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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hören wollten. Das sind wahre Teufel."
    Er hatte es kaum gesagt, als die Peitsche auf seinen Rücken niederknallte.
    „Es gibt natürlich einen Weg, um der Folter zu entgehen", sagte Quintano. „Es ist eine schnelle, saubere Methode, um die Schuld oder Unschuld eines Angeklagten absolut zuverlässig herauszufinden."
    „Das meine ich doch auch, daß wir unsere Unschuld durch logische Argumente beweisen können", sagte Duponte schnell.
    Der Schalk war längst aus dem feisten Gesicht des rundlichen Franzosen gewichen.
    Quintano schüttelte den Kopf. „Ich denke mehr an ein Gottesurteil. Wir nennen es, die Jungfrau küssen."
    „Was ist denn das wieder?" fragte Dupont mißtrauisch.
    „Kommen Sie mit!"
    Quintano ging voran zu einer Tür in der Seitenwand und öffnete sie. Duponte folgte ihm erst, als die Kapuzenmänner mit ihren Spießen nachhalfen.
    „Sehen Sie diese Statue dort?" fragte Quintano, als Duponte ihn erreicht hatte. Er deutete in den Raum hinter der Tür. „Wenn Sie diese Jungfrau küssen und sie zeigt keine Reaktion, dann ist Ihre Unschuld bewiesen."
    „So einfach ist das?" fragte Duponte ungläubig. „Und wo ist der Haken?"
    „Ich weiß nicht, was Sie damit meinen. Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?"
    Duponte betrachtete die seltsame Statue in zehn Meter Entfernung. Sie war zwei Meter groß und trug ein wallendes Kleid, das zerschlissen war und dunkle Flecke - wie von Blut - hatte; aber es konnte auch Schmutz sein. Das Kleid bedeckte den ganzen Körper, und es wehte leicht im Luftzug, der von irgendwoher kam.
    Duponte vermutete, daß die Figur aus Holz war, das schloß er aus dem Gesicht das weiß bemalt war, mit Augen und Mund und einer zierlichen Nase. Zu ihrer Zeit hatte diese Statue bestimmt ein Schönheitsideal dargestellt, und sie wirkte auch Jahrhunderte später noch immer anziehend und geheimnisvoll. Die Arme hatte die Statue ausgestreckt und erhoben; sie waren seitlich etwas ausgestellt. In der einen Hand hielt sie einen Apfel mit einem Kreuz, in der anderen einen winzigen, handtellergroßen Schild mit einem Adlerwappen.
    Eine bleiche Mädchengestalt, mit ausdruckslosem Antlitz, gefühllos, unbelebt, bewegungsunfähig. Welches Geheimnis barg sie?
    Duponte wog seine Chancen ab. Was würde passieren, wenn er diese Statue zu küssen versuchte? Vielleicht würde das einer der Kapuzenmänner mit der Waffe zu verhindern suchen? Ja, vielleicht war das der Trick, daß ihn jemand, wenn er seine Lippen auf das Gesicht der Jungfrau drücken wollte, von hinten richtete!
    Duponte schauderte über seine eigenen Gedanken. Es war Unsinn, in diesem Zusammenhang sofort an Mord und Totschlag zu denken. War es das?
    „Und Sie garantieren mir, daß die Entscheidung allein von der Jungfrau getroffen wird?" erkundigte sich Duponte. „Niemand sonst wird die Hand gegen mich erheben? Diese Statue wird das Urteil fällen?"
    Quintano nickte feierlich. „Es ist ein Gottesurteil. Sie können aber auch die Folter vorziehen." Duponte zuckte zusammen. Er war sich nunmehr des Ernstes der Lage vollauf bewußt und verlor keinen Gedanken mehr daran, wie unwirklich die Situation war, wie unglaublich, daß sein Leben von einem sogenannten „Gottesurteil" abhängen sollte.
    „Dann wollen wir mal!"
    Die Kapuzenmänner zogen sich aus dem Raum zurück. Nur Quintano blieb. Er schloß die Tür hinter sich. Das erleichterte Duponte.
    Er näherte sich der Statue, suchte sie beim Näherkommen mit den Augen Zoll um Zoll ab und ließ seine Blicke auch über die nähere Umgebung gleiten. Aber er konnte nichts Verdächtiges entdecken.
    Duponte hielt Quintano für verrückt genug, daß er tatsächlich an ein Gottesurteil glaubte und daran, daß derjenige unschuldig war, dem es gelang, die Jungfrau zu küssen.
    Dupontes Mißtrauen schwand allmählich. Er war schon bis auf zwei Meter an die Statue heran, ohne daß etwas passiert war. Dieser Quintano würde lange darauf warten können, daß die Jungfrau eine Reaktion zeigte. Sie war nur eine Statue, eine leblose Statue aus Holz. Und er würde sie erreichen und sie küssen, so oft man es von ihm verlangte. Er würde sie abknutschen, daß Quintano seine Freude hatte, denn das bedeutete die Freiheit. Das Leben.
    Plötzlich kam ihm der Verdacht, daß Quintano mit ihnen doch nur ein makabres Spiel trieb. Aber das hieße, daß Jean mitspielte. Warum eigentlich nicht? Der war für solch einen Blödsinn immer zu haben.
    Duponte beschleunigte seinen Schritt. Gleich hatte er die Statue

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