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077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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das.“
    „Bevor Sie in dem Wagen Leggatts einschliefen, haben Sie beide miteinander gesprochen?“
    „Natürlich.“
    „Hat er irgend etwas gesagt, mit dem er sich ausdrücklich als Leggatt zu erkennen gab?“
    Sie blickt nachdenklich vor sich hin und versucht sich zu erinnern. Der Mann ging ihr auf der Straße entgegen, zog seinen Hut und rief ihren Namen. ‚Mademoiselle Jeannine!’ Und sie rief: ‚Monsieur Leggatt!’ Er hat mit keiner Wimper gezuckt, das weiß sie genau. Aber dann sprachen sie von ihrem Zug, von Juliette, die sie vertreten mußte … und der Mann benahm sich so, wie Leggatt sich benommen hätte. Später war sie dann erstaunt über seinen Wagen, und er hatte ausweichend geantwortet. ‚Ich benütze ihn nur selten.’
    Sie gibt zu, daß der Mann sich weder negativ noch positiv geäußert hatte.“
    „Wir können also die Möglichkeit nicht ausklammern“, sagt Morestier vorsichtig. „daß es sich um einen Mann handelte, der Leggatt ähnlich sah und sich für ihn ausgeben wollte?“
    „Das ist richtig.“ Plötzlich fährt sie hoch. Eine Einzelheit kommt ihr ins Gedächtnis zurück. Es war in dem finsteren Zimmer, während sie mit ihrem Entführer sprach.
    „Ich fragte ihn: ‚Sind Sie Monsieur Leggatt?’ und er entgegnete: ‚Leggatt? Warum Leggatt?’ Ich glaubte sogar seine Stimme zu erkennen. Ich fragte ihn weiter, und dann sagte er plötzlich schlechtgelaunt: ‚Lassen Sie mich mit diesem Hampelmann in Ruhe.’“
    „Demnach wäre er es nicht…“
    Morestier denkt an einen möglichen Komplicen Leggatts, aber er läßt die Idee sofort wieder fallen. Sadisten und sadistische Kriminelle haben meist keine Komplicen. Sie sind fast immer Einzelgänger.
    Nun, sie sind nicht viel weitergekommen. Morestier wagt die Frage nicht zu stellen, die ihm auf den Lippen brennt: ‚Gibt es in dem Restaurant, in dem Sie arbeiten, einen anderen Gast, der Leggatt ähnlich sieht?’ Wenn alles andere wahrscheinlich werden soll, dann müßte es eine solche Möglichkeit geben.
    Aber Jeannine errät fast seine Gedanken.
    „Wenn es nicht Leggatt war, den ich in Saint Prix getroffen habe, dann muß es jemand gewesen sein, der uns beide kennt.“
    „Ja, Mademoiselle Jeannine“, sagt Morestier sanft.
    Sie versucht sich zu erinnern, und läßt alle Gäste und besonders die Stammgäste vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Morestier gibt ihr Zeit zum Nachdenken, obwohl er weiß, daß sie keine Alternative für Leggatt finden wird.
    Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Ich erinnere mich an niemanden, der in Frage käme.“
    „Vielleicht kann Fauchard etwas entdecken…“
    Letzten Endes würde es genügen, denkt Morestier, wenn dieser Mann Leggatt nur gekannt hätte …
    „Es kann sich natürlich auch um eine Art Persönlichkeitsspaltung bei Leggatt handeln“, fährt Morestier fort. „Eine Art von Doktor Jekyll, der sich in Mister Hyde verwandelt. Das würde auch die Tatsache erklären, weshalb Fauchard bei Leggatt nichts Verdächtiges gefunden hat. Denn der Leggatt, den Sie als Stammgast in dem Restaurant kannten, hat bestimmt nichts mit dem Leggatt zu tun, der Sie entführte.“
    Er schweigt einen Augenblick lang. „Das würde auch erklären, weshalb dieser Satan – nennen wir ihn ruhig bei dem Namen, den er sich selbst gewählt hat – auch nie eine konkrete Bemerkung über Leggatt gemacht hat.“
    Satan! Schließlich hat er jedes medizinische Interesse, Jeannine ihre mystische Angst vor der Bedeutung dieses Wortes zu nehmen.
    „Er hat eine Bemerkung über Leggatt gemacht, aber in ziemlich verächtlichem Tonfall“, bemerkt Jeannine.
    „Ja, genau.“
    Morestier läßt Jeannine Zeit, diese Idee in sich aufzunehmen. Er ist zufrieden, daß sie so prompt reagiert hat, denn das beweist ihm, daß sie intelligent ist und weiß, worauf er hinauswill.
    Noch eine zweite Idee möchte er ihr nahebringen. „Als Sie aus dem Haus flohen, hatten Sie den Eindruck, daß er Sie verfolgt?“
    „Ja.“
    „Wie ist das vor sich gegangen?“
    „Er hat mich gerufen, aber er war noch im ersten Stock, dann hörte ich seine Schritte auf der Holztreppe, und das hat mir die Kraft gegeben, davonzulaufen. Draußen hat er mich ein zweites Mal gerufen.“
    Das könnte für den Kommissar eine wichtige Einzelheit sein; er versucht ja, das Haus zu finden. Und irgend jemand könnte diesen Schrei gehört haben.
    „Und dann?“
    „Dann … ich weiß nicht … ich war zu verwirrt! Ich habe doch kaum bemerkt, daß ich einen

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