!" sagte sie. „Ich weiß jetzt mehr über dich und möchte erforschen, was die Zukunft mir über dich sagt. Wenn es etwas Gutes ist, dann werden wir uns wiedersehen. Verlasse mich jetzt! Ich muß allein sein. Aber hüte dich vor Isidor Quintano!"
    „Danke für die Warnung", sagte er und nahm die Kette mit der gnostischen Gemme ab. Er überreichte sie ihr. „Ich lasse dich jetzt allein, Sixta. Aber bevor ich gehe, möchte ich dir dieses Amulett schenken. Es wird dich beschützen."
    Sie ließ es wortlos zu, daß er ihr das Amulett mit dem Abraxas umhängte. Die gnostische Gemme zeigte bei ihr keine Wirkung.
    Dorian verließ in der Gewißheit die Hütte, daß sie keine Hexe im Sinne des Wortes war. Sie mochte magische Fähigkeiten besitzen, aber sie war kein Dämon; und das erleichterte ihn.
    Er war froh, sie wiedergesehen zu haben, aber er hatte sich mehr von dieser Begegnung erwartet. Statt von ihr Aufklärung erhalten zu haben, war nun noch alles geheimnisvoller geworden.
    Er wußte nicht, wie lange er in Richtung Castillo Basajaun durch den Wald gegangen war, als er auf eine Lichtung kam. In ihrer Mitte stand ein zwei Meter hoher Scheiterhaufen. Der Schnee rundum war niedergetreten. Wer hatte den Scheiterhaufen errichtet? War er für Sixta bestimmt? War hier das Femegericht der Inquisition zusammengetreten?
    Dorian stand lange Zeit vor dem Scheiterhaufen und spielte sogar mit dem Gedanken, ihn abzutragen. Aber was hätte er damit schon erreicht?
    Der Dämonenkiller hatte das Gefühl, von unsichtbaren Augen aus dem Wald beobachtet zu werden. Er blickte sich unauffällig um, konnte aber niemanden sehen. So verließ er die Lichtung, machte einige Schritte und blieb dann plötzlich stehen. Er hörte hinter sich ein Geräusch, dann war wieder alles still.
    Jemand verfolgte ihn. Zu sehen war aber niemand.
    Er nahm sich vor, sich nicht weiter darum zu kümmern. Als er die Burg erreichte, betrat er sie nicht sogleich, sondern ging zu seinem Wagen und machte sich daran zu schaffen. Der Kleinbus der Franzosen war daneben geparkt.
    Nach einigen Minuten hörte der Dämonenkiller Schritte. Er drehte sich um. Isidor Quintano kam des Weges. Seine Beine waren fast bis zur Hüfte voll Schnee. Er hielt den Kopf gesenkt und tat, als sähe er Dorian nicht.
    „Quintano!" rief der Dämonenkiller ihn an.
    Der Verwalter zuckte zusammen und wandte sich ihm wortlos zu. Sein Gesicht war ausdruckslos. „Warum sind Sie mir nachgegangen, Quintano?" fragte Dorian geradeheraus und näherte sich dem Verwalter.
    In dessen Gesicht begann es zu arbeiten. Um seine Augen zuckte es. Er zwinkerte immerfort, kräuselte die Lippen, bleckte die Zähne. Es sah so aus, als müßte er um seine Beherrschung ringen, als wüßte er nicht, wie er auf Dorians Anschuldigung reagieren sollte.
    „Ich war im Wald", sagte er schließlich. „Und da habe ich Sie zufällig gesehen. Ich fragte mich, warum Sie sich dort herumtreiben. Es ist doch ungewöhnlich, daß sich ein Fremder, der sich hier nicht auskennt, in den Wald wagt, nicht wahr? Ich wollte den Grund Ihres seltsamen Benehmens herausfinden."
    „Ich glaube an keinen Zufall", sagte Dorian. „Viel eher scheint es mir so zu sein, daß Sie sich heute morgen nur verleugnen ließen, um mich beschatten zu können. So ist es doch, Quintano?"
    Der Verwalter verlor plötzlich die Beherrschung. Er ballte die schwieligen Hände zu Fäusten und begann vor Erregung am ganzen Körper zu zittern, so als müßte er sich gewaltsam zurückhalten, um sich nicht auf Dorian zu stürzen.
    „Sie werden es noch bereuen, so mit mir geredet zu haben!" schrie er Dorian an und drohte ihm mit der Faust. „Sie werden noch um Gnade winseln, aber dann wird es zu spät sein. Noch ist es Zeit, auf den rechten Weg zurückzukehren, Hunter. Bekennen Sie Ihre Schuld! Beichten Sie mir!"
    Quintano packte Dorians Hände und drückte sie zusammen. Er hielt sie wie in einem

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